Wirtschaft
Wörther Lehmziegel im Ökobau gefragt

Das Wörther Familienunternehmen Senft liefert vor allem Nischenprodukte. Es bietet der Großindustrie mutig die Stirn.

28.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:52 Uhr
Walter Schießl
Franz Senft junior (62) und Franz Senft senior (90) sind die Köpfe des Wörther Familienbetriebs. −Foto: Fotos: Schießl

„Unsere Renner sind die Lehmziegel für den Ökobau“, sagt Franz Senft (62), der Chef des Familienbetriebs, der seit der Nachkriegszeit Wörther Ziegel in vielen Variationen produziert. Diese Steine haben einen großen Unterschied zu den herkömmlichen Formen, denn sie sind viel langsamer getrocknet und haben dadurch andere Vorzüge. „Sie sorgen für ein besseres Haus- und Wohnklima und saugen sogar Gerüche auf“, sagt der einzige Ziegelei-Besitzer weit und breit. Die Auslieferung jener Öko-Steine machen Fahrten des firmeneigenen Lastwagens bis in die Bodenseeregion oder nach Liechtenstein erforderlich. Dort gibt es die größten Firmen, die alternativ gebaute Häuser herstellen.

Die Wörther Ziegelei hat Franz Senft, der Vater des jetzigen Inhabers, geründet. Der Abiturient des Regensburger Goethe-Gymnasiums hatte nach seiner Heimkehr aus dem Krieg unweit des elterlichen Hofs eine Lehmgrube entdeckt und den Mut gefasst, doch eine Ziegelproduktion aus dem Boden zu stampfen. Heute verbringt der Senior, der im elterlichen Haus unweit der Ziegelei wohnen geblieben ist, noch täglich eine Stunde im Unternehmen, in dem ausschließlich Familienangehörige arbeiten.

Ein echter Praktiker

Neben Franz Senft junior sind dessen Schwester Christa Steger (58) und deren Sohn Florian (22) in der täglichen Produktion an den teilweise recht alten Maschinen, Gitti Delp (60) verrichtet die Arbeiten im Büro und hilft, wenn Not am Mann ist, in der Ziegel-Manufaktur mit.Das Quartett hat zusammen mit dem Senior-Chef die Ziegelherstellung trotz aller Groß-Konkurrenz durch Zeiten gesteuert.

„Die wussten, woher Qualität kommt!“Ziegelei-Chef Franz Senft

Freilich mussten wir uns auf Nischen-Produkte spezialisieren“, erzählt der Junior, der ebenfalls am Regensburger Goethe-Gymnasium war, ehe er sein Fachabitur ablegte und Architektur studierte. Seinen Einstieg in den väterlichen Betrieb hat er aber keine Sekunde lang bereut. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, in einem Büro zu sitzen und Pläne zu zeichnen“, sagt der Wörther, der sich als echten Praktiker bezeichnet. „Hier in der Ziegelei muss man viel reparieren können“, sagt er und nennte das Schlossern, das Schreinern und das Schmieden als Beispiele dafür. So gut wie in diesem Betrieb hätte er sich nirgends auf der Welt verwirklichen können, sagt er.

Noch eine lange Lebenszeit

Der Name der Wörther Ziegelei ist bei Kennern längst ein Begriff.„Wir lieferten Ziegel in den Beratzhausener Zehentstadel, in die Landshuter Burg Trausnitz und in das Prinz-Carl-Palais in München“, sagt der Senior nicht ohne Stolz. Dort habe man gewusst, woher Qualität komme und eben auf die Wörther Steine gesetzt, merkt der Junior an. Der Unternehmer hofft darauf, dass die Ziegel noch lange gefragt sein werden. Die Lehmgrube, aus der man das Rohmaterial ans Tageslicht befördere, habe noch eine lange Lebenszeit, lacht der Senior.

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