Bildung
Schüler erkundeten Erlebnisbauernhof

Zeitlarner Drittklässler erfuhren, wo das Essen herkommt. Am Bauernhof von Anja Hofherr in Eitlbrunn ging es um das Getreide.

05.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:08 Uhr

Mit einer Mini-Dreschmaschine erklärte Anja Hofherr den Kindern, wie heute das Getreide geerntet wird. Foto: Monika Bucher

Auf dem Erlebnisbauernhof von Fritz und Anja Hofherr in Eitlbrunn gingen 23 Drittklässler der Grundschule Zeitlarn im Rahmen der Projektwochen „Sommer.Erlebnis.Bauernhof“ des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regensburg (AELF) der Frage auf den Grund: Wo kommt mein Essen her?

Erlebnisbauernhöfe wie den der Hofherrs gibt es im Landkreis Regensburg derzeit zwölf. Sie führen verschieden Lernprogramme für Schulen durch – je nach Ausrichtung des Betriebes zum Beispiel zum Thema Milchwirtschaft oder Ackerbau.

Anja Hofherr möchte vermitteln, wie wichtig die Landwirtschaft für alle Menschen ist. „Die Kinder sollen aktiv lernen, woher ihre Lebensmittel kommen.“ Auch will sie das Interesse der Kinder für die Natur wecken. So überlegt sie sich immer wieder neue Aktivitäten für Kinder, die sie im Rahmen des Ferienprogramms des Landkreises oder beim örtlichen Obst- und Gartenbauverein durchführt.

Als Pädagogin ausgebildet

Die Idee zu ihrer Tätigkeit als Erlebnisbäuerin reifte vor sieben Jahren während der Ausbildung zur staatlich geprüften ländlichen Hauswirtschafterin. Bei einer Lehrfahrt zu einem Erlebnisbauernhof stellte sie fest: „Das würde mir auch Spaß machen.“ So absolvierte die heute 49-Jährige eine einjährige Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin.

Da zum Betrieb auch Wald gehört, schloss sich eine Ausbildung zur staatlich zertifizierten Waldpädagogin an. „Rückblickend eine sehr gute Entscheidung“, findet die gebürtige Westfälin, der die Arbeit mit Kindern viel Freude bereitet. Als gelernte Orthoptistin arbeitet die 49-Jährige heute noch einen Tag in der Woche in einer Augenarztpraxis, ansonsten ist sie seit ihrer Heirat in den Betrieb mit einbezogen.

Das Projekt „Erlebnis Bauernhof – Lernprogramme für Schulkinder“ bietet das AELF, so erklärt Johannes Hebauer als Behördenleiter und Bereichsleiter Landwirtschaft, allen 2. bis 4. Jahrgangsstufen der Grundschulen und allen Jahrgangsstufen an Förderschulen an. Denn selbst Kinder aus den ländlichen Gemeinden wüssten immer weniger über Landwirtschaft, bedauert er. Wie Rektorin Claudia Neumann und Lehramtsanwärterin Andrea Sparrer, die die Zeitlarner Klasse begleiteten, erklärten, wird das Thema „Getreide“ derzeit im Heimat- und Sachkundeunterricht für die Drittklässler behandelt.

Nach einer kurzen Vorstellung des Betriebes marschierten alle zu einem Weizenfeld. Dort zeigte Anja Hofherr am Beispiel des Weizens, wie eine Getreidepflanze aufgebaut ist und wie sich diese von anderen Getreidearten unterscheiden lässt. Anhand eines selbstgebastelten Holzrahmens von einem Quadratmeter ließ Hofherr raten, wie viele Semmeln oder wie viel Brot sich aus dieser Fläche Weizenfeld herstellen ließe. 16 Semmeln oder ein Brot lautete die überraschende Antwort. Ihr Mann Fritz bewirtschafte sogar eine Fläche von rund 35 Fußballfeldern, erklärte sie den Kindern anschaulich – und das nach der eigentlichen beruflichen Tätigkeit und am Wochenende. Dies sei nur durch den Einsatz moderner Maschinen möglich. Vor 80 bis 90 Jahren wurde die Arbeit dagegen noch mit Pferden und Sensen erledigt und es gab Mägde und Knechte am Hof.

Voller Einsatz an der Mühle

Als weiteres vermittelte sie die Bedeutung des Weizens als Grundnahrungsmittel, der nach dem Mais das am zweithäufigsten angebaute Getreide der Welt noch vor dem Reis darstellt. Mittels einer aufgebauten Lernstation erklärte Hofherr die verschiedenen Arbeitsschritte von der Saat bis zur Ernte und welche Maschinen dabei zum Einsatz kommen.

Beim zweiten Teil des Vormittags lernten die Grundschüler, wie aus Weizenkörnern Mehl wird. Mit Schürzen ausgestattet, machten sich die Kinder mit Handmühlen, Mahlsteinen und Mörsern an das Mahlen der Körner. Mit vollem Körpereinsatz mahlten die Schüler die Körner und hatten sichtbar Spaß, trotz der anstrengenden Arbeit. Spielerisch wurden die Vorzüge des Vollkornmehls im Vergleich zum häufig verwendeten Weißmehl herausgestellt. Vollkornprodukte seien gesünder, mit mehr Vitaminen und Nährstoffen, so Hofherr, durch die vorhandenen Ballaststoffe gut für die Verdauung und hielten länger satt.

Hofherr hatte ein Rezept für Vollkornbrötchen vorbereitet und nachdem der Teig angerührt war, kneteten und gestalteten die Kinder recht kreativ ihre Teilchen selber. Da gab es neben Kaisersemmeln auch Schmetterlinge zu bewundern. Während die Semmeln im Ofen backten, wurde mit Begeisterung der Bulldog in der Scheune der Hofherrs besichtigt oder in einem „Fühlkasten“ Getreidekörner erraten. Bei einem Quiz wurde das Wissen der Kinder getestet. Nicht alle konnten die Lebensmitteln den Getreidearten zuordnen wie Mais den Cornflakes oder Gerste dem allseits bekannten Caro-Kaffee. Höhepunkt war, das Selbstgebackene gemeinsam zu verzehren.