Geschichte
AK Kultur erinnert an Flüchtlingslager

Der Arbeitskreis aus Sinzing weist auf die Unterkünfte in Alling nach dem Krieg hin. Eine Tafel soll an die Zeit erinnern.

11.04.2020 | Stand 16.09.2023, 4:56 Uhr
Manfred Kunz

Die Tafel soll an die Geschichte erinnern. Franz Wandinger, Sprecher AK Kultur (v.li.), Reinhold Beer (Bauhof Sinzing) und Dr. Manfred Kunz, Autor des Tafelinhalts haben sie aufgestellt. Foto: Kunz

Mit einer Informationstafel will der AK Kultur das Wissen um das ehemalige Flüchtlingslager Alling wieder in Erinnerung rufen. Diese auch als Auffanglager bezeichnete Institution wurde von der Mitte der 40er bis weit in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts betrieben. Es entstand am Ufer der Schwarzen Laber am Rande der kleinen Ortschaft Alling bei Regensburg. Dr. Manfred Kunz hat sich mit der Geschichte des Lagers beschäftigt und fasste auf der Tafel die markanten Informationen zu Baracken und Lagerleben zusammen. Finanzielle und logistische Unterstützung bekam der Arbeitskreis von der Gemeinde Sinzing bei der Aufstellung der Tafel an ihrem Standort am Rande des Friedrich Pustet Rad- und Wanderwegs Sinzing - Alling. Die Tafel steht auf Höhe der ehemaligen Direktorenvilla der alten Papierfabrik Alling.

Kleine Geschichte des Lagers Alling

Am 19. Februar 1946 rief der Flüchtlingskommissar des Landkreises Regensburg, Hans Herget, ein Barackenlager ins Leben, das sich noch im Verlauf desselben Jahres zu einer „vorbildlichen“ Flüchtlingssiedlung entwickelte. Der eigentliche Anbeginn des Lagers geht schon auf den Oktober 1944 zurück. In dieser Zeit erreichten mehr als einhundert Umsiedler aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien (Donauschwaben) über das Umsiedlungslager VIc in Gemünden die kleine Ortschaft Alling. Sie wurden in kleinen Behelfsheimen, die die Leitung der Papierfabrik – in dieser Zeit auch Alkorwerk genannt – kurzfristig zur Verfügung gestellt hatte, einquartiert.

Zu Beginn des Jahres 1946 begann die offizielle Abschiebung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei. Im Laufe des Jahres sollten mehr als zwei Millionen Menschen ausgesiedelt werden, großteils nach Deutschland, zu einem kleinen Teil auch nach Österreich. Mehrere Tausend dieser zumeist sudetendeutschen Flüchtlinge wurden auch durch das „Auffanglager“ in Alling geschleust. In den bereitgestellten großen Baracken – die wichtigsten waren die Mainzer, die Münchner und die Wiener Baracke – fanden diese Menschen kurz- und auch längerfristig eine Unterkunft.

Oktober 1944:Gründung des Flüchtlingslagers: Durchgang: Überstanden: Ende:
Mehr als 100 Donauschwaben erreichen Alling und werden in kleinen Behelfsheimen einquartiert.19. Februar 1946 durch den Flüchtlingskommissar Hans HergetMehrere Tausend Flüchtlinge wurden durch das (Auffang)-Lager geschleust, die genaue Anzahl ist unbekanntErste Planungen zur Lagerauflösung im Jahre 1950Auflösung des Lagers im Jahre 1957

Eine kleine Siedlung

Ab dem 19. Februar 1946 waren diese großen Barackengebäude, 40 Meter lang und rund zehn Meter breit, einzugsbereit. Die Flüchtlingssiedlung verfügte über eine Schneiderei und eine Holzschuhmacherei. Das eigene Krankenhaus, das man in der ehemaligen Direktorenvilla der Papierfabrik eingerichtet hatte, verfügte über eine Männer-, Frauen-, Kinder- sowie eine Infektionsabteilung und stand unter der Leitung eines Flüchtlingsarztes, unterstützt von Flüchtlingsschwestern.

Im Oktober 1946 beherbergte das Lager 459 Flüchtlinge, vor allem Ostsudeten. Im November 1949 wurde eine Schulbaracke errichtet, in der nicht nur die Schüler aus dem Flüchtlingslager, sondern auch Kinder aus den Gemeinden Sinzing und Viehhausen unterrichtet wurden. Der Schulbetrieb dauerte bis zum Schuljahr 1963/1964. Das Flüchtlingslager selbst wurde schon im Jahre 1957 mit dem Auszug der letzten verbliebenen Familie endgültig aufgelöst.

Weitere Berichte aus dem Landkreis lesen Sie hier