Rupert Karl im Interview
Chef des Regensburger Seniorenbeirats: „Die politische Arbeit sichtbarer machen“

27.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:09 Uhr
Matthias Koller
Rupert Karl will unter anderem das Sprechstundenangebot verbessern. −Foto: Micha Matthes

Dass die Stadt Regensburg in der Seniorenarbeit bundesweit Vorbildliches leistet, ist auch dem Seniorenbeirat zu verdanken. Der neu gewählte Vorsitzende Rupert Karl will das Gremium noch schlagkräftiger machen. Der MZ stand er Rede und Antwort.

Herr Karl, den Seniorenbeirat gibt es seit 1978, doch er blüht immer noch ziemlich im Verborgenen. Was ist eigentlich seine Aufgabe?

Rupert Karl:Wir sind die Interessensvertretung älterer Menschen. Wir nehmen deren Anliegen und Anregungen aber auch Beschwerden entgegen und leiten sie an die entsprechenden Stellen weiter, wenn wir nicht selbst für Abhilfe sorgen können. Und wir vertreten die Belange der Seniorinnen und Senioren in verschiedenen Gremien, wie zum Beispiel im Stadtrat, und beraten die Politik.

Sie können aber nicht mitentscheiden.

Rupert Karl:Nein, wir haben nur Mitspracherecht, aber das nehmen wir verantwortungsbewusst wahr. Wir werden aber gehört.

Kritiker bemängeln, dass der Seniorenbeirat vor allem dann sichtbar wird, wenn es um Fahrten oder gemütliche Nachmittage geht.

Rupert Karl:Das ist eine sehr selektive Wahrnehmung. Diese Kritiker waren halt nicht dabei, wenn wir in den Ausschüssen die Belange der älteren Menschen vertreten oder in den verschiedensten Ämtern um Verbesserungen gestritten haben. Ansonsten glaube ich, ist es nicht verwerflich, für ältere Menschen ein paar schöne Stunden zu organisieren. Aber ich gebe zu, wir müssen unsere politische Arbeit sichtbarer machen.

Wie soll das aussehen? Nur eine bessere Öffentlichkeitsarbeit mit mehr Werbung wird nicht reichen.

Rupert Karl:Ein wichtiger Punkt ist, dass wir künftig unser Sprechstundenangebot verbessern wollen. Bisher ging das Angebot der wöchentlichen Sprechstunde im Seniorenamt aber offensichtlich an den Bedürfnissen vorbei. Nach dem Motto „wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen“ werden wir verstärkt in den nächsten Jahren in die verschiedenen Stadtteile gehen und den Seniorinnen und Senioren hier die Gelegenheit geben, ihre Sorgen und Wünsche an den Mann oder die Frau zu bringen. Wir werden auch mit der Stadtteilkümmerern besser zusammenarbeiten, die sich ja in ihrem Bereich besonders gut auskennen und wissen, wo der Schuh drückt.

Haben Sie schon jetzt Forderungen an die Stadt, die den älteren Menschen auf den Nägeln brennen?

Rupert Karl:Da ist einmal das leidige Problem mit dem Radfahren in der Altstadt, über das wir ja schon länger diskutieren, ohne dass sich etwas gebessert hat. Wir wollen noch mehr Sitzgelegenheiten und grüne Oasen. Und dann müssen wir uns über ein seniorengerechtes Umfeld in den Wohngegenden unterhalten. Da sind nicht nur Kinderspielplätze wichtig, sondern auch Freizeitangebote für ältere Menschen oder gemeinsame Ruhezonen.

Da haben Sie sich ja einiges vorgenommen. Lässt sich das für Ehrenamtliche überhaupt schultern? Oder besteht die Gefahr, dass das nur ein schönes Programm auf dem Papier ist?

Rupert Karl:Erstens haben wir ein engagiertes Team. Aber selbstverständlich kann nicht jeder alles machen. Deshalb gibt es in unserem Gremium in der Zukunft verschiedene Arbeitsgruppen, zum Beispiel für Gesundheit im Alter, für Sicherheit oder für die Beurteilung von Bebauungsplänen, um nur drei zu nennen. Diese Gruppen sorgen auch dafür, dass ihre Projekte in der täglichen Routine nicht untergehen. Ich kann also versprechen, dass wir für unsere Ziele streiten werden und, dass die Politik die Seniorinnen und Senioren nicht vergisst.

Das Interview führte Manfred Rohm