Streit
Kareths Pfarrer leistet Abbitte

Ronald Liesaus sagt, seine Kritik am Bürgermeister war ein „fataler Fehler“. Auslöser der Affäre war der Auftritt der AfD.

07.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:09 Uhr

Der Karether Pfarrer Ronald Liesaus (links) hatte in einer Predigt zum Auftritt der AfD im Aurelium den Lappersdorfer Bürgermeister Christian Hauner (rechts) am Sonntag scharf kritisiert. Nun hat sich der Geistliche in einem offiziellen Schreiben für seine Vorwürfe entschuldigt. Ihm sei ein „fataler Fehler“ unterlaufen. Archivfoto: ldk

Der Karether Pfarrer Ronald Liesaus hat sich in einem offiziellen Schreiben bei dem Lappersdorfer Bürgermeister Christian Hauner und dessen 2. Stellvertreter Jan Kirchberger entschuldigt. Liesaus hatte die beiden in seiner Predigt am vergangenen Sonntag im Zusammenhang mit dem Auftritt der AfD im Lappersdorfer Aurelium scharf kritisiert.Wie berichtet, hatte er Hauner unter anderem unterstellt, zuerst falsch reagiert zu haben und dann in den Urlaub „geflüchtet“ zu sein.Hauner hatte daraufhin seinerseits dem Pfarrer attackiert. Liesaus agiere mit haltlosen Vorwürfen und überschreite seinen Kompetenzen, sagte Hauner im Gespräch mit der Mittelbayerischen Zeitung. Der Bürgermeister schaltete zudem das Bischöfliche Ordinariat ein.

Der Geistliche ruderte kräftig zurück

„Ich möchte mich deshalb bei Ihnen, Ihrem Stellvertreter und auch Ihrer Familie, die von meinen Äußerungen mit betroffen ist, in aller Form entschuldigen.“Pfarrer Ronald Liesaus

Am Mittwochabend ruderte der Geistliche kräftig zurück. In seinem Schreiben, das der MZ vorliegt, argumentiert er,der Auftritt der AfD im Aurelium habe viele Menschen mit großer Sorge erfüllt.Er sei gezielt gebeten worden, etwas zu unternehmen. „In meiner Predigt wollte ich die von mir erkannten und von den besorgten Bürgerinnen und Bürgern geäußerten Gräben aufzeigen und zum Dialog aller aufrufen.“ Dies sei ihm „kräftig misslungen“, sodass diese Predigt hohe Wellen geschlagen habe. „Das war nicht meine Absicht. Ich wollte nur die Menschen aufrütteln, sich mit dieser Partei und ihrem Inhalt auseinanderzusetzen.“

Am Tag des AfD-Auftritts gab es für Bürgermeister Hauner viel Kritik:

In seiner Predigt habe er jedoch auch das Verhalten der Marktverwaltung in dieser Angelegenheit scharf kritisiert, welches zu dem Eindruck geführt habe, dass er den Bürgermeister und seinen Stellvertreter diffamieren wolle. „Das war nicht meine Absicht und tut mir leid. In der Eile, zu der ich mich gedrängt fühlte, ist mir dieser fatale Fehler unterlaufen.“ Hauners Reaktion darauf sei absolut verständlich. Liesaus weiter: „Ich möchte mich deshalb bei Ihnen, Ihrem Stellvertreter und auch Ihrer Familie, die von meinen Äußerungen mit betroffen ist, in aller Form entschuldigen und nehme meine diffamierend wirkenden Äußerungen mit Bedauern zurück.“

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Dass er dieses Entschuldigungsschreiben öffentlich mache, argumentiert der Karether Pfarrer damit, dass auch seine Predigt einen öffentlichen Charakter gehabt habe. Ronald Liesaus bittet Bürgermeister Hauner abschließend um ein persönliches Gespräch, um die Vorwürfe aus dem Feld zu räumen.

Hauner sagte auf Anfrage der Mittelbayerischen Zeitung in einer ersten Reaktion, dass er nach wie vor von dem Verhalten des Geistlichen enttäuscht sei. „Ich bin immer noch der Überzeugung, dass das, was er in seiner Predigt gesagt hat, wohlüberlegt war.“ Schließlich habe der Pfarrer die Sätze vorher schriftlich fixiert und dann auch genau so vorgetragen. Er sei nach der Veröffentlichung der Vorwürfe in der Mittelbayerischen Zeitung am Dienstag von vielen Menschen auf den Vorfall angesprochen worden. Diese hätten seine Auffassung bestätigt. Der Lappersdorfer Bürgermeister betonte zugleich, dass er nun kein Öl ins Feuer gießen wolle. Er werde von seiner Seite aus keine weiteren Schritte unternehmen.

„Das ist alles noch sehr frisch“

Ob er sich auf ein persönliches Gespräch mit dem Karether Geistlichen einlassen wird, lässt Hauner allerdings vorerst noch offen. „Das ist im Moment alles noch sehr frisch“, sagte er im Gespräch mit der Mittelbayerischen Zeitung.

Der Karether Pfarrer räumt in seinem Schreiben ein, dass seine Aktion voreilig gewesen sei. Er habe damit seine eigene Regel gebrochen, sich nicht in die konkrete Politik einmischen zu wollen. Außerdem habe er ursprünglich vorgehabt, sich erst eine Woche später zum Auftritt der AfD zu äußern. Liesaus: „Dann wäre die Situation etwas abgekühlter gewesen und mein Ansinnen, in den Dialog zu treten, hätte in der Wahrnehmung aller mehr Platz gefunden.“

Hauner hatte Anfang der Woche vom Bischöflichen Ordinariat in Regensburg eine Reaktion auf die Äußerungen des Karether Pfarrers in dessen Predigt gefordert. Die zuständige Fachstelle hatte daraufhin am Mittwoch mitgeteilt, dass sich Liesaus entschuldigen werde. Wenige Stunden später schickte der Geistliche sein Entschuldigungsschreiben ab.

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