Regensburg
Ausgemusterte E-Auto-Akkus weiternutzen

Einige E-Autos haben es schwer.

21.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:17 Uhr
Egon Schubert öffnet die Klappen zum Stromspeicher. −Foto: Daniel Pfeifer

Sie rollen vom Band und bekommen nie die Chance, einen Kunden glücklich zu machen. Als Testfahrzeuge werden sie geschunden, gecrasht und schließlich jung verschrottet. Ihre Akkus landen auf dem Müll, obwohl sie noch gut sind. Ein Projekt von der Bayernwerk Netz GmbH und der Ingolstädter Innofas GmbH hat die gespendeten Akkus von fünf Audi Test-E-Trons nun zu einem hochmodernen Strom-Speichercontainer umgebaut.

Der Prototyp „Oskar II.“ – benannt nach Bayernwerk-Gründer Oskar von Miller – steht seit Donnerstag auf dem Bayernwerk-Gelände im Regensburger Westen. Mit einer Kapazität von 480 kWh soll Oskar II die Verbrauchsspitzen des gesamten Bayernwerk-Geländes auffangen. „Peak Shaving“ heißt das. Wenn mittags die Kantine heißläuft oder morgens die Mitarbeiter gleichzeitig ihre Elektroautos an den firmeneigenen Zapfsäulen laden, geht diese Spitzenlast schon einmal an die Obergrenze der Anschlussleistung des Bayernwerk-Standorts.

Oskar II speist dann den beispielsweise überschüssig durch Photovoltaikanlagen gesammelten Strom wieder an das Gebäude zurück. Dank intelligenter Technik ließen sich sogar angeschlossene Elektroautos als erweiterte Batterie nutzen. So erweitert sich Oskar um einige hundert kWh Kapazität. Nun werden sich einige fragen: Macht das denn Sinn? Solche alten Batterien sind doch sicher bald kaputt.

Alles Vorurteile, sagt Innofas-Chef Egon Schubert. Lithium-Akkus seien dramatisch unterschätzt. Nach acht Jahren Nutzung in Fahrzeugen rechne man mit einer Restkapazität von 80 Prozent. In praktischen Studien komme man aber tatsächlich auf 90 Prozent. „Die Akkus werden auch in dreißig Jahren noch funktionieren,“ betont Schubert. In der Energiewirtschaft gilt deshalb ein mehrlebiger Zyklus von Akkus als Goldstandard. Die ersten acht Jahre in Autos, ihr restliches Leben in stationären Speichern. Oskar II. ist hier eine flexible Alternative.

Als Container kann er einfach überall hin transportiert werden. „Bei der Baustellenelektrifizierung sehe ich ein riesiges Potenzial,“ erklärt Schubert. Dort gebe es oft nur schwache Stromanschlüsse oder für E-Baggern Dieselaggregate. Ähnlich sieht es aus, wenn in Ortsstromnetzen Wartungen vorgenommen werden. Bislang müssen hier Dieselaggregate einspringen. Diese sind nicht nur dreckig, sondern setzen auch voraus, dass für den Betrieb umliegende Photovoltaikanlagen abgeklemmt werden müssen. Oskar wäre hier deutlich effizienter.

Dementsprechend groß ist laut dem Bayernwerk auch das Interesse aus der Wirtschaft an dem Projekt. Einige Kunden hätten sich bereits gemeldet. Und obwohl das Projekt noch in der Testphase ist, sei es Innofas durchaus möglich, noch ein paar zusätzliche Oskars zu produzieren. Auch andere Hersteller hätten noch eine Menge gebrauchter, nicht für Autos weiterverwendbarer, Akkus auf Lager. Eine Oskar II.-Einheit würde sich laut Schubert übrigens nach zehn bis 20 Jahren finanziell amortisieren – schon ohne die zu erwartenden staatlichen Förderungen.