Regensburg
Bombe: 4000 Personen werden evakuiert

Die Fliegerbombe wird aber erst am Freitag entschärft. Bei Bauarbeiten in Regensburg-Kumpfmühl wurde sie gefunden.

11.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:54 Uhr
Die in Regensburg-Kumpfmühl gefundene Bombe soll am Freitag entschärft werden. −Foto: Daniel Steffen

Evakuierung in Regensburg: Wie das Polizeipräsidium Oberpfalz auf Nachfrage der Mittelbayerischen bestätigte, wurde am Donnerstagvormittag gegen 7.30 Uhr im Regensburger Stadtteil Kumpfmühl bei Aushubarbeiten eine Fliegerbombe gefunden.

Es handelt sich um eine amerikanische, 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe, einen sogenannten Zerscheller. Der Kopfzünder ist intakt und enthält laut Polizei noch ca. 60 Kilogramm Sprengstoff.

Evakuierung startet gegen 11 Uhr

Auf Zetteln werden die Bewohner der Häuser rund um die Fundstelle darüber informiert, dass die Entschärfung am frühen Freitagnachmittag stattfinden soll. Der Evakuierungsradius beträgt laut den Aushängen 400 Meter, die Polizei will mit den Sperrung des betroffenen Gebietes gegen 11 Uhr beginnen. Evakuiert werden etwa 4000 Menschen, Autobahn und Zugverkehr sind laut Polizei nicht betroffen. Die Sparkasse Regensburg hat in einer Pressemitteilung bereits bekanntgegeben, dass die Filiale in Kumpfmühl am Freitag geschlossen bleiben wird.

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Im Evakuierungsradius liegt auch das Bürgerheim Kumpfmühl. Dort wird bereits ab 8 Uhr evakuiert. Betroffen sind sämtliche 138 Bewohner als auch rund 100 Bürgerheim-Mitarbeiter, die am Freitag vor Ort sein werden, um die Bewohner zu betreuen. Je nach Vitalität der Bewohner werden diese im Liegend- oder Sitztransport im Krankenwagen oder in Bussen abgeholt und in ein Evakierungshotel gebracht. Bürgerheim-Geschäftsführerin Wiebke Buchinger bliebt trotz dieser schweren Aufgabe gelassen. „Es wird sicher eine große Herausforderung für uns alle sein, aber wir schaffen das“, sagte sie. Bei der Polizei und der Feuerwehr sei man „in guten Händen“, zumal diese Instutitionen mit vergleichbaren Einsätzen gut vertraut seien.

Von-Müller-Gymnasium für Evakuierte geöffnet

Als Anlaufstelle für Personen, die ihre Wohnung verlassen müssen und nicht vorübergehend bei Freunden oder Verwandten unterkommen können, ist ab Freitag, 9 Uhr, das Von-Müller-Gymnasium, Erzbischof-Buchberger-Allee 21, geöffnet. Die Polizei weist daraufhin, dass die derzeit geltenden Coronaregeln auch während der Evakuierungsmaßnahmen Gültigkeit haben. Es dürfen zwei Haushalte, bestehend aus insgesamt maximal fünf Personen, zusammenkommen.

Die Stadt Regensburg hat ein Bürgertelefon eingerichtet, das unter der Rufnummer (0941) 507 23 26 erreichbar ist. Es ist am Donnerstag noch bis 17.30 Uhr und am Freitag ab 8 Uhr erreichbar. Personen, die Hilfe brauchen, um ihre Wohnung zu verlassen, werden gebeten, sich an das Bürgertelefon zu wenden.

Betroffene bleiben gelassen

Betroffene reagierten zunächst gelassen auf die bevorstehende Evakuierung: „Ich habe es geahnt. Ich bin Kumpfmühlerin und habe mir schon gedacht, dass auf der Baustelle irgendwann eine Bombe sichtbar wird“, sagte eine Anwohnerin aus der St.-Wolfgang-Straße, die die Baustelle täglich von ihrem Balkon aus beobachten kann. Bereits am Vormittag habe sie gesehen, wie am Fundort „rege diskutiert“ worden sei.

Klaus Poitsch, Pfarrer in Ruhestand, wohnt ebenfalls in der St. Wolfgang-Straße. Von der anstehenden Evakuierung in Kenntnis gesetzt, sagte er gelassen: „Ich warte es ab.“ Da er am Freitag ohnehin wegfahren müsse, bereite ihm die Evakuierung auch keine Probleme. “Ich dachte zuerst, der Bombenfund wäre beim Schmauskeller, weil dort jetzt der Kindergarten St. Wolfgang neu gebaut wird“, sagte er.

„In der komischen Pandemie-Zeit ist das schon tragisch. Jeder hat Bekannte, aber man weiß nicht, ob man dorthin gehen kann.“Peter Eibl, Kirchenpfleger von St. Wolfgang

Kirchenpfleger Peter Eibl von der Pfarrei St. Wolfgang möchte die Zeit der Evakuierung mit einem „Spaziergang durch die Stadt“ überbrücken. Auch er sieht der Situation gelassen entgegen, gibt allerdings eines zu bedenken: „In der komischen Pandemie-Zeit ist das schon tragisch. Jeder hat Bekannte, aber man weiß nicht, ob man dorthin gehen kann“, sagte er angesichts der gültigen Kontaktbeschränkungen. Bei seinen Nachbarn in der Simmernstraße, die ebenfalls von der Evakuierung betroffen ist, habe sich die Nachricht vom Bombenfund schnell verbreitet. „Jeder sucht sich jetzt selbst eine Bleibe“, sagt Eibl. Über den Kindergarten St. Wolfgang 1 in der Bischof-Wittmann-Straße berichtet er, dass dort die Polizei persönlich über die Evakuierungsmaßnahmen informiert habe, so dass das Personal diese Informationen schnell weiterleiten konnte. „Wir haben alle Eltern schriftlich und telefonisch benachrichtigt“, bestätigte Kindergarten-Leiterin Lydia Müller auf MZ-Anfrage.

Betroffene Linien: Umleitungen:
Während der Evakuierung kommt es zu erheblichen Einschränkungen im Busverkehr. Die Buslinien 2, 4, 10 und 72 werden ab 10.45 bis voraussichtlich 17 Uhr umgeleitet.Die Linie 2 wird in beiden Richtungen über die Friedenstraße, Universitäststraße und Karl-Stieler-Straße umgeleitet. Die Umleitung der Buslinien 4 und 10 erfolgt beidseitig über die Universitätsstraße, die Friedenstraße, Kirchmeierstraße und Klenzestraße. Die Linie 72 wird ab dem Justizgebäude über die Kirchmeierstraße, Klenzestraße, Bölkestraße, Konrad-Adenauer-Allee, Otto-Wels-Straße, Augsburger Straße, Ludwig-Thoma-Straße und Theodor-Storm-Straße umgeleitet. Die betroffenen Haltestellen in dem gesperrten Radius, die in diesem Zeitraum nicht angefahren werden können, sind entsprechend mit einem Aushang versehen.

Zuletzt wurde im November einBlindgänger in diesem Bereich gefunden. Erst am Mittwoch wurde bei der Autobahnauffahrt bei Burgweinting ein Sprengkörper gefunden.