Sport
513 Läufer beim Spindellauf 2020

Am Samstag war die Spindel im DEZ in Regensburg für Autos gesperrt. Stattdessen kämpften sich hunderte Sportler nach oben.

12.01.2020 | Stand 16.09.2023, 5:24 Uhr
Anna-Leandra Fischer

Immer links herum im Kreis bergauf und das über sechs Ebenen: Der Spindellauf verlangt Durchhaltevermögen. Fotos: altrofoto.de

Die Beine brennen, die Lungen ringen nach Luft. Es geht einen steilen Anstieg nach oben – immer im Kreis die Spindel im Donau-Einkaufszentrum (DEZ) hinauf – und das sechs Ebenen lang. Der Drehwurm ist inklusive. Für die Teilnehmer macht gerade das den Reiz dieses Laufs aus: „Das kann man mit nichts vergleichen“, sagen Simone und Dagmar, die in einer Staffel für den Skiclub Großberg an den Start gehen.

Die größte Herausforderung beim Spindellauf am Samstag ist die Spindel selbst: Dort wo normalerweise nur Autos nach oben auf das Parkdeck des DEZ fahren, laufen am Samstagabend ab 20.30 Uhr insgesamt 513 Sportler ihre Kreise. Die Runden durch das Einkaufszentrum und über das Parkdeck sind 1,7 Kilometer lang.

Einzelläufer müssen 13 von diesen Runden absolvieren, das entspricht einem Halbmarathon. Läufer in der Dreierstaffel laufen so viele Runden wie möglich in zwei Stunden Zeitvorgabe. Das hört sich zunächst sehr langweilig an: immer die gleiche Strecke, immer die gleiche Spindel. Doch das ist weit gefehlt.

Über die Runden getragen

An der gesamten Strecke stehen Zuschauer und feuern die Laufwütigen an. Mit Tamburin, selbstgebastelten Plakaten und natürlich der eigenen Stimme. Wegen der guten Stimmung sind auch Susi und Robert gekommen. Die Nachbarn aus Regensburg haben von Anfang an zugeschaut, schon viele Male. Warum? „Weils geil ist“, schwärmt Susi von der Atmosphäre. So ein Format solle es auch mal in den Arcaden geben, ergänzt Robert und lacht.

Das plant die Organisatorin des Spindellaufs, Claudia Fritsch, nicht. Stattdessen solle es noch viele Auflagen im DEZ geben. „Es ist einfach etwas Besonderes, durch ein Einkaufszentrum zu laufen“, sagt sie. Der Drehwurm, den man durch die Spindel bekomme, sei ein etwas anderes Lauferlebnis. In diesem Jahr sind es erstmals sechs statt bisher fünf Ebenen, die es rauf und runter geht.

„Geile Veranstaltung! Die Spindel ist eine Herausforderung.“Katharina Nübler, Staffelläuferin für CIS Amberg

Das sei aufgrund von Umbaumaßnahmen nicht anders möglich gewesen. Positiver (oder auch negativer) Nebeneffekt: Die Strecke sei nun noch härter und anspruchsvoller, sagt Fritsch vomVerein LLC Marathon Regensburg. Jeweils zwei Euro der Startgelder spendet der LLC dieses Jahr an das Projekt PrimaA Kids, das Kinder für Adipositas sensibilisieren soll.

Lisa und Sebastian stehen in den aufgeheizten Gängen an der Strecke – bei so vielen Menschen wird die Luft schnell stickig. Die beiden sind extra aus Münster angereist, um ihren Kumpel anzufeuern. Der läuft mitten im Gespräch vorbei und die Freunde werden laut, strecken ihr Plakat in die Höhe: „Hopp, hopp, Kaufhaus Cops.“

Am Ende steht der Freund mit seiner Mixed-Staffel „Kaufhaus Cops“ mit 16 Runden auf dem 17. Rang. Um auch im warmen DEZ direkt in der Spindel mit dabei zu sein, haben die Veranstalter vom LLC Regensburg Bildschirme aufgebaut, um die Sportler live verfolgen zu können. Ständig aktualisierte Tableaus mit den aktuellen Zwischenzeiten sorgen für zusätzliche Spannung.

Der Lauf ist nicht nur bei den Zuschauern begehrt: Am ersten Tag der Anmeldung waren alle Startplätze ausgebucht. Das schildern auch Thorsten und Martin vom Kneitinger Laufteam. Der dritte im Bunde hatte sich extra um 0 Uhr nachts hingesetzt und die Staffel angemeldet. „Dann wurde mir erst bewusst, was wir uns antun“, sagt Thorsten und lacht.

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An die Grenze kommen

Vielen Staffelläufern geht es um Spaß, darum, an die eigenen Grenzen zu kommen. Für andere ist es ein besonderer Trainingslauf. So auch für Katharina Nübler. Die 24-Jährige vom Triathlonverein CIS Amberg sagt trotzdem: „Die Spindel ist eine Herausforderung.“ Durch die Runden könne man sehr gut Intervalle trainieren, so die Sportlerin. Weil die Strecke so kompakt ist, wird es für die Läufer auf keinen Fall langweilig. Fünf Bands heizen den 109 Staffeln mit je drei Läufern und den 186 Einzelathleten zusätzlich ein. Die Musik, aber auch die beiden Moderatoren, tragen die Sportler Runde für Runde weiter.

„Es macht riesig Spaß hier mitzulaufen. Nächstes Jahr wieder!“Siggi Schöberl, Staffelläufer für die Peppex Burschen

Am Ende gewinnen Niklas Konietzko vom Team Minikin (mit 1:21:23 Stunden) bei den Herren und Karina Maier vom TSV Detag Wernberg (mit 1:25:52 Stunden) bei den Damen die Einzelwertung. „Die neue Streckenführung hat das Ganze noch mal verschärft“, sagt Konietzko nach dem Lauf als glücklicher Sieger. Der Wechsel vom Kalten ins Warme sei zusätzlich anstrengend gewesen, so der Sportler. Er sei für die Fairness aller Sportler dankbar. Die sei in den engen Gängen des Einkaufszentrums wichtig.

Wer kurz nach 23 Uhr immer noch nicht genug hat, stürzt sich nach der Siegerehrung bei der After-Party noch einmal vor die Bühne – solange die Beine es zulassen.

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