Freizeit
Keine Beats mehr am Beach

Die Eckert-Schulen schließen das Freibad. Viele Regenstaufer befürchten jetzt, dass neue Events noch mehr Lärm bedeuten.

13.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:15 Uhr

Die Open-Air-Festivals am Eckert-Beach waren beim Partyvolk legendär und immer gut besucht. Weniger beliebt waren die Veranstaltungen bei den Anwohnern. Sie litten darunter, wenn vom höher gelegenen Eckert-Beach aus, die Bässe über das Tal dröhnten. Foto: Piehlmeier

Die Wogen in den sozialen Medien schlugen hoch. Kaum war die Mitteilung der Eckert-Schulen im Regenstaufer Mitteilungsblatt erschienen, dass das Schwimmbecken wegen erheblichem Sanierungsbedarfs geschlossen werde, man jedoch eine große Veranstaltungsfläche und neue Events plane, da brach die Empörung los. Tenor dabei: „Na prima, noch mehr Lärm.“ Die Location am Eckert-Berg sei, „was Schallemissionen angeht, das Übelste, das man sich vorstellen kann“. Wenn das noch mehr würde, schreibt ein anderer Facebook-Nutzer, habe man im Sommer keinen ruhigen Abend mehr auf der Terrasse. Die Dauerbässe seien nicht auszuhalten.

2017 wurde am Eckert-Beach die letzte Green Day Party gefeiert. Sehen Sie dazu die Bilder in der Galerie.

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Ein Kommentator kündigt an, notfalls den Klageweg einzuschlagen. Er macht den Bürgermeister dafür verantwortlich, sich nicht für das Wohl der Bürger einzusetzen. Wieder ein anderer findet es „schad, wenn das Bad platt gemacht wird. Wenn man nicht grad im Regen baden will, hat man bei uns hier nix.“ Mäßigende Stimmen, die ein wenig Luft aus der aufgeheizten Diskussion nehmen, fanden sich eher selten: „Wenn nix los ist in Regenstauf, wird rumgeheult. Jetzt ist was los und es passt wieder nicht.“

Sehen Sie im Video Eindrücke vom Green day 2015

Die Diskussion hat eine Vorgeschichte. Immer wieder gab es bei der Marktverwaltung und im Landratsamt in den vergangenen JahrenBeschwerden über die Lärmbelastung durch die Open-Air-Events am Eckert-Beach. Zuletzt waren die Veranstaltungen auf drei pro Saison beschränkt, außerdem musste um 22 Uhr Schluss sein.

Andrea Radlbeck, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei den Eckert-Schulen, wurde von der heftigen Reaktion überrascht. Vielleicht, räumt sie ein, sei die Pressemitteilung etwas missverständlich gewesen.

Eine Sanierung wäre wirtschaftlich nicht vertretbar.Andrea Radlbeck

Seit zwei Jahren betreiben die Eckert-Schulen das Schwimmbad wieder selbst, haben es als „Eckert-Beach“ erfolgreich platziert. Allerdings, sagt Radlbeck, sei die Technik des Bades so in die Jahre gekommen, dass man es bereits im Vorjahr nur unter großen Schwierigkeiten öffnen konnte. Heuer kam das endgültige Aus. Eine Sanierung, sagt Radlbeck, wäre wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen. Zudem hätte man wohl Probleme mit der Gewerbeaufsicht bekommen. Die Wasserqualität entsprach nicht den Anforderungen.

2015 sorgten die Raver am Eckert-Beach für tolle Stimmung. Sehen Sie dazu die Bilder von damals.

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Das Schwimmbad ist also passe. Radlbeck kündigt jedoch an, „es kommt etwas Neues, Schönes.“ Viele Umschüler entschlössen sich bewusst für Regenstauf, weil sie das Angebot des Eckert-Beaches schätzten. Derzeit läuft die Planung für die Neugestaltung des großen Geländes, das als Eckert-Beach weiterlaufen soll. Damit der Name auch künftig berechtigt sei, werde es auf jeden Fall „irgendetwas mit Wasser“ geben. Ein Ideenwettbewerb unter Schülern und Mitarbeitern endete vergangene Woche.

„Mit den Techno-Partys hatten wir nur Probleme.“Andrea Radlbeck

Partys in der Zahl und Form wie bisher, bekräftigt Radlbeck, werde es künftig nicht mehr geben. Die Verantwortlichen im Unternehmen, sagt sie, seinen bislang davon ausgegangen, dass die Beach-Partys im Freizeitangebot der Schule der absolute Renner seien. Wie eine Umfrage unter den Schülern ergab, sei aber das Gegenteil der Fall. Die Umschüler wollten keine Party-Zone, sondern einen ruhigen Erholungsbereich. Radlbeck: „Mit den Techno-Partys hatten wir nur Probleme.“ Sie geht davon aus: „Wenn es künftig eventuell eine pro Jahr gibt, wird das wohl kein Problem sein.“

Der künftige Eckert-Beach soll zu einem Veranstaltungsort werden, an dem das ganze Jahr hindurch Veranstaltungen möglich sind. Dabei werden keine Bässe mehr durch das Tal dröhnen. Das neugestaltete Gelände, das im Sommer 2019 eröffnet wird, soll hauptsächlich als Chillout-Area von Schülern und Regenstaufern genutzt werden.

Keine Zuschüsse möglich

Bereits 2017 gab es Gespräche, ob es möglich sei, das Freibad mit Zuschüssen der öffentlichen Hand zu retten. Der neue bayerischeFinanzminister Albert Füracker machte bei einem Besuch aber damals bereits deutlich, dass es zwar Zuschüsse für öffentliche Hallenbäder gebe, für ein privates Bad allerdings keine Mittel zur Verfügung stünden.

„So ein Bad ist eventuell schnell hingestellt, aber dann kommen die Unterhaltskosten.“Bürgermeister Böhringer

Bei Bürgermeister Siegfried Böhringer schlagen, was das Eckert-Freibad betrifft, zwei Seelen in einer Brust. Der langjährige Vorsitzende des Wasserwachtbezirks Niederbayern/Oberpfalz findet es schade, dass es das Bad nicht mehr gibt. Gerade in Zeiten, in der über die Hälfte der Kinder nicht mehr schwimmen lerne, sei ein Freibad wünschenswert. Deshalb fördere der Freistaat auch die Investitionen von Kommunen, wie es jetzt auch in Neutraubling passieren soll. Regenstauf könne sich allerdings, was die Steuereinnahmen angehe, nicht mit Neutraubling vergleichen. Der Markt müsse in den nächsten Jahren sehr viele Investitionen schulter: „So ein Bad ist eventuell schnell hingestellt, aber dann kommen die Unterhaltskosten.“ Die aufgeregte Diskussion in den sozialen Medien sieht der Bürgermeister gelassen: „Wir sind eine große Gemeinde. Es gibt Leute, die wollen auch mal fortgehen.“ Die Beschallung solle sich aber im Idealfall auf das Veranstaltungsgelände beschränken. Böhringer zählt die wenigen Veranstaltungen auf, die es heuer in Regenstauf gibt. Das Bergfest am Schlossberg, zwei weitere Veranstaltungen dort, bei denen Blasmusik spielt und den Regental-Cup im Juni.

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