Hobby
Modellbahn fasziniert Groß und Klein

Die Ausstellung für Modellbahn-Sammler in Obertraubling war ein Eldorado für Fans. Es gab Angebote für jeden Geldbeutel.

06.10.2019 | Stand 16.09.2023, 5:30 Uhr
Elisabeth Angenvoort

Die 47. Modellbahn-Börse des Regensburger Vereins der Straßenbahn-, Walhallabahn- und Eisenbahnfreunde fand in Obertraubling statt. Foto: Angenvoort

Die Modellbahn-Börse des Vereins der Regensburger Straßenbahn-, Walhallabahn- und Eisenbahnfreunde (RSWE ) findet seit 24 Jahren statt und hat auch beim 47. Mal offensichtlich nichts an Anziehungskraft verloren.

Bereits eine halbe Stunde nach Öffnung der Mehrzweckhalle in Obertraubling sind die Gänge zwischen den Anbieterständen gut gefüllt: Etwa 200 Besucher hat Organisator Bernd Heinrich bis dahin gezählt. Bis zu 500 werden insgesamt erwartet. Ein Drittel davon sind Stammgäste, sagt Heinrich, für die sich die Börse als feste Größe im Kalender etabliert hat.

Viele kommen, weil es einfach Spaß macht zu stöbern und sich auszutauschen. Dem Verein ist es wichtig, dass sich nicht nur die Besucher, sondern auch die Aussteller wohlfühlen. Vertrauen ist hier die Basis – wie in jeder guten Beziehung – darum pflegt Heinrich den persönlichen Kontakt zu jedem Aussteller.

Alles ausprobieren und testen

„Was uns auszeichnet ist der Service, den wir bieten“, sagt er. Die Leute können die Ausstellungsstücke in die Hand nehmen und ausprobieren; ein Serviceteam testet Einzelstücke nach Funktionalität und nimmt bei Bedarf auch kleinere Reparaturen vor.

„Niemand soll die Katze im Sack kaufen müssen“, sagt Vereinsmitglied Lothar Michel, der an diesem Sonntag an der eigens aufgebauten Teststrecke sitzt: Ein Alleinstellungsmerkmal, denn so etwas findet man sonst auf keiner vergleichbaren Börse.

Zwischendurch prüft Michel mitgebrachte „Dachbodenfunde“, in Ausnahmefällen nimmt er Teile für größere Reparaturen mit nach Hause. Seit wann er denn Eisenbahnfreund ist? Die „übliche Karriere“, sagt er, ein Geschenk zu Weihnachten, als er sechs Jahre alt war, und seitdem hat ihn die Leidenschaft nicht mehr losgelassen. Ähnliches erzählt Bernd Heinrich, der aus einer Eisenbahnerfamilie stammt. Die Liebe zu den Miniaturzügen wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Dieses Hobby deckt so viele Bereiche ab, sagt der pensionierte Berufssoldat: Technikbegeisterte kommen ebenso auf ihre Kosten wie Bastler, die ihre Gleise noch von Hand einschottern oder nach naturgetreuer Begrünung suchen. „Wir sind vielseitig narrisch“, lacht er. Petra Michel ergänzt: „Es ist faszinierend, über wie viele Dinge man beim Modellbau nachdenkt“.

Die Miniatur-Nachbildung von tatsächlich existierenden Gegebenheiten fordert den Geist heraus, ist die Kartografin überzeugt. Selbstverständlich hilft man sich gegenseitig je nach Talent, wenn „alte Schätzchen“ wieder zum Laufen gebracht oder Lieblingsbahnhöfe maßstabsgetreu nachgebaut werden sollen.

Dieses Hobby lebt vom Austausch, und ist keinesfalls nur etwas für die Generation 50 plus oder gar vom Aussterben bedroht. Mit der zunehmenden Digitalisierung ist auch das Interesse bei den Jüngeren wieder gestiegen, hat Heinrich festgestellt. Mit dem iPad lassen sich mittlerweile ganze Anlagen steuern.

Auch absolute Raritäten dabei

23 Aussteller sind an diesem Sonntag vor Ort, aus Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen sind sie angereist und bieten Zubehör, Ersatzteile und Sammlerstücke in allen Maßstäben und Spurweiten an, analog wie digital.

Die Preise bewegen sich zwischen wenigen Euro bis zu einem schwer schätzbaren Wert für absolute Raritäten, wie die amerikanischen Disney-Lokomotiven der Erlanger Ausstellerin Bianka Strobel: „Vitrinenmodelle“, sagt sie, die sie gerne selbst wieder mit nach Hause nimmt. Strobel ist eine der wenigen weiblichen Exemplare in dieser Männerdomäne, was nichts mit Vorurteilen zu tun hat, sondern den Tatsachen entspricht. Strobels Mann ist seit Jahren passionierter Fleischmann-Sammler; sie selbst wollte nicht jedes Wochenende allein daheim sitzen: „So hat es angefangen“.

Dass sie persönlich Modelleisenbahn-Fans für eine „aussterbende Spezies“ hält, scheint sich zumindest an diesem Tag nicht zu bestätigen. Tizian Futterer ist einer von vielen der jüngeren Besucher und gemeinsam mit seinem Freund Lukas und seinem Vater hier. Heute haben sie ein Sammlerstück erworben: einen ICE Speisewaggon für Tizians Modellbahn zuhause.

Auch Sabrina Schön gehört zur jungen Generation. Sie hat ein Miniaturmodell ihres Autos entdeckt: „Genau das fahre ich in Wirklichkeit“, freut sie sich. Das Interesse an der Modellbahn-Börse bestätigen auch dieses Mal die Organisatoren. „Was uns allerdings derzeit fehlt, ist ein Vereinsheim“, sagt Franziskus Müller. Möge sich dieser Umstand bald ändern.

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