Pandemie
Caritas warnt vor Belastung für Familien

Die Helfer des Sozialverbands versuchen alles, um Menschen in der Pandemie zu unterstützen. Eine komplizierte Aufgabe.

19.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:24 Uhr
Ramona Klemm (links) und Barbora Pokorny −Foto: Caritas

Vor gut einem Jahr gab es den ersten Corona-Fall in Deutschland. Seitdem hat die Pandemie vieles verändert. Familien haben nicht nur mit neuen Herausforderungen wie Homeschooling zu kämpfen – auch Kurzarbeit oder der Verlust des Jobs bereiten vielen Eltern Sorgen. Gerade jetzt ist es umso wichtiger, dass es Hilfsangebote und Beratungsstellen gibt, die die Menschen unterstützen.

Die Caritas Regensburg hilft Ratsuchenden in vielen Bereichen, etwa bei der Beantragung von Arbeitslosengeld oder bei Problemen innerhalb der Familie. Auch während der Corona-Pandemie versuchen die Mitarbeiter, möglichst vielen Menschen unter die Arme zu greifen. Der Grundsatz der sozialen Beratung ist „Hilfe zur Selbsthilfe“, wie Ramona Klemm von der Caritas Regensburg erklärt. Das ist allerdings gerade während des Lockdowns nicht immer möglich.

Die wohl größte Veränderung, die sich für die Caritas ergeben hat, ist die Umstellung von persönlicher auf telefonische Beratung. Vor der Pandemie gab es das Angebot einer offenen Sprechstunde. Klienten konnten ohne Termin vorbeikommen und sich sofort beraten lassen. Das ist derzeit nicht möglich. Ratsuchende müssen zunächst einen Telefontermin für eine Erstberatung vereinbaren. Ramona Klemm erzählt, dass den Klienten diese Art der Kontaktaufnahme schwerfällt, unter anderem oft wegen der Sprachbarrieren.

Das Erstgespräch läuft in der Regel telefonisch ab. Das bedeutet: kein persönlicher Kontakt. Viele Klienten sind dadurch gehemmt, und auch für die Mitarbeiter der Caritas stellt das eine Herausforderung dar, wie Barbora Pokorny von der Caritas Regensburg sagt. Es gebe deshalb oft Schwierigkeiten. Durch die Telefonate könnten zum Beispiel Alkohol- und Medikamentenkonsum nicht mehr so leicht festgestellt werden. Es müssten mehr Telefonate geführt werden und auch eine engere Zusammenarbeit mit Hausärzten habe sich ergeben.

Oft fehlt der Drucker

Für Familien ist die Distanz-Beratung nicht leicht, sagt Pokorny. Viele Haushalte hätten nämlich keinen Drucker und somit auch nicht die Möglichkeit, Formulare und Anträge per Hand auszufüllen. Das elektronische Ausfüllen sei ebenfalls ein Problem, denn viele Mütter und Väter könnten nicht richtig mit Computern umgehen. Auch die Geräte-Ausstattung sei nicht immer optimal.

Eltern sind in dieser schwierigen Zeit besonders gefordert. Nicht nur der Job, die Kindererziehung und der Haushalt sind Aufgaben, die täglich bewältigt werden müssen. Auch Homeschooling und die Betreuung der Kinder müssen irgendwie geregelt werden. Aufgaben, die normalerweise Kitas und Schulen übernehmen. „So erreichen Familien schnell ihre Belastungsgrenze, häufiger Mütter als Väter“, bestätigt Pokorny. Durch diese Mehrfachbelastung entstünden wiederum andere gesundheitliche Probleme: Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder Einschlafprobleme.

Um Familien und Menschen in finanziellen Notlagen zu unterstützen, hat die Caritas Regensburg einige Hilfen ins Leben gerufen. Zum Beispiel die Corona-Soforthilfe. Dabei handelt es sich um einen Fonds, allein durch Kirchenmittel finanziert. Der soll Menschen mit finanziellen Problemen eine schnelle und möglichst unbürokratische Hilfe garantieren. Beantragen kann man die Corona-Soforthilfe bei der allgemeinen Sozialberatung der Caritas in Regensburg.

„Probleme nicht ignorieren“

Im Rahmen der Armutswochen wurden im Oktober 2020 Familienpatenschaften gegründet. Ein Projekt, bei dem ein Pate eine Familie entlastet, die sich in einer finanziellen Notlage befindet. Pokorny erklärt, dass dabei besonders drei Bereiche unterstützt werden: Bildung, soziale Teilhabe und Erholung. So sei beispielsweise einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern sehr geholfen worden: Durch die Unterstützung des Paten sei es ihren Kindern ermöglicht worden, ein Instrument zu lernen.

„Probleme darf man nicht ignorieren“, warnt Pokorny. Es sei wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Die Pandemie bringe für jede Familie große Herausforderungen mit sich. Schüler und Jugendliche sollten auch in der Schule oder Kita keine Angst haben, mit Lehrern oder Erziehern über ihre Sorgen zu sprechen. Oft wüssten Familien nicht, an wen sie sich bei Problemen wenden sollen. In jedem Fall können sie sich an die Caritas, speziell an Pokorny und die allgemeine Sozialberatung richten. Intern besteht ein breitgefächertes Beratungs- und Hilfsangebot. Aber auch an externe Fachberatungsstellen vermittelt die Caritas weiter. „Wichtig ist, zu wissen, dass die Beratungsgespräche immer kostenlos sind und anonym bleiben können“, sagt Pokorny.