Hemau
Schaurige Sage vom verfluchten Hammerwerk

An gemütlichen Abenden in der kalten und dunklen Jahreszeit haben sie Hochkonjunktur: geheimnisvolle Geschichten von früher.

07.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:48 Uhr
Ortsheimatpfleger Ernst Böhm hat diese Sage entdeckt. −Foto: David Santl

Oft sind sie gruselig und schaurig, aber manchmal sollen sie auch lehrreich sein. Eine solche Sage hat der Hemauer Ortsheimatpfleger Ernst Böhm nun in seinen Unterlagen gefunden. Sie handelt von einem großen Hammerwerk, das früher in der Nähe von Wolflier stand. Dort wurden viele Werkzeuge und Waffen hergestellt. „Das Erz hierfür wurde aus dem Paintner Forst geholt. Das Hammerwerk wurde durch einen Bach angetrieben, der in der Nähe als starke Quelle entsprang. Das Werk arbeitete mit großem Gewinn und der „Hammerherr“ wurde immer reicher. Bei den Leuten galt dieser aber als sehr geizig. Einmal klopfte in einer kalten Winternacht, in der ein gewaltiger Schneesturm tobte, ein Bettler an das Tor. Er war vor Kälte und Hunger so erschöpft, dass er fast zusammenbrach. Mit leiser Stimme bat er um eine Unterkunft und bettelte um ein wenig Essen. Doch der Hammerherr hatte kein Mitleid und jagte den armen Mann wieder in den Schneesturm hinaus.

Nur wenige Schritte vom Werk entfernt brach der Bettler tot zusammen. Kurz davor rief er aber dem Hammerherrn noch zu: „Verflucht sollst du sein und dein Hammerwerk! Kein Wasser soll mehr deinen Hammer antreiben. Als Bettler sollst du fortan dein Leben fristen.“ Darauf starb er. Am Morgen stand der Hammer still. Das Wasser des Baches blieb aus. Die Quelle war versiegt. Noch im selben Jahr zog der Hammerherr fort, weil der Bach nie wieder kam. Unglück und Schulden machten den ehemals reichen Mann bald zum Bettler.“

Wie Ernst Böhm berichtet, soll ein solches Hammerwerk bei Wolflier tatsächlich existiert haben. Aufgrund der geologischen Verhältnisse ist es nicht ausgeschlossen, dass der Hammer durch eine starke Quelle angetrieben wurde. Auf dem Jura war es laut Böhm aber keine Seltenheit, dass Quellen und Bäche plötzlich versiegen oder sich einen neuen Weg suchen. Die Sage dürfte entstanden sein, weil das Volk nach einer Erklärung für das Fernbleiben des Wassers suchte. (lds)