Freizeit
Pflanzen und gestalten: Garteln boomt

Das Hobby Garteln hat sich verändert. Das zeigt auch die Geschichte des OGV Undorf, der jetzt 50-Jähriges feiert.

19.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr
Paul Neuhoff

Auf ihrem Bankerl im Grünen: Alois und Erika Seitz. Fotos: Neuhoff

Undorf hat viele schöne Gärten. Oft hat der Obst- und Gartenbauverein, der am Samstagnachmittag seinen 50. Geburtstag mit einem Umzug und einem gemütlichen Beisammensein mit der Blaskapelle Viehhausen am Kultursaal feiert, deshalb solche Anlagen schon ausgezeichnet. Einer dieser Gärten ist der der Familie Seitz im Werdenfelser Weg. Zum Jubiläum ihres Vereins erlaubte sie der Mittelbayerische Zeitung einen Blick über den Zaun.

Das große Hausgrundstück des Ehepaares liegt an einem steilen Hang über dem Tal der Schwarzen Laber. Durch die hohen Laubbäume jenseits der Grundstücksgrenze ist die bekannte Bildungsstätte „Haus Werdenfels“ zu sehen. Die Gartenfläche ist im Wesentlichen nach Südwesten ausgerichtet und durch die Hanglage eher ein typischer Trockenstandort des Jura.

Grüne Daumen und Bienen

Wie Alois Seitz verrät, ist es seine Frau, die ihr Paradies seit Jahren unermüdlich gestaltet, bepflanzt und pflegt. Sein Part sei die Arbeit mit den Bienen und ihren derzeit fünfzehn Völkern.

Auch Vereinschef Günther Scherl kam zum Ortstermin. Garteln hat sich verändert, sagt er. Die Kriterien, auf Basis derer der OGV seine Mitglieder ehrt, auch. Waren in den 1970er Jahren die Geranien an Balkon und Fenstern noch ein absolutes Muss, wird heute ein großes Augenmerk auf die Ökologie, auf die Wertigkeit des Gartens für die Natur gelegt. Der gesunde Nutzgarten, also die Eigenversorgung mit unbehandeltem Obst und Gemüse steht ebenso im Fokus. Einer der Gärten, die in dieser Richtung besonders herausstechen, ist der von Erika und Alois Seitz.

Ein Gelände, wie sie es haben, empfinden manche Grundstücksbesitzer als Nachteil. Die Familie Seitz hat die Geländeformation aber als Chance genutzt. Was beim Rundgang sofort ins Auge fällt, ist eine Vielfalt an Pflanznischen, Pflanzinseln, Treppen und Treppchen, Terrassen und liebevoll angelegten und bepflanzten Einbauten am Hang. Gras ist rar. Nur ein etwa zwei bis drei Meter breiter Streifen zieht sich durch den ganzen Garten und dient eher als Schubkarrenweg zum Transport von Erde und sonstigen Materalien.

An der Steilböschung an der Terrasse darf Geißkraut, Goldrute oder wilder Majoran ebenso wachsen, wie sonstige Wildblumen, aber auch Phlox und Taglilien. An einem zweistämmigen Baumstumpf gegenüber der Böschung rankt Efeu, das zwar unscheinbar blüht, aber dann bei den Bienen als Nahrungsquelle begehrt ist. Weitere abgestorbene Büsche und Bäume säumen den Grasweg. „Dort ist der Specht zugange“, merkt Alois Seitz an und ergänzt, dass alle anfallenden Pflanzenteile auf dem Gelände verbleiben. Dadurch entsteht Lebensraum, in dem sich Igel, Eidechsen oder auch Schlingnattern wohlfühlen.

Der Undorfer Obst- und Gartenbauverein ist am 17. April 1968 gegründet worden und ist mit mehr als vierzig Mitgliedern gestartet. Damals war erstes Ziel, gemeinsam die Versorgung mit eigenem Obst und Gemüse zu optimieren. Aber auch der Blumenschmuck an den Häusern war ein Schwerpunkt. Mit Informationsveranstaltungen und Sammelbestellungen für Torf, Blumen und Dünger konnten immer mehr Gartenbesitzer Vorteile aus dem Verein ziehen.

Ein Motor der Dorfgemeinschaft

Die Mitglieder schauten von Anfang an auch über den Gartenzaun und engagierten sich für die Dorfgemeinschaft. So wurde 1970 der Kinderspielplatz bei der Hauptschule fertiggestellt. Die Aufstellung zahlreicher Ruhebänke und die gärtnerische Gestaltung und Pflege des öffentlichen Raumes sind ein Markenzeichen des Vereins. Dabei wurden viele Laub- und Obstbäume sowie Sträucher gepflanzt. Vor über 15 Jahren gründete sich eine Kindergruppe, die „Undorfer Fechser“, die immer noch ein fester Bestandteil im Verein ist. Der Nachwuchs soll lernen so zu garteln, wie es zum Beispiel Familie Seitz seit Jahrzehnten tut.

Die Seitz’ sorgen für Wow-Effekte in ihrem Garten. Ein „Ortsschild“ neben dem Hauseingang verweist auf den „Garten Eden“. Dieses Areal, das Ruhe und Wärme ausstrahlt, nimmt den Betrachter sofort in Bann. Viele kleinflächige Pflanzbeete, mit Lesesteinen oder alten Dachziegeln eingerahmt, beherbergen eine Vielzahl an Blumen und Kräutern, an denen wiederum Bienen, Hummeln und sonstige Insekten ihre Freude haben. Trotz der Arbeit, die ein solch blühendes Paradies bereitet, haben Erika und Alois Seitz noch Zeit für eine Ruhepause auf einer der Gartenbänke, die man ebenfalls in jeder Ecke des Gartens findet. Am Samstag aber wird erst mal gefeiert.