Freizeit
Schönheitskur für den Waldspielplatz

Der Waldspielplatz im Hohengebrachinger Forst ist nach einer Sanierung wieder für die Sommerspielsaison bestens gerüstet.

16.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr
Josef Eder

Der Sandkasten wird abgebaut. Foto: Josef Eder

Mit schwerem Gerät wird der alte Sandkasten des Waldspielplatzes im Hohengebrachinger Forst „Am Dürrbuckel“ von Wolfgang Fröhlich und Patrick Müller, zwei Mitarbeitern des gemeindlichen Pentlinger Bauhofes entfernt. Die Holzbohlen zieht der Lader aus der Erde, so dass nur mehr das betonierte Streifenfundament dort verbleibt. Zuletzt wird der Sand auf den zwischen Bäumen stehenden Lkw verladen.

Flugs ist die neue Umrandung aus unbehandelten Holzbohlen aufgebaut. Eisen werden in den Boden geschlagen, damit die Bohlen daran befestigt werden können. Am Ende rangiert Fröhlich nochmals mit einer Fuhre Sand in den Wald. Müller holt mit der Laderschaufel Ladung für Ladung von der Ladefläche und bringt so circa fünf Tonnen feinen Naturspielsand aus der Sandgrube bei Poikam ein. Die ersten Kinder tauchen auf. Mit Sandschaufeln beginnen sie zusammen mit den Männern, den Sand zu verteilen. Man sieht, allen macht diese Arbeit Spaß.

Die Seilbahn wird noch repariert

Dicht neben dem Sandkasten steht eine Vogelnestschaukel. Auch sind neue Standstützen zuerkennen. Ebenso bei der unweit aufgebauten Schaukel. In den nächsten Tagen wird auch die Seilbahn wieder repariert. Eine bei Sturm umgestürzte Fichte hat sie beschädigt. Stetig stehen die beiden Bauhofmitarbeiter, sie sind von Beruf Schreiner und Tiefbauer unter Beobachtung. Die Kinder schauen zu. Die Benutzer des vorbeiführenden wurzelfreien Trimm- und Laufpfades, denn auch Sehbehinderte nutzen können, nehmen die Arbeiten wohlwollend zur Kenntnis.

Der Spielplatz ist ein Platz für Alt und Jung. Er wird von vielen Erholungssuchenden genutzt. Eltern und Großeltern kommen gern mit ihren Enkeln oder Kindern zum Spielplatz. Er gehört zum Staatsforstbetrieb Kelheim. Im Jahre 1978 wurde er errichtet. Die Spielgeräte werden durch die vielen Besucher aus der Stadt und dem Umland arg in Mitleidenschaft genommen, so dass immer wieder – meist unentdeckt von der breiten Öffentlichkeit – Wartungsarbeiten vorgenommen werden. In regelmäßigen Abständen werden die Spielgeräte aller Spielplätze im Pentlinger Gemeindegebiet in Augenschein genommen. „Beschädigungen und Auffälligkeiten werden protokolliert, und wenn es technisch möglich ist, sofort wieder instand gesetzt“, so Fröhlich.

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Pentlings erste Bürgermeisterin Barbara Wilhelm ist ein Fan des Spielplatzes. Unter dem grünen Blätterdach bietet er den Kindern und ihren Erziehungsberechtigten einen Zugang zur Natur. Mit allen Sinnen können sie genießen: den Schatten, den Duft sowie die vielfältige Geräuschkulisse des Waldes. Die Verkehrsadern sind nahe, aber trotzdem soweit entfernt, dass man die Kleinen allein laufen lassen kann. Kelheims Forstbetriebsleiterin Sabine Bichlmaier hat den Platz ebenfalls im Fokus. Sie ist begeistert, dass dieser von Bevölkerung so angenommen wird. „Den Wald erleben. Seine nicht monetären, aber für die Gefühle und Sinneswelt wertvollen verborgenen Schätze finden“, betont sie. Der Waldspielplatz hier ist dazu geradezu prädestiniert. Ständig wird der Wald vom Forstbetrieb kontrolliert. Erst kürzlich fanden Fällarbeiten und Neupflanzungen statt. Der Umbau des Waldes findet seit Jahren meist unbeobachtet von der Öffentlichkeit statt“, erläutert Bichlmaier am Telefon.

Der Spielplatz im Naherholungsgebiet wird täglich von Vielen aufgesucht. Er ist ja auch attraktiv ausgestattet und gut erreichbar auf einer Waldlichtung. Im Sommer ist es dort angenehm kühl. Keine hochmodernen Spielgeräte lenken die Kinder ab, die kreativ sein können. Am Rande des Platzes haben sie sich die eine kleine Hütte aus Ästen gebaut. Hier feiern Kinder manchmal ihre Geburtstage. Der Platz ist ganzjährig nutzbar. Im umgebenden Wald haben die Besucher weitere Verweilmöglichkeiten. Es gibt eine gute Verkehrsanbindung durch die R4, die RVV-Linie 16 (Hohengebraching) und beschattete Parkplätze.

600 Unterschriften gesammelt

Im Jahre 2001 wäre der Platz beinahe zum Sterben verurteilt gewesen. Der Gemeinderat Pentling hatte damals die Sanierung aus Kostengründen, es waren ca. 100 000 Mark veranschlagt, abgelehnt. Sabine Dedio und Andrea Robold zwei junge Mütter aus dem Niedergebrachinger Baugebiet Rehfeld II, wollten das nicht wahrhaben. Sie wurden aktiv. Innerhalb weniger Tage sammelten beide mehr als sechshundert Unterschriften für den Erhalt des Platzes und aktivierten außerdem Sponsoren.

Handelnde Personen – der damalige Pentlinger erste Bürgermeister Albert Rummel, Erwin Engäßner jetzt Forstdirektor a.D., sowie der zuständige Förster Alexander Hönig – waren von dieser Initiative so angetan, dass sie eine Lösungsmöglichkeit fanden. In Zusammenarbeit mit der Waldarbeiterschule, den Forstbediensteten und dem gemeindlichen Bauhof begann die Sanierung. Am Ende kostete sie 18 749,02 Euro ohne Arbeitszeit. Diese wurde mit rund 15 000 beziffert.

Vor elf Jahren zum 30-jährigen Jubiläum erstrahlte der Spielplatz nach einer größeren Renovierung in neuem Glanze. Drei kleine Spiel- und Unterstellhäuser wurden aufgestellt. Gebaut haben diese Hütten die Landshuter Werkstätten (Außenstelle Kelheim). Die Häuser mit dem Grundmaß 2 x 3 Meter und einer Höhe von zwei sind aus Lärchenholz. Die verwendeten Bäume wurden vor Ort im Wald geschlagen.