Kirche
Martin Seiberls erste Male als Priester

Seit 100 Tagen ist der Hemauer Martin Seiberl nun Priester. Seitdem hat er viel Neues erlebt, etwa die erste Trauung.

08.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr

Für Kaplan Martin Seiberl sind die Kirchen der Pfarrei Roding fast eine zweite Heimat, so die Wallfahrtskirche Heilbrünnl. Foto: Bastian Schreiner/Archiv

Ohne die geringste Spur von Wehmut: Seiberls erste Trauung

Viele Sakramente durfte Martin Seiberl schon als Diakon spenden. Vor Kurzem traute er das erste Paar. Und diese Hochzeit wird Seiberl wohl nicht so schnell vergessen. Sie fand nämlich in der Alten Kapelle in Regensburg statt. „Das ist natürlich eine besondere Atmosphäre“, erzählt der Neupriester. Die Eheleute seien gute Bekannte von ihm. „Ich finde es schön, wenn ich Menschen auf diesem Weg begleiten kann“, erklärt Seiberl. Dass ihm durch den Zölibat etwas fehlt, nimmt er nicht so wahr. „Ich durfte mich ja frei entscheiden. Und natürlich freue ich mich für jeden, der das Glück einer Ehe erfahren darf“, so Seiberl. Doch worin sieht er den Sinn des Zölibats? „Das ist eine große Freiheit. Ich könnte ja als Priester schon morgen woanders eingesetzt werden. Mit einer Familie wäre das schwierig, da ich mich zu Recht um sie kümmern müsste“, erklärt er. Und Ehelosigkeit bedeute auch nicht gleich Beziehungslosigkeit. „Ich habe einen sehr guten Freundeskreis. Mit zwei oder drei Freunden kann ich über wirklich alles reden.“ Das ersetze die Ehe ein Stück weit.

Das erste Mal die Beichte hören: Ein aufregender Moment

Bevor er sich das erste Mal als Priester in den Beichtstuhl setzte, war Martin Seiberl sehr aufgeregt, wie er berichtet: „Ich habe wirklich gehofft, nichts falsch zu machen. Vor dem Sakrament der Beichte habe ich großen Respekt.“ Die Menschen würden mit ihm ja ihr ganzes Leben besprechen. „Doch die Beichte ist kein reines Aufzählen von Sünden, sondern fast ein therapeutisches Gespräch“, schildert Seiberl seine Erfahrungen. Als Priester will er den Leuten helfen, ein glückliches Leben zu führen.

„Da sind Sensibilität, ein offenes Ohr und eine gute Psyche gefragt. Ich muss mir genau überlegen, wo Zuspruch angebracht ist und wo ich Hilfestellungen geben muss“, erklärt er. Auf die Begegnungen im Beichtstuhl vorbereiten könne man sich nicht, wie Seiberl erzählt: „Die Menschen sind zu unterschiedlich. Ich bitte jedes Mal den Heiligen Geist, dass ich die richtigen Worte finde.“ Deshalb habe er sich zuvor auch nicht ausgemalt, was alles passieren könnte. „Ich lasse das jedes Mal auf mich zukommen.“ Aber überrascht habe ihn bei den Gesprächen mit den Menschen bisher nichts.

Todesfälle: Auch sie zählen zu den Aufgaben

Auch der Tod gehört zuden Aufgabenfeldern eines Priesters– so auch für Martin Seiberl. Bereits in seiner Zeit als Praktikant in Amberg sammelte er Erfahrungen bei Trauergesprächen. „Als Priester halte ich jetzt auch das Requiem“, erzählt er. Bei den Trauergesprächen hat Seiberl vor allem gemerkt, wie wichtig es ist, konzentriert zu sein. „Für die Angehörigen bin ich dann Psychologe“, erklärt er.

„Ich fühle mich so, als wäre ich genau da angekommen, wo ich hingehöre.“Martin Seiberl, Kaplan von Roding

Vor allem würde er Trost spenden, wenn er erkläre, dass der Tod nicht das Ende sei, sondern das Tor zum ewigen Leben. „Für alte Menschen kann er ja auch eine Erlösung sein“, erklärt Seiberl. Wenn er zu einem Trauerfall gerufen wird, erinnert er sich gemeinsam mit der Familie an den Verstorbenen, spricht Sterbegebete – oder er schweigt einfach. „Hier muss ich mich völlig auf die jeweilige Situation einlassen und die Stimmung der betroffenen Leute wahrnehmen“, berichtet der Kaplan. Ihn selbst belastet der ständige Umgang mit dem Tod aber nicht. „Das ist alltäglich. Wenn man zu emotional herangehen würde, wäre man dafür auch nicht geeignet.“

Ob Alt oder Jung: Viel Abwechslung in der Rodinger Pfarrei

Als junger Kaplan ist Martin Seiberl natürlich stark ins Rodinger Pfarreileben mit eingebunden. Vor allem mit Kindern hat er viel zu tun – er ist nämlich zugleich Religionslehrer. Momentan unterrichtet er in der zweiten, dritten und fünften Klasse.

„Das ist eine meiner Hauptaufgaben“, erzählt er. Wie ihm die Arbeit mit seinen Schülern gefällt? „Das ist sehr schön, aber kostet auch Kraft. Manchmal bin ich vielleicht etwas zu gutmütig“, lacht Seiberl. Trotzdem macht es ihm viel Freude. „Sie stehen dem Glauben sehr offen gegenüber“, lobt er die Kinder. In den vielen Orten, die die Pfarrei Roding umfasst, darf er demnächst auch die neuen Ministranten aufnehmen. „Darauf freue ich mich wirklich. Wir proben schon die ganze Zeit fleißig die Liturgie“, erzählt er.

Doch welchen Eindruck hat Seiberl nach gut einem Monat in Roding bekommen? „Die Leute sind sehr herzlich. Es gibt viele Jüngere, aber auch Ältere“, erzählt er. Zur Zeit sei es noch ziemlich ruhig. „Momentan lerne ich viele Leute kennen. Auch meine Möbel kommen jetzt alle an“, berichtet der Kaplan. Doch am schönsten in seinen ersten 100 Tagen findet Seiberl es, wenn er die Liturgie selbst gestalten kann. „Das ist wirklich bewegend. Ich fühle mich so, als wäre ich genau da angekommen, wo ich hingehöre.“

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