Geschichte
Gennßhenkher: Als die Schweden einfielen

Im dreißigjährigen Krieg wurde Schierling Opfer marodierender Soldaten. Das dreitägige Gennßhenkher-Fest erinnert daran.

28.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:00 Uhr
Fritz Wallner

Die Gennßhenkher kommen: Das spektakuläre Fest in Schierling dauert noch bis Sonntag. Foto: Fritz Wallner

Am Gennßhenkher-Fest zeigten die Schierlinger Schützen vom Kelheimer Landfähnl beim Exerzieren zwar bis zuletzt ihre hohe Einsatzbereitschaft. Doch gleichzeitig mussten etwa 5000 Zuschauer miterleben, wie während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1633 die hungrigen und plündernden Schweden den Ort überfielen, dabei ein Teil der Bevölkerung umkam, und sie – der Sage gemäß – die letzten Gänse kaperten.

„Was Schierling hier feiert, ist ein wahres Volks-Fest“, stellte Rudi Hüttner mit ein bisschen Stolz fest. Er war am Samstagabend auf die Viehmarktwiese gekommen, um zu erleben, zu feiern und damit Teil des Geschehens zu werden, das sich vor etwa 385 Jahren in Schierling ereignet hat. Hüttner freute sich über das Engagement so vieler Schierlinger ebenso wie über die große Begeisterung, die damit ausgelöst wurde.

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25 Gruppen zu Gast

Große Anerkennung kam auch von Landrätin Tanja Schweiger, MdB Peter Aumer und MdL Hubert Aiwanger sowie von Raynald Tanter, Bürgermeister von Schierlings französischer Partnergemeinde Penmarc’h.

Das idyllische Gelände an der Großen Laber sei ideal und man fühle sich wie in einer anderen Welt, fanden Schweiger und Aumer. „Mich begeistert vor allem das große Engagement so vieler junger Leute“, sagte Tanter. Das komme nicht von ungefähr, machten Sonja Schweiß und Bürgermeister Christian Kiendl deutlich, denn die Gennßhenkher seien ein besonders familienfreundlicher Verein. Über 600 Mannsbilder, Weiber und Kinder lebten drei Tage lang im Feldlager, rund 250 übernachteten in Zelten unmittelbar an der Großen Laber.

Der Fluss und Bach sorgte für Abkühlung und waren Spielplatz für die Kinder zugleich.

Etwa 25 Gästegruppen aus Südwestengland, Brünn, Rostock, Delitzsch in Sachsen und Memmingen sowie von vielen anderen Orten waren angereist. Sie alle erlebten die Damen-Tanzgruppe, junge Gaukler, Feuerspucker, den Chor des Vereins, Fanfaren, Trommler, einen Nachtwächter, die Landshuter Turmpfeifer und immer wieder das Exerzieren der Musketiere.„Wir haben die Mitwirkenden bei fast allen Gruppen verdoppeln können“, freute sich Markus Schweiß, der zusammen mit Roland Kraus als Cheforganisator wirkte. Allein beim Aufbau haben gut 100 Leute mitgeholfen, denn es galt nicht nur das Feldlager authentisch vorzubereiten, sondern auch Sitzgelegenheiten für rund 2500 Besucher zu schaffen.

Im Lager arbeiteten Schmied sowie Messer- und Scherenschleifer wie anno dazumal, und draußen unterhielten Zauberer sowie Akteure des Vereins Kinder und Erwachsene zugleich. Für die Kulinarik gab es Unterstützung von den Rock’n’Rollern, dem Schulförderverein, Partnerschaftsverein und dem Liederkranz. Ein grandioses Feuerwerk wurde in der ganzen Umgebung bestaunt.

Als der Hauptmann aus Kelheim – in Gestalt von Major a. D. Fritz Bronsart – in den 1630er Jahren nach Schierling kam, da war der Ort in Aufruhr. Denn er prüfte die Einsatzbereitschaft der Schützen. Die „Herren Sexer“ – die Gemeindevertreter – waren besonders nervös und feierten zu Beginn des Tages einen Gottesdienst. Doch die Prüfung war erfolgreich und deshalb wurde dem Hauptmann und ihnen ein Festmahl kredenzt.

Ganserl am Schnur als Nachtisch

Seinem Kollegen, dem evangelischen Pfarrer Uwe Biedermann, dagegen wurde übel mitgespielt. Er galt wegen seiner Konfession als Ketzer, wurde festgenommen, mit „Wahrheitsserum“ abgefüllt und wieder freigelassen. Der so Gescholtene revanchierte sich mit einem fulminanten „Spaltvers“. Besser ging es dem Schützen Uli Müller, der mit seiner Frau Tanja im Rahmen des Festes Hochzeit feierte.

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