Brauchtum
Ausnahmezustand in Nittendorf

Ein perfektes Festwochenende erlebten Kirtaburschen und Trachtler in Nittendorf. Viele Gäste feierten bei bestem Wetter mit.

04.09.2019 | Stand 16.09.2023, 5:33 Uhr
Paul Neuhoff

Die Nittendorfer Kirtpaare 2019 nach dem Einzug aufs Festgelände und dem Tanz um den Baum Foto: Paul Neuhoff

Das Dorf auf den Jurahöhen war am Wochenende wieder einmal im Ausnahmezustand. Die Nittendorfer feierten ihren Burschenkirta. Musik und viel gute Laune bestimmten die Tage. Im großen Festzelt, das die jungen Leute unter der Leitung von Matthias Kugler und Andreas Hofmeister mit großem Arbeitseinsatz in den Tagen zuvor aufgebaut hatten, war am Kirtafreitag der Gebirgs- und Volkstrachtenverein „D‘Naabtaler Etterzhausen“ zu Gast. Dieser beging sein 70-jähriges Bestehen mit einem kleinen Festakt.

Pfarrer im Stau

Wenn auch für beide Vereine an den Tagen eigentlich alles rund lief, begannen die Feierlichkeiten der Trachtler am Freitag Nachmittag etwas holprig. Zum Festgottesdienst um 16 Uhr hätte für den erkrankten Ortspfarrer Stephan Forster eine Vertretung aus einer Regensburger Pfarrei kommen sollen. Der Priester war jedoch in der alltäglichen Staufalle auf der Autobahn gefangen. Aber Trachtler sind nicht nur der Tradition verbunden, sondern auch flexibel. Heinz Zenger, Vorstand der eingeladenen Kallmünzer Trachtler fasste sich nach zwanzig Minuten Wartezeit ein Herz und hielt mit Zustimmung der Kirchenbesucher einen kurzen Wortgottesdienst. Danach ging es mit Blasmusik ins Festzelt, wo Herbert Kroha, Vorstand des Jubelvereins, neben der örtlichen Prominenz auch Landrätin Tanja Schweiger und Gauvorstand Peter Kurzwart begrüßen konnte. Schweiger würdigte das Engagement des Vereins für den Erhalt des Brauchtums und sah die Aktivitäten als eine Art der Stressbewältigung in unserer Zeit. Angesichts des hohen Altersdurchschnitts der Etterzhausener Trachtler forderte Bürgermeister Helmut Sammüller die Kirtaburschen und Kirtamadln augenzwinkernd auf, sich dem Trachtenverein anzuschließen.

Vorsitzender Herbert Kroha zeigte sich besonders erfreut, dass auch Mitglieder des Trachtenvereins aus der Partnergemeinde Langenwang in der Steiermark den weiten Weg auf sich genommen hatten, um mitzufeiern. Den Festakt rundeten Auftritte der Kallmünzer Plattlergruppe und der Goaßlschnalzer der Beratzhausener Trachtler ab.

Anzapfen:Schwalben:Freibier:Kiachl:
Der Nittendorfer Bürgermeister Helmut Sammüller ist schon geübt und brauchte nur drei gezielte Schläge, um das erste Fass mit süffigem Festbier aus der Schlossbrauerei Eichhofen fachgerecht anzuzapfen.Der Kirtabaum wird von kräftigen Burschen traditionell ohne mechanische Hilfe aufgestellt. Zum Hochwuchten des schweren Stammes werden lediglich „Schwalben“, Fichtenstangen, die jeweils paarweise mit Stricken zusammengebunden sind, verwendet.Die ersten fünfzig Liter des Bieres hatte der Nittendorfer Burschenverein spendiert. Nachdem die örtliche Prominenz zuerst mit einem Glas Bier auf das Gelingen des Festes angestoßen hatte, verteilten fesche Kirtamadln Kostproben im Zelt.Wie schon in den Jahren zuvor fertigten wieder fleißige Hobbybäckerinnen „Kiachl“ vor Ort. Dazu wurden aus Mehl, Milch und Hefe über 600 kleine Kugeln geformt, die gekonnt zur bekannten Kiachlform ausgezogen und in heißem Butterschmalz herausgebacken wurden.

Am Freitag um 20 Uhr eröffneten knapp zwanzig fesch gewandete Kirtapaare unter der Führung von Andreas Hofmeister mit dem Einzug ins Festzelt das fröhlich-bunte Kirtawochenende. Bürgermeister Helmut Sammüller zapfte das erste Fass Festbier gekonnt und ohne Spritzer an. Hübsche Kirtamadln brachten das frische Freibier unter die Besucher. Auf der Tanzbühne in der Zeltmitte zeigten im Verlaufe des Abends die Kirtapaare zusammen mit Trachtlern schöne Volkstanzfiguren.

Markt spendiert Baum

Der Samstag gehörte dem Baumaufstellen. Starke Burschenarme wuchteten die knapp dreißig Meter lange Fichte mit den „Schwalben“ unter dem bewährten Kommando von Zimmererpolier Johannes Neuhoff in die Höhe. Den Baum durften sich die Aktiven dieses Jahr aus dem Gemeindewald holen. Das Aufstellen des schön geschmückten Stammes verfolgten bei schönstem Wetter wieder zahlreiche Zuschauer. Musikalisch half „Blechfeez“ mit. Die Gruppe intonierte, als der Baum stand, die Bayernhymne, bei der die Burschen sogar mitsangen. Am Abend ließ die Partyband „Notausstieg“ das Zelt zur Freude der überwiegend jungen Gäste bis Mitternacht beben.

Den Sonntag begannen die Kirtapaare traditionell mit einem von Father John zelebrierten Gottesdienst, den die Jugendlichen mitgestaltet hatten. Kirtamadl Milena Kostic hatte dazu eine beeindruckende Meditation zum Thema „Verwurzelt sein“ geschrieben. Nach dem Frühschoppen mit der „Deigner Musi“ warteten am Nachmittag Zuschauer in rekordverdächtiger Zahl auf den Höhepunkt des Kirta, auf den Tanz der Paare um den Baum. Die Gäste wurden nicht enttäuscht. Unter den Klängen der Blaskapelle Viehhausen zeigten die Kirtapaare nach dem Einmarsch auf den Festplatz einige perfekt einstudierte Tanzfiguren. Tanzmeister war dieses Jahr der Vorsitzende des Burschenvereins, Matthias Kugler. Mit dem traditionellen „Kiachlnbettln“ am Montag endete dann für die Paare ein wiederum sehr anstrengendes, aber fröhliches Kirtawochenende. Allerdings stand der Abbau des Festplatzes noch bevor.

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