Konzert
Sphärische Klänge im Nepal-Tempel

Das Maharaj-Trio begeisterte die Zuhörer im Nepal-Himalaya-Pavillon. Der Erlös fließt in den Bau einer Schule für Slumkinder.

27.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr
Stefan Gruber

Mit Improvisationen klassischer Musik aus Indien verzauberte das Maharaj-Trio im Nepal-Himalaya-Pavillon Foto: Stefan Gruber

Sanft streichen die letzten Strahlen der Abendsonne über den goldenen Turm der Stupa. Fast scheint es, als würden Buddhas allsehende Augen in diesem Moment noch eine Spur heller leuchten. Sphärische Klänge liegen in der Luft und entführen auf fast magische Weise in die ferne Welt Indiens. Benefizkonzerte hat es im Nepal-Himalaya-Pavillon schon viele gegeben, kaum eines unterstrich die exotische Stimmung so eindrucksvoll, wie die Musik des Maharaj-Trios.

Pandit Vikash Maharaj und seine beiden Söhne Abhishek und Prabhash sind Stars in Indien. Ihre melodischen Interpretationen klassischer Musik ihrer Heimat, die im Norden des Subkontinents unweit der Grenze zum Nachbarland Nepal liegt, gründen auf einer jahrhundertealten Tradition der Familie.

Virtuoses Spiel auf der Sarod

Mit virtuoser Präzision wirbeln Pandit Vikash Maharajs Finger über die Saiten der Sarod. Die Langhalslaute, die ursprünglich aus Persien und Afghanistan stammt, gilt als eines der am schwierigsten zu spielenden Instrumente der Welt. Abhishek Maharaj setzt auf der 18-saitigen Sitar diatonische Akzente, während sein Bruder Prabhash den Tablas-Trommeln den untermalenden Rhythmus entlockt. Mal ganz sanft nur mit den Fingerkuppen, dann steigernd mit den Handflächen bis zum Fortissimo im rasenden Tempo.

Vier Jahre lang hat sich Heri Wirth, der Gründer des Wiesenter Nepal-Himalaya-Pavillons um das Maharaj-Trio bemüht. Nun ließ sich das Gastspiel in den dichten Konzertplan des Ensembles einbauen, das in der Vergangenheit bereits international mit den Wise Guys, Herbie Hancock oder David Friesen aufgetreten war.

Hoffnung, so lautet übersetzt der Name der nepalesischen Hilfsorganisation Asha, mit der zusammen Heri Wirths Nepal-Himalaya-Park-Stiftung ein gewaltiges Projekt in Angriff nehmen will. Rund 3000 Euro kamen dafür bei dem Konzert zusammen. In der Nähe von Bhaktapur, 28 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu sollen eine Schule und zwei Hostels für Slumkinder entstehen. Eindrucksvoll schildert Wirth seine Erlebnisse beim jüngsten Besuch in den Elendsvierteln der Millionenmetropole. „Die Kinder leben unter menschenunwürdigen Bedingungen, in Hütten unter Plastikplanen, ohne Chance auf Bildung.“ Ihre Eltern versuchen, sich durch das Sammeln von Plastikflaschen ein Überleben zu sichern, Geld für die vorgeschriebene Schulkleidung hat keine Familie. „Vor etlichen Jahren haben wir für Asha einen Kleinbus finanziert, der die Kinder morgens einsammelte. Sie wurden mit Schulkleidung ausgestattet, erhielten Essen und wurden abends in ihr Elend zurückgebracht. Das wollen wir nachhaltig ändern.“

120 Kinder sollen künftig in der neuen Schule unterrichtet werden. Für 40 Mädchen entsteht ein Girls-Hostel, 36 Buben finden Platz im Boys-Hostel. Von Sonntag bis Freitag finden die Kinder hier eine Heimat, am Wochenende kehren sie in ihre Familien zurück. „Dieser Kontakt soll auf jeden Fall bestehen bleiben“, erklärt Wirth.

Auch Deutsch wird unterrichtet

Wichtig ist ihm und seiner Frau Margit aber auch der Deutschunterricht in der künftigen Schule. „Neben Englisch sollen die Kinder Deutsch lernen, um in ihrer Zukunft eine zusätzliche berufliche Chance zu erhalten.“ Der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle des bitterarmen Himalya-Staats, viele Besucher kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In anderen Berufen könnte die deutsche Sprache ebenfalls von Vorteil sein. So wurde zwischen dem Universitätsklinikum Regensburg und der Klinik in Dhulikhel, die nur wenige Kilometer von der künftigen Schule entfernt liegt und die Heri Wirth bereits seit vielen Jahren unterstützt, eine Partnerschaft ins Leben gerufen. Ziel ist die gemeinsame Ausbildung von Krankenschwestern.

Auf rund zwei Millionen Euro schätzt Wirth die Kosten für Schule und Hostels. Aktuell laufen die Detailplanungen, im Herbst könnte der Spatenstich erfolgen. Bis zur Realisierung rührt der Wiesenter eifrig die Spendentrommel. Ein weiteres Benefizkonzert des Maharaj-Trios könnte helfen. Das Ensemble wird im kommenden Jahr in der Hamburger Elbphilharmonie gastieren, „mit etwas Glück schaffen wir auch einen erneuten Auftritt hier bei uns“, verrät Wirth.