Kirche
Beinert seit 60 Jahren Priester

Der Professor ist Träger der Pentlinger Ehrenmedaille, Seelsorger und Bindeglied zu Benedikt XVI. Nun feierte er Jubiläum.

15.10.2019 | Stand 16.09.2023, 5:23 Uhr
Josef Eder

Professor Dr. Wolfgang Beinert (links) und Pfarrer Horst Wagner bei der Feier anlässlich Beinerts 60-jährigem Priesterjubiläum Foto: Josef Eder

Der emeritierte Dogmatikprofessor und Pentlinger Seelsorger Professor Dr. Wolfgang Beinert (86) feierte am Sonntag sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Die dem Apostel Johannes dem Täufer geweihte Pentlinger Papstkirche war voll besetzt. Stadtpfarrer Horst Wagner würdigte Beinerts pfarrseelsorgliches Engagement.

Bei einem Stehempfang im gegenüberliegenden Kindergarten gratulierte die 1. Bürgermeisterin Barbara Wilhelm und Kirchenpfleger Erwin Hopf-ensperger. Wilhelm bezeichnete Beinert als Bindeglied zum Ehrenbürger, dem ehemaligen Papst Benedikt XVI. „Sie sind unverzichtbar für das weltliche und kirchliche Pentling. Pentling schätzt Sie, den gelehrten, herzlichen, freundlichen Menschen, der seine großes Wissen volksnah wiedergibt“, so Wilhelm.

Auch der 3. Bürgermeister Wilhelm Haubner, die Gemeinderäte Theo Gruschka und Josef Eder sowie viele Gläubige waren unter den Gratulanten. Beinerts Bruder Dr. Joachim Beinert war aus Freiburg angereist.

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Der vitale Professor ist bekannt für seine geschliffenen Reden, die jeden zum Nachdenken anregen. Es sind nicht nur kirchliche Thematiken, die er aufgreift. Politik, Umweltschutz und was ihm, der kirchlichen und der politischen Gemeinde am Herzen liegt, thematisiert er in seinen Predigten, bei denen er immer wieder das Alte oder Neue Testament, die Bibel oder die verschiedenen Apostelschriften, Enzykliken und Worte der Oberhirten einbaut.

Kritische Töne sind und waren ihm, der seit 1978 in Pentling wirkt, nie fremd. Seine Predigten spricht er manchmal sanft, dann wieder mit wort- und stimmgewaltigem Nachdruck. Der Jubilar forcierte auch den Kontakt zur evangelischen Kirche mit dem regelmäßig stattfindenden ökumenischen Bibelkreis.

Ein streitbarer Kirchenmann

2016 wurde Professor Beinert als erstem Bürger die neu geschaffenen Ehrenmedaille, die zweithöchste Auszeichnung nach der Ehrenbürgerwürde, für sein vielfältiges, jahrzehntelanges ehrenamtliches sowie seelsorgerisches Engagement in Pentling verliehen. Der am 4. März 1933 in Breslau geborene Beinert ist als streitbarer Kirchenmann, Türöffner im Vatikan und brillanter Rhetoriker bekannt. Er begegnete auf seinem Studienweg der Theologie und Dogmatik Joseph Ratzinger, was für ihn richtungsweisend war und bis heute ein verbindendes Element zum ehemaligen Papst darstellt. Er übernahm die seelsorgerischen Aufgaben in der Filialgemeinde Pentling, die Ratzinger bis zu seiner Bischofsweihe in der Erzdiözese München und Freising innehatte.

Der emeritierte Dogmatikprofessor lebt seit 1969 in der Gemeinde und ist hier vielfältig engagiert.Nach dem Studium in Bamberg schickte ihn der dortige Erzbischof, der schnell sein Talent erkannte, nach Rom. Dort promovierte er. 1959 wurde er in der Ewigen Stadt zum Priester geweiht. Schon nach dreijährigem pastoralen Dienst in der Erzdiözese Bamberg kam Beinert nach Tübingen, um bei Joseph Ratzinger, dem zukünftigen Papst Benedikt XVI., zu habilitieren.

Predigt mit aktuellem Bezug

Für die Pentlinger ist er der Pfarrer, dessen Engagement die Werktagsgottesdienste aufrecht erhalten konnte. Bei Beinert durften schon früh Mädchen ministrieren. Die Ministrantenausflüge mit ihm sind immer ein Erlebnis. Beinert verkündete an seinem Ehrentag freudig, dass er über 500 Euro als Erlös des Erntedankgottesdienstes auf das Messdienerkonto überweisen konnte. Die andere Hälfte bekam der Kindergarten.

Für den Jubilar ist Priester ein schöner, aber schwerer Beruf. Er ist nicht gerne allein. Phänomenal ist sein gutes Gedächtnis. Prof. Beinert war die geistliche Begleitung des Hölkeringer Franz Menzl auf seinem Weg zum Priester. Bei seiner Sonntagpredigt nahm Beinert Bezug auf Umwelt- und Naturkatastrophen, den Klimawandel und die Kirchenkrise.