Kirche
Benedikt verzichtet auf Erbe des Bruders

Der emeritierte Papst nimmt den Nachlass seines Bruders nicht an. Es soll an den Heiligen Stuhl fallen, das Haus aber nicht.

01.11.2020 | Stand 16.09.2023, 4:44 Uhr
Papst Benedikt XVI. und sein Bruder Georg Ratzinger am Grab der Eltern in Ziegetsdorf 2006. −Foto: Wolfgang Radtke/dpa

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat das Erbe seines am 1. Juli verstorbenen Bruders Georg Ratzinger nicht angenommen. Grund ist allerdings, dass der Heilige Vater möchte, dass das Erbe seines Bruders im Vatikan verwahrt wird.

Der Stiftsdekan von St. Johann, Erzpriester Dr. Johannes Hofmann, bestätigte auf Anfrage der Mittelbayerischen, dass Papst Benedikt auf das Erbe seines Bruders verzichtet hat. „Damit geht das Erbe Georg Ratzingers an den Heiligen Stuhl.“ Ratzinger hinterließ keine Reichtümer, dafür aber Rechte an eigenen Kompositionen. Derzeit ist das Haus in der Luzengasse noch nicht wieder von einem Stiftskanoniker belegt.

„Zunächst wird das Mobiliar ausgeräumt“, sagte Hofmann. Dann könne ein neuer Kanoniker des Stifts einziehen. Wann das geschehen wird, ist noch nicht bekannt. Hofmann sagte, das Mobiliar werde derzeit noch verteilt, es wird nicht in den Vatikan verbracht. „Es liegt im Ermessen des Testamentsvollstreckers, wer davon Stücke bekommt“, sagte Hofmann. An den Heiligen Stuhl vererbt wird das Stück „Missa L’anno Santo“, das Ratzinger für das Heilige Jahr 2000 komponiert hatte.

Auch ein „O du fröhliche“ hatte der Musiker zeitlebens für mehrere Chorstimmen komponiert. Die geistlichen Messgegenstände Ratzingers hatte er an das Kollegiatsstift vererbt. Benedikt hatte noch kurz vor dem Tod des Bruders mit einem privaten Besuch in Regensburg am Sterbebett des früheren Domkapellmeisters in Regensburg überrascht. Zur Beerdigung, die am 8. Juli stattfand, hatte Ratzinger seinen engen Vertrauten und Privatsekretär Georg Gänswein geschickt.

Ein besonderes Augenmerk hat die Stiftung der Domspatzen kürzlich auf das Grab des verstorbenen früheren Domkapellmeisters gelegt.

Ein ehemaliger Domspatz, der heute Steinmetzmeister ist, hatte das Grab im Oktober saniert und den Schriftzug für den verstorbenen Bruder des emeritierten Papstes eingraviert. Auf dem Unteren Katholischen Friedhof ruht Ratzinger nun gemeinsam mit seinem Vorgänger im Amt als Domkapellmeister, Theobald Schrems.

Kollegiaten:Berufung:
Domkapellmeister und Päpstlicher Protonotar Georg Ratzinger war Mitglied im Kollegiatsstift St. Johann. Es ist eines von nur vier noch seit dem Mittelalter bestehenden Stifte, in denen Ruhestandsgeistliche aufgenommen werden. Es existiert seit 1127.Das Wohnhaus des Papst-Bruders in der Regensburger Luzengasse soll nun an einen neuen Stiftskanoniker vermietet werden. Der Name steht nich nicht fest.

Während auf Schrems Grab der Hinweis auf seine Ehrenbürgerschaft der Stadt Regensburg verzeichnet ist, wird bei Ratzinger übrigens nur auf die Ehrenbürgerschaft von Castel Gandolfo, dem Sommersitz der Päpste, verwiesen. In der Domstadt war 2010 politischer Streit über die Ehrenbürgerschaft für Ratzinger entbrannt, die CSU hatte sie gefordert, die SPD hatte sie damals verhindert.

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