Umwelt
Paddeln für eine saubere Naab

03.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:30 Uhr
Selina Schaefer
Die Freiwilligen sammelten an und in der Naabmündung Müll. −Foto: Franziska Braunschädel

Es herrscht bereits gute Laune und Betriebsamkeit vor dem Café Boot des Paddelverleihs. Ziel der versammelten Freiwilligen: nicht nur gemütlich paddeln, sondern dabei gemeinsam Naab und Donau von Unrat zu befreien.

In Weiß und Türkis gekleidet, den Vereinsfarben von Clean River Project, erklärt Franziska Braunschädel kurz den Ablauf der Aktion. Sicherheitshalber werden alle mit Holzzange und Handschuhen ausgerüstet. Zusätzliche Ansporn bietet neben der schönen Natur das Küren des motiviertesten Teams und des kuriosesten Fundstücks.

„Es ist unser erstes Projekt in Bayern“, erzählt Braunschädel, Mitorganisatorin und zweite Vorsitzende des Vereins, der in Berlin und an der Mosel ansässig ist und sich gegen globale Vermüllung einsetzt. Der Mariaorter Paddelverleih von Benedikt Maier und Alexander Lautenschlager habe die Projektkooperation angestoßen und stelle für die Aktion die Boote kostenlos zur Verfügung.

Kunstwerke aus Müll

Der Verein rufe regelmäßig zu Clean-up-Aktionen auf. Aus dem aufgesammelten Müll würden auch Kunstwerke für Ausstellungen gemacht, die auf eben dieses Problem hinweisen sollen, sagt Braunschädel. Sie stellt aber klar: „Jeder muss sich bewegen, nicht nur einzelne Gruppen, sondern auch die Industrie.“ Man müsse „komplett umdenken“, etwa bei der Produktherstellung im Hinblick auf ihre Benutzung und vor allem die Zeit danach.

Von einer Verschärfung der Strafen gegen Umweltsünder hält sie wenig: „Mit erhobenem Zeigefinger ist hier nicht gedient.“ Ihr Ansatz ist ein anderer: „Wir wollen, dass Umweltschutz auch Spaß machen kann.“ Aktionen wie diese sollen dafür drei wesentliche Ziele erfüllen: „Aufrütteln, aufräumen, aufklären.“ Die Tragik der Thematik fasst sie in einem Zitat nach Konrad Lorenz zusammen: „Der Mensch schützt nur was er liebt und liebt nur was er kennt.“ Deswegen wollten sie bei den Clean-ups den „Menschen wieder in den Naturraum zurückbringen“. Auch wenn viele Flüsse auf den ersten Blick sauber scheinen, lohne es sich genauer hinzusehen. In ihrer Zeit als Müllsammlerin hätten sie nicht nur Kurioses, sondern teils auch Gefährliches aus dem Wasser geholt: Dildos, Kühlschränke oder auch Propangasflaschen. „Müllsammeln hat auch was Meditatives“, befindet sie.

Die 51 Teilnehmer aller Altersgruppen und von überall herkommend vereint derselbe Wunsch. Kai, der sich mit sechs weiteren Mitstreitern von der Initiative Welle Regensburg bereit macht, erklärt: Man habe ein gemeinsames Interesse, „die Stadt lebenswert zu erhalten“. Die Gruppe sammle gerade Unterschriften für eine Flusswelle in der Donau zum Surfen. Auch vier ehemalige Regensburger Studenten warten auf den Shuttlebus nach Etterzhausen, von wo eine Gruppe die Naab herunter paddeln wird, während die andere auf der Naabspitz Müll sammelt.

Eine gute Kombination

„Man möchte die Donau ja länger nutzen, dann muss man sie auch sauber halten“, sagt Alexander Huber. Er habe schon längst Kanufahren wollen und selbst schwimme er auch gerne in der Donau, ebenso sein Freund Julian Sänze. „Bisschen rauskommen, Boot fahren und was für die Umwelt tun“, das sei eine gute Kombination aus „etwas, was Spaß macht und sinnvoll ist“, ergänzt Laura Fischer. Die vierte in der Gruppe, Miriam Pietsch, habe früher schon Erfahrung in Sachen Clean-up in ihrer Heimat gesammelt. Hier aber gefalle ihr die „coole Atmosphäre“.

Eine etwas weitere Anfahrt hatte Roman Hackl, der aus Aying mit dem Zug anreiste. Normalerweise sei er als „Müllradler“ unterwegs. Dabei sammle er beim Stadtradeln in Aying 3000 Kilometer und unterstützte zugleich Müllsammler in der Region. Währenddessen bringen Nicole und Renate Nagel nach mehr als einer Stunde schon die ersten vollen Tüten und Eimer von der Naabspitz zurück. Das Mutter-Tochter-Gespann begründete 2020 das Clean-up Lanquaid und wurde über das Clean-up-Netzwerk auf die Aktion aufmerksam. „Das Schlimmste“, befindet Renate Nagel, „sind die Kippen. Die geben die Giftstoffe ziemlich schnell in den Boden ab“.

Nach mehr als zwei Stunden und gut fünf Kilometer Flussstrecke, beläuft sich der gesammelte Müll beider Gruppen auf rund 2500 Liter, der am Ende von der Firma Meindl entsorgt wird. Neben Plastik fischten die Freiwilligen auch verrostetes Metall, Bauabfall, Autoreifen sowie eine Leiter und eine fast komplette Campingausrüstung aus dem Fluss. Publikumsliebling und damit Gewinner des Tages ist aber ein aufgelesener Bunsenbrenner.