Hilfsorganisationen schlagen Alarm
Bedürftige stürmen Lebensmittelausgaben in Regensburg

22.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:45 Uhr
Simone Grebler
Am Mittwochmorgen um 6 Uhr standen schon gut 20 Leute bei den Rengschburger Herzen am Autohaus Cascada an. Die Ausgabe der Lebensmittel beginnt erst um 11 Uhr. −Foto: Tino Lex

Was sich dieser Tage vor den Lebensmittelausgabestellen der Hilfsorganisationen Tafel und Rengschburger Herzen abspielt, ist dramatisch. Stundenlang stehen sich die Menschen die Beine in den Bauch, um eine kleine Tüte an Lebensmitteln zu bekommen.

„Der Andrang ist verheerend“, sagt Jonah Lindinger, Vorsitzende der Tafel Regensburg.Auch Arno Birkenfelder , Chef der Rengschburger Herzen, berichtet von traurigen Szenen. Hier öffnet jeden Mittwoch die Lebensmittelausgabe um 11 Uhr, doch gestern standen die ersten 20 Leute schon um 6 Uhr an. „Wir verteilen in der Früh schon einmal Getränke. Bevorzugt kommen die älteren Leute dran“, sagt Birkenfelder. Eine ältere Frau sei gestern umgekippt, der Sanitäter musste kommen. Auch vorige Woche sei das schon passiert.

Krieg verschärft Notlage auch in Regensburg

Der Grund für den enormen Ansturm ist die sich zuspitzende Lage durch den Ukraine-Krieg. Es kämen einerseits immer mehr Flüchtlinge in die Domstadt, andererseits zwingen steigende Energie- und Lebensmittelpreise immer mehr Menschen in die Bedürftigkeit. „Am Dienstag war bei uns der Höhepunkt. Wir hatten sieben Stunden lang Ausgabe, normalerweise sind es drei Stunden“, sagt Tafel-Vorsitzende Lindinger. Und es würden täglich mehr Menschen in den Laden in der Abensstraße 10 kommen. Bei den Rengschburger Herzen in der Straubinger Straße 25 kamen gestern rund 300 bis 400 Leute. „Als ich gesehen habe, wie viele Leute anstehen, habe ich schnell beim Fruchthof angerufen. Die haben eine Palette mit Gemüse gesponsert“, erzählt Birkenfelder.

Er müsse aktuell hausieren gehen, weil die Spendenbereitschaft nachgelassen habe. Dabei könnten die Ehrenamtlichen so gut wie alles brauchen. Von Kaffee, Milch, Reis, Nudeln über Pesto, Tomatensoße, Zucker bis zu kleinen Elektrogeräten, Tassen, Geschirr, Kinderspielzeug, Handys und Laptops werde alles mögliche benötigt.

Ein Sponsor mit Herz ist gesucht

Denn die Herzen versorgen nicht nur die Menschen, die hier im Stadtosten Schlange stehen, sie bringen Spenden auch in die Obdachlosenunterkünfte, zu Donaustrudl und Drugstop. Und obwohl die Tafel und die Rengschburger Herzen Hand in Hand arbeiten und sich von den Bürgermeisterinnen gut unterstützt fühlen, könnten sie noch mehr Hilfe brauchen. „Ein Sponsor für eine Festanstellung wäre prima“, sagt Arno Birkenfelder. Alle 15 bis 20 Helfer, die mittwochs mit anpacken, seien ehrenamtlich. Eine bezahlte Kraft würde vieles erleichtern. Birkenfelder denkt beispielsweise an eine der großen Regensburger Firmen, die dem kleinen Verein unter die Arme greifen könnte. Denn die Zahl der Bedürftigen werde weiter steigen. Viele Leute würden die Tafeln zudem für selbstverständlich halten. Aber dass diese auf Spenden angewiesen sind, sei schwierig zu vermitteln. „Wir hangeln uns von Woche zu Woche. Pfingsten mussten wir schließen, weil so viele Ehrenamtliche im Urlaub waren“, sagt Lindinger.

So kann jeder helfen:

Geldspenden:Am meisten geholfen ist den Organisationen mit Geldspenden, da sie enorme Ausgaben im Bereich Energie haben. Spendenkonto der Tafel: IBAN: DE27 7505 0000 0026 9718 20; BIC: BYLADEM1RGB. Spendenkonto der Rengschburger Herzen: IBAN: DE74 7506 0150 0000 4011 88; BIC: GENODEF1R02.

Lebensmittelspenden:Können bei der Tafel täglich von 9 bis 17 Uhr (außer donnerstags) im Laden in der Abens-straße 10 abgegeben werden. Die Rengschburger Herzen nehmen Spenden in der Straubinger Straße 25 an. Mittwochs ab 14 Uhr und Samstags ab 11 Uhr auch in der Dr.-Gessler-Straße 31.

Aktiv werden:Jeder kann sich bei der Tafel oder den Rengschburger Herzen ehrenamtlich engagieren. Von Essen abholen, Sortierung der Lebensmittel bis zur Ausgabe gibt es viele Aufgaben. Mehr Informationen gibt es unterwww.tafel-regensburg.deundwww.rengschburgerherzen.de.