Einsatzkräfte
Wer wird die Miss Feuerwehr?

Zehn der 1070 Feuerwehrfrauen im Kreis Regensburg haben die Chance auf den Titel. Um Schönheit geht’s bei der Kür aber nicht.

10.05.2018 | Stand 12.10.2023, 10:30 Uhr

Diese jungen Feuerwehrfrauen stellen sich zur Wahl (von links nach rechts): Doreen Lorenz (FF Zeitlarn), Melanie Dietrich (FF Kallmünz), Kristin Koller (FF Pfatter), Melanie Ferstl (FF Oberpfraundorf), Veronika Lautenschlager (FF Steinsberg/Regenstauf), Stefanie Sperl (FF Geisling), Magdalena Röckl (FF Aufhausen), Patricia Allmeier (FF Mintraching), Nadine Kapfelsperger (FF Alteglofsheim) und Victoria Habla (FF Hackenberg). Foto: Benjamin Jambrich

Wenn die Feuerwehr Mintraching vom 18. bis 21. Mai ihr 150-jähriges Gründungsjubiläum feiert, wird Patricia Allmeier das ganze Wochenende vorne mit dabei sein. Sie ist nicht nur aktive Feuerwehrfrau im Ort, sondern beim Fest auch Festdame. Am vorletzten Abend, am Sonntag, kurz vor 19 Uhr tauscht die 18-Jährige ihr Festkleid allerdings gegen ihre blaue Uniform. Denn ihre Kameraden, mit denen sie sonst Brände löscht, haben sie zu ihrer Vertreterin für die Miss-Feuerwehr-Wahl gekürt.

Der neuen Miss Feuerwehr winkt als Hauptpreis ein Dirndl und ein professionelles Fotoshooting. In Zukunft darf sie außerdem ein Jahr lang die Feuerwehren des Landkreises auf Festen und Veranstaltungen repräsentieren. Danach soll sie eine andere junge Feuerwehrfrau ablösen. Denn es ist geplant, die Miss-Wahl wieder als regelmäßige Veranstaltung einzuführen. Moderiert wird der Abend in Mintraching von Pierre van Hooven. Die GongFM Band heizt den Gästen zwischen den Wertungsdurchgängen ein.

Zehn Frauen, alle „Profis“

Patricia Allmeier ist eine von zehn Kandidatinnen. Seit sie 14 ist, ist sie aktive Feuerwehrlerin – erst in der Jugendfeuerwehr, danach in der aktiven Truppe. Sie hat schon den Motorsägenkurs und den Lehrgang „Technische Hilfeleistung“ absolviert. Daher rechnet sie sich Chancen aus, zumal sie in Mintraching ein Heimspiel hat. Doch ist die Konkurrenz stark: „Die anderen Kandidatinnen sind ja teilweise schon viel länger bei der Feuerwehr.“

Die Mintrachinger Feuerwehrler, die die Wahl ausrichten, haben dafür ein Vorbild: 2003 waren sie zu Gast beim Gründungsjubiläum der Feuerwehr Kürn – und wie Kommandant Johannes Weitzenbeck berichtet, waren sie begeistert von der dortigen Miss-Wahl. So beschlossen sie, diese Idee zu übernehmen,um ihren eigenen Festsonntagabend etwas aufzupeppen und das Zelt noch einmal zu füllen.Schließlich wird jede Teilnehmerin einen eigenen Fanclub mitbringen. Außerdem sollen weitere Frauen für ein Ehrenamt bei der Feuerwehr gewonnen werden. Denn aktive Frauen helfen, die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr tagsüber zu gewährleisten.

Sehen Sie hier die Kandidatinnen, die sich der Wahl stellen:

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Deswegen wird es bei der Miss-Wahl auch nicht um Aussehen oder Bikini-Auftritte gehen. Stattdessen sollen die Kandidatinnen zeigen, dass „Frauen in der Feuerwehr etwas reißen“ können, wie Weitzenbeck erklärt. Dabei erwartet sie eine Vorstellungs- und Fragerunde, in der feuerwehrspezifisches Wissen abgefragt wird. In voller Montur im Schutzanzug muss dann eine technische Herausforderung gemeistert werden, bevor ein Schätzspiel und eine Aufgabe in Teamwork folgen. Laut Kommandant Weitzenbeck spielt beim Wettbewerb Spontaneität eine große Rolle. Alle Teilnehmerinnen dürften aber fähig sein, alle Aufgaben zu lösen, auch wenn die zehn Frauen nicht dasselbe Ausbildungslevel haben.

Kreisbrandrat Wolfgang Scheuerer, Mintrachings Bürgermeisterin Angelika Ritt-Frank, Kreisfrauenbeauftragte der Feuerwehren im Landkreis Regensburg Daniela Stadlbauer und Kreisbrandmeister Manuel Odwody werden die Damen bewerten; sechs ist die höchste Punktzahl.

Feuerwehren bauen um

Eine „Kitsch-Veranstaltung“ soll der Abend im Festzelt laut Kreisbrandrat Scheuerer auf keinen Fall werden. Dafür ist die Sache zu ernst. Er wünscht sich, dass mit der Miss-Wahl die Neugierde weiterer potentieller weiblicher Mitglieder geweckt wird. Die Geschichte der Frauen im Feuerwehrdienst geht zwar bis in die 1970er-Jahre zurück und ist grundsätzlich nichts Neues. Doch erst jetzt wird die Anwerbung von Frauen „forciert“, wie Kreisbrandrat Scheuerer erklärt. Und es werden in den Gerätehäusern auch immer mehr Umkleiden und Sanitäranlagen für Frauen gebaut.

Tatsächlich gibt es im Landkreis keine Feuerwehr mehr ohne weibliche Mitglieder. Das Regensburger Umland hat mit 16 Prozent bundesweit sogar den höchsten Frauenanteil bei den Freiwilligen Feuerwehren. Vor allem in den Jugend- und Kinderfeuerwehren engagieren sich viele Mädchen. Dadurch dürfte die Zahl der Frauen in Zukunft noch weiter steigen. Viele besetzen bereits jetzt Führungspositionen und absolvieren anspruchsvolle Kurse wie den Atemschutzlehrgang. Vor allem in der Jugendarbeit seien Frauen sehr aktiv, erklärt Kreisbrandrat Scheuerer. Und doch ist immer auch noch Luft nach oben. Darum sollen die Kandidatinnen der Miss-Wahl weiteren Frauen den Feuerwehrdienst schmackhaft machen.

Jurymitglied Scheuerer kennt die genauen Kriterien noch nicht, nach denen er die Teilnehmerinnen bewerten wird. Für ihn stehen Feuerwehrwissen und Teamarbeit im Fokus, aber auch ein bisschen die Ausstrahlung.

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