Gesellschaft
Regenstauf: Tolles Angebot sucht Nutzer

Das Potenzial des Mehrgenerationenhauses ist für viele ein Geheimtipp. Doch ein Blick ins Programm lohnt sich.

11.01.2020 | Stand 16.09.2023, 5:25 Uhr

Wenn sich mittwochs die Kartenspieler im Mehrgenerationenhaus treffen, geht es dort oft bis in die frühen Abendstunden hoch her. Foto: Kirstin Kilger

Seit 2008 gibt es das Regenstaufer Mehrgenerationenhaus (MGH), das einzige im Landkreis. Die Einrichtung wird vom Bund und vom Land bezuschusst. Der Markt selbst schießt pro Jahr 60 000 Euro zu. Doch die Nutzerzahlen mit durchschnittlich 18 Besuchern pro Tag zeigen es deutlich: Das attraktive Angebot wird, abgesehen von einigen „Rennern“, zu wenig angenommen. Ein Grund könnte die Lage im Kulturhaus sein. Andere Mehrgenerationenhäuser, sagt Leiterin Barbara Maier, lägen direkt neben Schulen, hätten eine integrierte Bibliothek oder ein Café im Erdgeschoss. Alles Faktoren, die „Laufkundschaft“ ins Haus holen und ein zufälliges Kennenlernen des Angebots ermöglichen.

Schon bevor die Diplom-Sozialpädagogin Maier die Leitung des MGH übernahm, hatten Jugendpflege und Jugendtreff ihren Platz im Kulturhaus. Auch die Senioren nutzten das Haus. Da lag es nahe, dort den Treffpunkt für alle Generationen einzurichten. Das Zusammenwachsen der Kinder- und Jugendbetreuung und der älteren Generation klappte prima. Was fehlt, sagt Maier, ist ein Angebot für die Generation dazwischen.

Ferienbetreuung nicht bekannt

Wie wenig bekannt die Angebote im MGH sind, zeigte ein Ereignis des vergangenen Jahrs. Da debattierte der Marktrat über die Einrichtung einer Ferienbetreuung für Kinder, doch die gab es längst: im Mehrgenerationenhaus. Dabei handelt es sich um eines der meist genutzten Angebote. Rund 20 Kinder werden an 35 Ferientagen betreut. Vereinbarkeit von Familie und Beruf lautet das Schlagwort. Das Angebot nutzen Familien aus dem ganzen Landkreis.

Die Ferienbetreuung ist so erfolgreich, weil Maier, ihr Team und die ehrenamtlichen Helfer so flexibel wie möglich agieren. Diese Flexibilität zieht sich durchs ganze Angebot. In Zeiten des Fachkräftemangels reicht es etwa nicht aus, wie vom Bund gefordert, ein Deutsch-Café anzubieten. Dort können funktionale Analphabeten, Deutsche mit eingeschränkten Lese- und Schreibkenntnissen ihr Wissen aufbessern. Über sechs Millionen Deutsche sind betroffen. Doch die Hemmschwelle, es zuzugeben, ist hoch. Das MGH knüpfte daher Kontakte zu Regenstaufer Betrieben. Maier und Ehrenamtliche kommen in den Arbeitspausen, helfen in kurzen Einheiten, Gelesenes besser zu verstehen. Mehr Lesekompetenz ermöglicht eine bessere Qualifikation.

„Der Begriff ‚generationsübergreifend’ ist oft sehr aufgesetzt. Wenn du ein gutes Projekt hast, finden sich die Leute zusammen.“Barbara Maier

Eine Erfolgsgeschichte im MGH sind die Friday-Liners. Seit über zehn Jahren vereint die Tanzgruppe alle Generationen. „Der Begriff ‚generationsübergreifend’ ist oft sehr aufgesetzt. Wenn du ein gutes Projekt hast, finden sich die Leute zusammen“, sagt Maier. Ein Paradebeispiel sind die Erste-Hilfe-Kurse für Kinder, die auch Oma und Opa oder die Tante besuchen.

Überbucht waren kürzlich die Angebote für Senioren, in denen der Umgang mit Computer oder Handy vermittelt wurde. Schwangere, die zur Geburtsvorbereitung ins MGH kommen, kehren zur Rückbildungsgymnastik zurück, gehen später in die Eltern-Kind-Gruppen, zum Alleinerziehenden-Treff oder zu Kirstin Kilger, die den Familienstützpunkt leitet. Dort geht es um Hilfestellung in der Erziehung. Wie so oft im MGH gilt: „Wird etwas gebraucht, versuchen wir, es anzubieten.“

Das Angebot für Senioren ist breit. Spielenachmittag, Gymnastik, Sprachkurse oder ein Tanzkurs (ab 50) sind nur einige Möglichkeiten. Manches musste eingestellt werden, da die Zahl der ehrenamtlichen Helfer mit rund 25 „verdammt knapp ist“. Andere Angebote verselbstständigten sich, etwa der Betreuerkreis für die Asylsuchenden. Maier: „Es liegt an den Ehrenamtlichen, dass es in der Gemeinschaftsunterkunft so wenige Probleme gibt.“

Ehrenamtler gesucht

Dass das MGH mit wenigen Ehrenamtlichen auskommen muss, ist die Kehrseite einer Regenstaufer Besonderheit. Viele Bürger engagieren sich in rund 170 Vereinen. Das gesellschaftliche Miteinander, sagt der amtierende 2. Bürgermeister Johann Dechant, laufe viel und gut in den Vereinen ab. Das MGH sieht er als Ergänzung.

Doch die Verantwortlichen wollen mehr Leben im Haus. Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wie VHS, Pfarreien oder KAB ist ein Schritt auf dem Weg. Aktuell will man dem Café im 2. Obergeschoss zu neuem Schwung verhelfen. Dass es bei der Werbung Defizite gibt, weiß man. Doch fehlt dafür meist die Zeit.

Infos zum Angebot gibt es unter Telefon (09402) 784623 oder 0176/ 15090030 oder auf der Homepage: www.regenstauf.mehrgenerationenhaus.de

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