Projekt
Neuer Verschenkschrank in Regensburg

Die Pfadfinder aus Steinweg fertigten ihn an. Jeder, der will, darf sich im Pfarrhof bedienen – oder den Schrank füllen.

19.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:31 Uhr
Daniel Steffen

Helene und Ferdinand Probst vom Pfadfinder-Stamm Hl. Dreifaltigkeit Steinweg präsentieren „ihren“ Verschenkschrank. Dieser befindet sich im Pfarrhof (Steinweg 28) neben dem Pfarrheim-Eingang. Foto: Steffen

Auf dem Pürkelgut haben die Steinweger Pfadfinder fleißig geklopft, um ihr Projekt zur Vollendung zu bringen. Eine Menge Bauholz musste zusammengesucht und Nägel entfernt werden, ehe der Verschenkschrank überhaupt zusammengebaut werden konnte. Das meisterten die Pfadfinder jedoch hervorragend, da sie im Vorfeld einen genauen Plan geschmiedet hatten, wie der Schrank in seiner endgültigen Form aussehen soll. Nun ist das Werk vollendet und am Standort Innenhof der Pfarrei Hl. Dreifaltigkeit für jedermann zu benutzen.

Das Prinzip ist einfach: Jeder, der will, kann in den Schrank etwas hineinlegen oder entnehmen – je nachdem, an welchen Gegenständen man Gefallen findet oder welche Artikel man gern seinen Mitmenschen überlassen will. „Im Grunde genommen sind es Flohmarktartikel, die man hier findet“, sagt Martin Neudegger, Leiter der Pfadfinderstufe. Gemeinsam mit seinen „Pfadi‘s“ hat er den Schrank im Rahmen der „72-Stunden-Aktion“ des Bundes der Katholischen Jugend gebaut.

Schon vier Verschenkschränke in Stadt und Landkreis Regensburg

Mit dem Schrank in Steinweg ist die Zahl der Verschenkschränke im Raum Regensburg auf vier angestiegen. Zunächst entstand einer in der Königshütter Straße in der Konradsiedlung, darauf folgte ein Verschenkschrank in der Bruckdorfer Straße in Sinzing – und zwischenzeitlich haben auch die Wenzenbacher Pfadfinder einen gebaut. „Die Wenzenbacher haben uns beim Bauen fleißig unterstützt“, sagt Neudegger.

Bei der 72-Stunden-Aktion, die deutschlandweit veranstaltet wird, widmen sich die Jugendlichen sozialen Zwecken. Die Pfadfinder von Steinweg fanden sich vor allem in puncto Nachhaltigkeit in der Aktion wieder. „Die ist uns sehr wichtig“, betonte Neudegger. „Es werden ja heute so viele gute Sachen weggeschmissen, obwohl man die Sachen eigentlich hätte noch brauchen können.“ Wenn jemand zum Beispiel ein Buch nach einmaligem Lesen wegschmeißt, dann sei das „schade“, findet Neudegger. Ähnliches denkt er darüber, wie viel in der heutigen Zeit konsumiert werde – oft auch beiläufig.

Eine Playstation lag im Verschenkschrank

Klar ist: Der Verschenkschrank wird das Konsumverhalten der Menschen gewiss nicht auf den Kopf stellen, doch animiert er die Leute dazu, auch mal zu Artikeln zu greifen, die bereits jemandem gehörten. Das kann so ziemlich alles sein – von Büchern, Bilderrahmen und DVDs über Vasen, Teller und Krügen bis hin zu Spielkonsolen. Solch eine, eine Playstation, wechselte in dieser Woche den Besitzer – sehr zu Freude eines Buben, der sich aus dem Schrank bedient hatte. Seine Hoffnungen beruhten darauf, dass die Konsole auch funktioniert. Denn sonst, so betonte Martin Neudegger, hätte die Gabe ihren Sinn verfehlt.

Das findet sich so in einem Verschenkschrank:

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Auch schmuddelige Klamotten oder Lebensmittel hätten im Schrank nichts verloren. Deswegen werde der Schrank mindestens einmal pro Woche, zu den Gruppenstunden der Pfadfinderstufe, auf seinen Inhalt kontrolliert. Zugänglich ist der Schrank praktisch rund um die Uhr. Das bedeutet: Wer sich aus bestimmten Gründen tagsüber nicht traut, etwas aus dem Schrank zu entnehmen, kann das auch bei Dämmerung tun. Ebenso ist es möglich, den Schrank jederzeit zu befüllen.

An Feinheiten wird noch gefeilt

Neudegger zieht ein erstes Zwischenfazit: „Der Schrank wird von den Leuten gut angenommen“, sagte er. So sei das Möbelstück fleißig befüllt und auch Ware entnommen worden. Seine endgültige Form habe der Schrank noch nicht angenommen. „Wenn wir noch Zeit und Muße haben, dann arbeiten wir noch ein bisschen daran“, sagte er. Auf jeden Fall würden noch eine Kleiderstange und Regalböden eingebaut, eventuell wollen die Pfadfinder des Stammes Heilige Dreifaltigkeit auch an der Möbelstück-Optik feilen. Der Charakter des selbstgebauten Schranks solle aber erhalten bleiben, machte Neudegger deutlich.

In den eigenen Reihen kommt das Novum gut an. „Schön, dass die Leute auch an andere denken“, sagte Ferdinand Probst, der als „Pfadi“ fleißig am Schrank mitgebastelt hat. Dies sei ganz im Geiste des Miteinanders, das die Pfadfinder pflegen.

Neudegger bedankte sich vor allem bei dem Nachhaltigkeits-Netzwerk „Transition Town“, das den Bau und die Inbetriebnahme neuer Verschenkschränke unterstützt. „Ebenso hat uns Transition Town auf dem Pürkelgut das Bauholz zur Verfügung gestellt und uns das Know-How vermittelt.“

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