Show
Artisten verbinden Nostalgie mit Moderne

In der Manege des 3. Regensburger Weihnachtscircus wird noch fleißig geprobt. Am Donnerstag ist Premiere.

19.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr

Die Kontorsionistin Rich Metiku stammt aus Äthiopien. Ihre Verrenkungskünste sind sagenhaft. Foto: Tino Lex

Dienstag, 11.30 Uhr. Wer sich von außen dem großen weißen Zirkuszelt mit den zwei großen und den vielen kleinen Kuppeln nähert, nimmt nichts als Ruhe, Frieden und Stille wahr. Ab und an bewegt sich jemand außerhalb des Zeltes, ansonsten ist es ruhig. Beim Eintritt in das Vorzelt herrscht noch Dunkelheit, doch einige Gestalten, Mitarbeiter des Zirkus, sind emsig mit Aufbau und Dekoration beschäftigt. Noch ein paar Schritte weiter wird es heller und heller. Im Hauptzelt vibriert die Luft vor Konzentration und der wohlig-exotische Hauch der Zirkusatmosphäre umfängt den Besucher. In der Manege wird eifrig geprobt. Regisseur Rodrigue Funke ist nahezu überall zu finden.

Die Artisten sind schon aufgeregt vor der Premiere

„Alle Artisten wollen noch so viel wie möglich proben. Jede Minute, die sich hierfür eignet, wird dafür benutzt. Das ist bei so vielen Artisten gar nicht so leicht, denn alle wollen trainieren! Alle sind sehr aufgeregt vor der Premiere in Regensburg“, erklärt der Regisseur. Er selbst sieht sehr elegant aus in einer nostalgisch weiten Herrenhose mit passender Weste und Fliege. Auf dem Kopf thront ein eleganter Hut. Funke, der bereits im letzten Jahr beim 2. Regensburger Weihnachtscircus Regie geführt hatte, bringt seine Erfahrungen in die diesjährige Veranstaltung ein. „Im letzten Jahr war der Weihnachtscircus ein super Erfolg. Wir haben auch viel mit den Zuschauern gesprochen, was ihnen besonders gefallen hat und was sie gerne wieder sehen würden.

Sehen Sie hier ein Video vom Besuch der Proben:

Wir werden auch heuer wieder die erfolgreiche Mischung aus dem letzten Jahr zeigen, also Zirkus aus Tradition mit modernen Elementen. Wir haben extra ein paar Nummern für die Regensburger maßgeschneidert und hoffen, dass die Zuschauer das genauso toll finden wie wir!“ Funke wird heuer auch selbst in der Manege auftreten. Zusammen mit seiner Foxterrier-Hündin Loulou will er das Publikum unterhalten.

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Hündin Loulou versteht über 75 Signale

„Im letzten Jahr mussten meine Hunde ständig auf mich warten. In diesem Jahr darf Loulou mit auftreten. Sie kann ganz viele verschiedene Sachen und versteht über 75 verschiedene Signale. Wir werden dann abends immer sehen, wozu sie Lust hat. Mein Hund entscheidet tatsächlich selber, was er tut“, sagt Funke grinsend. In der Presseprobe zeigen Hund und Herrchen mit viel guter Laune allerlei Tricks, die vor allem Loulou tierischen Spaß machen. Die lebhafte Foxterrierhündin bellt dabei vor Freude laut mit. Meike Schütte, Pressesprecherin des Zirkus, erinnert sich an eine andere Vorstellung, in der Rodrigue Funke mit Loulou auftrat: „Da haben die Leute tatsächlich gemeint, das Bellen käme vom Band. Aber Loulou bellt immer so, weil sie sich so freut und ihr das so Spaß macht!“

„Wir haben extra ein paar Nummern für die Regensburger maßgeschneidert.“Rodrigue Funke, Regisseur des 3. Regensburger Weihnachtszirkus

Zu Beginn der Presseprobe sind im Zirkus rund sechs Recke in einem großen Rechteck aufgestellt. Die Artistikgruppe „The Crows“ aus Weißrussland zeigt zu düsterer Musik, die zu den Crows (Krähen) passt, extrem kraftvolle, unglaublich schnelle und halsbrecherische Kunstturnstücke am Reck. Dabei schwingt nicht immer nur einer oder zwei der fünfköpfigen Truppe rund um deren Leiter Victor (46) an den Recks, sondern die Artisten schwingen miteinander, gegeneinander und, für einen Außenstehenden, scheinbar durcheinander mit aberwitziger Geschwindigkeit und hoher Sprunghöhe um die Stangen. Dramatischer künstlicher Nebel vervollständigt diese beeindruckende Vorstellung. Ein Augenschmaus sind dabei nicht zuletzt die Muskeln, die diese Männer durch ihre Kunst erworben haben.

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Artiom, der Herzensbrecher

Der Sohn Viktors heißt Artiom (24) und beginnt mit der Probe seiner sehr poetischen und romantisch-melancholischen Nummer am Cyrwheel. Alle sind sich darüber einig, dass Artiom die Herzen der Regensburger Mädchen brechen wird.

Für die Nummer der „Mesa-Brothers“, sieben Kolumbianer, werden hohe Gerüste benötigt, denn die Artisten zeigen Menschenpyramiden auf dem Hochseil. Sehr konzentriert und sehr ruhig sind diese jungen Akrobaten auch bei der Probe zugange. Jeder gibt sein Bestes, Unkonzentriertheiten dürfen einfach nicht passieren, denn es gibt kein Netz, das Fehler verzeihen würde. Die Menschenpyramide auf dem Hochseil klappt bei der Probe perfekt, dennoch werden die Mesa Brothers weiterhin täglich mehrere Stunden trainieren, wie sie unserem Medienhaus erzählen.

„Da haben die Leute tatsächlich gemeint, das Bellen käme vom Band. Aber Loulou bellt immer so, weil sie sich so freut und ihr das so Spaß macht!“Meike Schütte, Pressesprecherin des Zirkus

Schließlich betritt ein zierliches Mädchen, Rich Metiku (eigentlich Rahel Metiku) aus Äthiopien, die Manege. Ihr graziler Körper steckt in einem Ganzkörperanzug, dessen fließende Muster ihre Kunst rein optisch noch erhöhen, sofern dies überhaupt möglich ist. Denn Rich Metiku kann sich nicht einfach „nur“ verbiegen - sie ist eine Meisterin der Kontorsionistik. Überaus elegant und geschmeidig kann diese junge Akrobatin ihre Beine, ihre Arme und ihr Rückgrat verbiegen, so als wäre sie eine bewegliche Puppe, die in ihren Bewegungen nicht von Schulter-, Hüft- und Kniegelenken beeinträchtigt ist. Ihr Auftritt heißt „Red Back Spider“ und Rich Metiku gelingt es tatsächlich, mit ihrem Körper die Form einer Spinne zu erschaffen.

Die Premiere des 3. Regensburger Weihnachtscircus ist am Donnerstag, 21. Dezember, 19.30 Uhr. Die weiteren Vorstellungen sind bis einschließlich Samstag, 6. Januar, täglich um 15.30 und 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 7. Januar, um 11 und um 15.30 Uhr. Drei Tage aber sind spielfrei: An Heiligabend sowie an Neujahr und am Dienstag, 2. Januar, wird es keine Vorstellungen im Zirkus geben.

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