Stadtbild
Alter Kiosk erstrahlt in neuem Glanz

Die jungen Betreiber des Kiosk am Neupfarrplatz in Regensburg setzen auf die Verbindung von Tradition und Innovation.

09.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr
Lea Zitzmann

Strahlende Gesichter: Der neue Besitzer des Kiosks am Neupfarrplatz Florian Rottke und seine Werkstudentinnen. Foto: Michael Postl

Einen Spagat zu schaffen, ist für die meisten schwer zu bewerkstelligen. Vor allem, wenn man ungedehnt ist. Oder einen Rucksack trägt. Florian Rottke muss im übertragenen Sinne ebenfalls einen Spagat machen. Und zwar jenen zwischen Tradition und Innovation, zwischen Altem und Neuem. Der 31-Jährige ist nämlich der neue Inhaber des Kiosks am Neupfarrplatz in Regensburgs Innenstadt. Ungedehnt, sprich unerfahren, ist der Designer und Marketingexperte dank seines Berufs nicht. Einen Rucksack hat er dennoch zu tragen, gerade was ältere Regensburger anbelangt.

Denn diese erinnern sich noch genau anden sympathischen Vorbesitzer Heinz Huf, ein Regensburger Original. Dieser prägte den Kiosk, wie kein anderer, kannte von 90 Prozent der Kunden die Namen und Vorlieben. Er hat den Kiosk zu einem Ort der Kommunikation gemacht und damit die Menschen gebunden. Zwölf Jahre hatte „der Heinz“ seinen Laden, es war sein Lebenswerk, jedoch auch mit traditionellen Werten und Konzepten, die nun überholt erscheinen.

Kiosk in neuem Licht darstellen

Ganz schön große Fußstapfen, in die Rottke da tritt. „Das wichtigste ist es, einen Mehrwert zu schaffen“, sagt der 31-Jährige. Der Inhaber der Designagentur klein.laut setzt dieses Vorhaben aktiv in die Tat um und hat den Kiosk Anfang Dezember neu eröffnet. Bevor der hauptberufliche Designer den Grund pachtete, war der Kiosk oftmals ein Anlaufpunkt für das Regensburger Nachtleben, was nicht unbedingt zu einem guten Ruf beitrug. Daher verwundert es auch nicht, dass ein neuer Pächter ein tragfähiges Konzept bei der Stadt präsentieren musste, um den Kiosk in einem neuen Licht darzustellen: „Bei uns ist es einfach eine Herzensangelegenheit“, sagt Rottke.

Seine Mitarbeiterinnen, beide Werkstudentinnen in Rottkes Agentur, nicken zustimmend. „Wir waren bei der Stadt und konnten die Verantwortlichen mit unseren Ideen begeistern. Es steckt sehr viel Arbeit und Herzblut darin“, so der Jungunternehmer.

Das Ziel ist es, einen „Knotenpunkt für Kommunikation“ zu kreieren, der die Vorteile des traditionellen Kiosks übernimmt, ihn aber um eine abstrakte Komponente erweitert. Abstrakt deshalb, weil die Gründer ursprünglich aus dem Design-Bereich kommen und auch ihre Firma ein Unternehmen für Gebrauchsgraphik ist. Denn Design ist den Jungunternehmern wichtig. Die Gelegenheit war günstig, da der eigentlich gut gelegene Kiosk am Neufarrplatz leer stand und laut Rottke nicht mehr attraktiv für Kunden war. Der gebürtige Münchner entwickelte zusammen mit seinem Team klare Leitlinien im Design, die zum jungen Elan, der Innovation und der Exklusivität passen.

Regionale Produkte, kaum Alkohol

Auf Alkohol verzichten die Kioskgründer dabei weitestgehend – bislang gibt es lediglich einen Gin aus der Region. Ein Kriterium, das die meisten Produkte erfüllen sollen. Zwar gibt es Pläne, in den Sommermonaten zwei Stehtische vor dem Kiosk aufzustellen und Radler zu verkaufen, doch auch dann „soll der Alkohol nicht im Vordergrund stehen, sondern das get together“, also das Beisammensein, wie die Studentinnen betonen.

Anfangs sahen sie sich gar als eine Art Offline-Google, also eine Anlaufstelle für weg- und ratsuchende Touristen.

Nun wird der Kiosk auch mal ein Event veranstalten, darauf müssen die Besucher noch etwa bis zum Frühjahr warten. Doch auch so ist der Andrang in den ersten Wochen bereits „recht hoch für die Jahreszeit“, wie sich Rottke freut. „Gerade zu den Stoßzeiten“, stünden die Leute schon mal Schlange.

Dabei ist der Kiosk noch nicht einmal komplett fertig. Noch fehlt ein griffiger Slogan, sowie eine dazu passende Farbe. Der aktuelle „What the kiosk?“ ist kommissarisch und soll lediglich auf pfiffige Art die Frage nach einer Definition des Kiosk stellen. Es ist spürbar, wie sehr Rottke und seine Mitarbeiter vor Ideen und Tatendrang strotzen – und dabei ihre Freundlichkeit und Kundentreue nicht vergessen. Nicht zuletzt deshalb gibt es sogar schon einen Stammkunden zu verzeichnen. Er kam dreimal in den ersten zehn Tagen und fragte die Betreiber im Scherz, welchen Namen er denn habe. Die Verkäufer kannten ihn. Dem gestreckten Spagat kommen sie so ein Stückchen näher.

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