Tiere
Rekord in der Vogelauffangstation

Viel zu tun für die Regenstaufer Vogelflüsterer: 533 Patienten – so viel wie noch nie – wurden bis August 2018 schon betreut.

08.08.2018 | Stand 16.09.2023, 5:57 Uhr
Ralf Strasser

Durch das gute Wetter nahm die Population der Störche zu. Sieben Jungvögel stürzten ab und kamen zur Pflege. Foto: Baer

Wenn es an der Tür von Ferdinand Baer klingelt, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder es sind die Großeltern seiner Kinder oder eine Mensch mit einem Karton in der Hand. Inhalt: ein Vogel. Mindestens einer. Ferdinand Baer ist der fachliche Leiter der Vogelauffang- und Pflegestation des Landesbundes für Vogelschutz Bayern (LBV) in Regenstauf.

Gefühlt sein ganzes (junges) Leben ist der 31-Jährige mit Vögeln „verbandelt“, seit seiner Jugend engagiert er sich für die gefiederten Freunde. Er hat viel erlebt in dieser Zeit, doch von einer Zahl 533 wusste er früher noch nie zu berichten. Das hat sich geändert.

Bitte erst in der Vogelstation anrufen

533 – so viele Patienten wurden im ersten Halbjahr von ihm und seinem Freiwilligenteam in Regenstauf betreut. „Noch nie zuvor haben wir in den ersten sechs Monaten derart viele Vögel bekommen“, sagt er. Nicht alle seiner Schützlinge schaffen es. Aber immerhin: 40 Prozent wurden wieder ausgewildert, ein kleiner Teil befindet sich noch in Pflege. Hauptsächlich sind es Singvögel, die abgegeben werden: 57 Prozent.

„Noch nie zuvor haben wir in den ersten sechs Monaten derart viele Vögel bekommen.“Stationsleiter Ferdinand Baer

Bei der Frage nach dem „warum“ muss Baer mit den Schultern zucken. „Das kann man nicht sagen, aber der zunehmende Bekanntheitsgrad unserer Station trägt sicherlich dazu bei“, betonte er noch Ende Mai, als sich die Rekordzahl bereits abzeichnete. In der Tat reicht der Ruf der Station bis nach München, Straubing, Weiden oder Landshut. Bis in diese Regionen wird die LBV-Vogelstation empfohlen.

Auch in den sozialen Medien heißt die Antwort auf ein Hilfeersuchen meist „bring den armen Vogel doch nach Regenstauf, dort helfen sie auf jeden Fall weiter“. „Das ist prinzipiell auch gut so“, sagt Baer, „doch bevor der Vogel zu uns gebracht wird, sollte man vorher bei uns anrufen, weil sich häufig die Situation anders darstellt“.

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So mancher Mitbürger scheint vom Spatz in der Hand überfordert. Dass mitunter zu „Unzeiten“ an den Wochenenden oder abends das Notfalltelefon der Vogelstation klingelt, ist nicht nur Zeichen der Sorge. Sein Tipp: „Beim LBV und anderen Internetseiten gibt es gute Informationen zur Erstversorgung von Findlingen. Eigentlich sollte der Fokus der Station auf Greifvögeln und Eulen liegen. Das ist unser ursprüngliches Kerngeschäft.“ 87 Exemplare (elf Prozent) sind in der Statistik vertreten.

Die ersten Turmfalken, 18 an der Zahl, sind im Gelände unterwegs, auch zwei verletzte junge Wanderfalken wurden nach erfolglosen ersten Abflügen in der Station abgegeben. Hier ist die Auswilderung nicht so einfach. „Der Jagdtrieb will erst noch gelernt werden.“ Das wird ihn, den erfahrenen Vogelexperten, wieder viele Wochen kosten, um aus dem Jungvogel einen „richtigen“ Falken zu machen.

Gesunde Störche als Zaungast

Regenstauf ist Storchengebiet. Seit Jahren geht die Population nach oben, das trockene Frühjahr hat sie gut gedeihen lassen. Zu spüren bekommt es die Vogelstation. Sieben abgestürzte Jungvögel mussten gehegt und wieder aufgepäppelt werden. Amüsante Randnotiz: Auch gesunde Störche schauen vorbei, verlieben sich schon mal in Patienten und bleiben eine Weile als Zaungast.

„Beim LBV und anderen Internetseiten gibt es gute Informationen zur Erstversorgung von Findlingen.“Stationsleiter Ferdinand Baer

Viel Arbeit also für Ferdinand Baer. Doch dieser ist nicht allein. Hinter ihm steht ein Team, das mit großem Kraft- und Zeitaufwand die Vögel versorgt. Stefan, Sabine und Melissa heißt das Ehrenamtsteam. Unterstützung kommt auch von Eva, Konstantin und Lena, die unter der Woche als Bundesfreiwillige mithelfen.

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Und auch wenn sie es nicht schaffen, alle Tiere zu retten, die Katzendichte es den Jungvögeln schwer macht, unbeschadet groß zu werden, oder innere Verletzungen nach einem Netzsturz nicht überlebt werden: Am Ende bleibt die Gewissheit des Erfolges, wenn die helfenden Hände wieder einen Vogel auslassen dürfen. Wenn sich die ersten jungen Turmfalken im Wildflug befinden oder ein Rotmilan nach seiner Auswilderung noch etliche Runden über der Station macht. Dann können Baer und sein Team sagen: Wieder einen guten Job gemacht.

Ferdinand Baer zeigt wie die Veränderungen aussehen werden:

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