MZ-Serie
Blutiges Ende einer Dreiecksbeziehung

Die Königin der Regensburger Liebesdienerinnen hatte mehr als einen Liebhaber. Peter B. kündigte in der WOCHE seine Rache an.

07.02.2016 | Stand 16.09.2023, 6:59 Uhr
Im Dezember 1971 fielen die tödlichen Schüsse im „Club Cherie“ in der Thundorferstraße in Regensburg. −Foto: dpa

Er war fraglos das bewunderte Alpha-Tier im Revier rund um die Thundorfer Straße in den 1960er Jahren: der gelernte Metzger Peter B. aus dem Regensburger Auweg. Seine Liebe galt den Schusswaffen und seiner Freundin Juliane „Julischka“ S., der Königin der Liebesdienerinnen und Geschäftsführerin des „Club Cherie“, in dieser Reihenfolge. Und doch drohte er seine Stellung als Rotlicht-König zu verlieren. Diverse Auseinandersetzungen mit der Konkurrenz, bei denen B. wie selbstverständlich zur Pistole griff und auch Handgranaten einsetzte, waren der Justiz nicht entgangen, und die drohte hart durchzugreifen.

Interview im Untergrund

Dem selbsternannten Herrscher im Puff-Revier wurde der Boden zu heiß. Er floh über Italien nach Frankreich und landete bei der Fremdenlegion. Doch für die war der harte Kerl dann doch nicht hart genug. Er floh auch von dort und kehrte in sein angestammtes Regensburger Reich zurück. Und da schlug die große Stunde des WOCHE-Chefs Jupp Titz. Es kostete ihn eine Flasche Schampus, einen Mittelsmann zu überreden, ihn zu Peter B. in sein Versteck zu führen. Man kannte sich. „Ich hab den Fotografen Horst Hanske angerufen und der B. hat mir nachts um vier ein Interview gegeben. ich brauchte ja noch einen Aufmacher für die letzte Seite.“

„Ich hab den Fotografen Horst Hanske angerufen und der B. hat mir nachts um vier ein Interview gegeben. ich brauchte ja noch einen Aufmacher für die letzte Seite.“WOCHE-Chef Jupp Titz

Dabei kündigte er auch an, Klaus M. zu erledigen, der inzwischen seine Stelle bei seiner Freundin Juliane S. übernommen hatte, als „Beschützer“ und auch im Lotterbett. Bevor ihn die Polizei dingfest machen konnte, machte Peter B. seine Drohung wahr. Am Montag, 6. Dezember 1971, ist Flaute im Freudenhaus. 23 Uhr zeigt die Wanduhr im Kontaktraum von Juliane S. Club Erotica, als B. auftaucht und wütend ruft: „Wo ist der Klaus?“ Im roten Schummerlicht entdeckt er ihn hinter der Bar, schlägt ihn nieder. Die Mädchen, außer Juliane S., flüchten. „Du kommst auch noch dran“, herrscht er die Bordell-Königin an. Später wird er bei der Kripo gestehen: „Ich wollte ihre Leiche neben die von Klaus M. legen.“ Die Club-Chefin flüchtet aus der Bar zur Polizei. Doch auch diesmal ist die WOCHE schneller vor Ort. B. hat den Club nach der Bluttat längst verlassen und einen „Kollegen“ gebeten, ihm einen falschen Pass und Geld zu besorgen. Der Wunsch wäre noch wenige Wochen zuvor ein Befehl gewesen, doch der Respekt vor dem ehemaligen „König“ ist in der Szene längst geschwunden.

Vom Kollegen verpfiffen

Der „Kollege“ verpfeift B. bei der Polizei. Und er weiß auch, wo sich der versteckt hält. Im Zimmer einer Prostituierten oberhalb der „Eisernen Birne“. Am 7. Dezember um 7.20 Uhr ist die Flucht des Peter B. vorbei. Wie so oft kommt B. vor dem Regensburger Schwurgericht glimpflich davon. Er wird nicht wegen Mordes, sondern wegen Totschlags verurteilt – zu zehn Jahren Haft. Seine Ex-Freundin Juliane bleibt eine tüchtige Geschäftsfrau und bringt es im Gunstgewerbe zu einem ansehnlichen Wohlstand.

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