Handwerk
Metzger schlachten heute kaum mehr

Die Ausbildung zum Metzgerberuf hat sich deutlich gewandelt. Im Landkreis Regensburg wetteifern Betriebe um Nachwuchs.

13.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:15 Uhr
Hans Biederer

Sabrina Fichtl: Metzger ist ihr Traumberuf Fotos: Hans Biederer

Fragt man Schulabgänger nach ihrem Traum- oder Wunschberuf, hört man selten „Metzger“ oder „Metzgerei-Fachverkäuferin“. Dabei suchen die Metzgereien im östlichen Landkreis händeringend Auszubildende für das Metzgerhandwerk und Metzgerei-Fachverkäuferinnen für ihre Betriebe. Behörden, Industrie und Wirtschaft wetteifern dagegen um die Schulabsolventen.

„Alle wollen nur studieren. Ein Handwerk möchte heutzutage fast keiner mehr machen. Dies ist aber in meinen Augen ein Fehler, denn diese Berufsgruppe wird in Zukunft das Geld verdienen“, ist sich Metzgermeister Artur Gierstorfer von der gleichnamigen Metzgerei aus Pfatter sicher. Erst vor wenigen Tagen erhielt er mit seinem Sohn Thomas eine Ehrung des Landkreises als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb. „Ausbildung. Geht gut bei uns!“ lautete die Initiative von Landrätin Tanja Schweiger. Thomas Gierstorfer glaubt zudem, dass sich in wenigen Jahren mit der Elektromobilität in der Automobilindustrie bald ein Wandel einstellen wird.

Dem kann Metzgermeister und Ausbilder Martin Röhrl von der Metzgerei und vom Gasthof Butz nur beipflichten: „Die Leute und leider auch sehr viele Schulabgänger haben vom Berufsbild Metzger eine ganz falsche Vorstellung. Wir laufen nicht mit dem Messer in der Hand herum und schlachten Schweine. Lediglich einmal in der Woche für zwei Stunden ist bei uns Schlachtung. Wir stellen vor allem Wurst her und veredeln diese“, rückt dieser das Berufsbild zurecht.

Hauptaufgabe: Fleisch veredeln

Genauso sieht es Stefan Zankl aus Saulburg, der in Wörth eine Metzgerei betreibt: „Dieses Image stammt von früher, als unser Beruf noch Schwerstarbeit war. Heute gibt es für alles Aufzüge und Rollcontainer. Unsere Haupttätigkeit besteht darin, Fleisch zu veredeln und die verschiedensten Wurstsorten für den Laden herzustellen“, versichert er. Für ihn schlagen viele der Jugendlichen bereits bei der Schulwahl den falschen Weg ein. „Die vielen Übertritte in weiterführende Schulen sind für die Handwerksberufe fatal“, betonte der Metzgermeister aus Niederbayern. Er bezeichnet seinen ehemaligen Auszubildenden Andreas Geier aus Wörth als Paradebeispiel für seine Berufsgruppe. „Mit Auszeichnung und besten Noten hat Andreas den Beruf des Metzgers erlernt“, so Zankl.

Heute ist der 27-Jährige im elterlichen Gasthaus nicht mehr wegzudenken. „Nach meiner dreijährigen Ausbildung als Metzger erlernte ich noch zwei Jahre lang den Beruf des Kochs.“ Die Ausbildung sei spannend, vielseitig und kreativ gewesen. Zwar müsse man früh aufstehen, „dafür habe ich ab Mittag Feierabend“, nennt der junge Mann als Vorteil.

Mit Begeisterung lernt auch die 17-jährige Sabrina Fichtl aus Wiesenfelden den „Männerberuf“ Metzger. „Nachdem ich sowohl ein Schülerpraktikum als Metzgereifachverkäuferin und als Metzger absolviert hatte, war für mich bereits nach dem ersten Tag in der Metzgerei klar: Ich werde Metzger“, erinnert sich die Auszubildende im dritten Lehrjahr. Sie ist begeistert von ihrem späteren Traumberuf, den sie nach ihrer Ausbildung weiterhin im Gasthaus und Metzgerei Butz in Wörth ausüben möchte. „Auch als Frau kann ich diesen Beruf ausüben. Das Schwerste, das ich zu heben habe, sind 25 Kilogramm. Maschinen und Computer halten immer mehr Einzug in diese Berufssparte“, erzählt die Wiesenfeldenerin. Vorbei sind die Zeiten, als noch Schweinehälften oder Rinderviertel durch das Schlachthaus getragen werden mussten.

Artur und Thomas Gierstorfer, in deren Betrieb derzeit vier junge Frauen den Beruf der Fleisch-Fachverkäuferin lernen, sehen viele Vorteile dieses Berufs: „Metzgereien gibt es in jedem größeren Ort. Dies ist doch die ideale Voraussetzung für das spätere Berufsleben, auch nach einer Baby-Pause.“

Flexible Arbeitszeiten

Verschiedenste Arbeitszeitmöglichkeiten würden angeboten. „Neben der Teilzeitarbeit können sich die Verkäuferinnen teilweise sogar die Arbeitstage oder -rhythmen frei wählen. In welchem anderen Beruf ist das möglich?“, fragt Artur Gierstorfer.

Jacqueline Graf aus Nittenau, die mit 27 Jahren diesen Beruf erlernt, kann dem nur beipflichten. „Als Mutter war das für mich die absolut richtige Entscheidung.“ Aileen Pinzer aus Holzheim am Forst absolviert ebenso die dreijährige Fachausbildung und sagt: „Ich habe in diesem Betrieb ein Praktikum gemacht. Nachdem mir dies sehr gut gefallen hat, wusste ich sofort, was ich einmal lernen will.“

Alle drei Ausbildungsmetzgereien sind sich sicher: Das Handwerk hat goldenen Boden. Der Beruf des Metzgers ist nicht mehr der Schlachter von früher. „Wir sind Spezialitätenhersteller, die in einem sauberen und modernen Betrieb arbeiten.“

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