Menschen
Das neue Gesicht von Kuchlbauer

Der 25-jährige Regensburger Jacob Horsch hat im Dezember die Brauerei mit dem Hundertwasserturm übernommen.

13.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:15 Uhr
Helmut Wanner

Jacob Horsch vor der imposanten Fassade des Goldenen Kreuzes: Hier im vierten Stock hat er noch immer ein Zimmer. Foto: Wanner

In Regensburg leben einige 25-Jährige, aber nur einer, der im Dezember 2017 eine Brauerei übernommen hat. Seine Brauerei ist die Nummer 37 in Bayern (Ausstoß 100 000 Hektoliter Bier) und hat den auffallendsten Turm Deutschlands. Jährlich pilgern 500 000 Menschen deswegen nach Abensberg.

Jacob Horsch fällt nicht auf, wenn er in grauer und blauer Casual-Kleidung am Haidplatz steht. Er ist von Kindesbeinen dazu erzogen, nicht aufzufallen und den Ball flach zu halten. Andere fahren am Wochenende ihren Ferrari aus, er brütet über neuen Ideen. Den Ethos hat er von Vater und Mutter.

Alte Liebe im Patrizierhaus

Bis auf einen kleinen Freundeskreis ehemaliger Mitschüler kennt ihn kaum einer in Regensburg. Dabei ist er im vierten Stock des wohl bekanntesten Patrizierhauses der Stadt aufgewachsen. Mehr als 20 Gaststätten schenken in Regensburg sein Bier aus. Eines davon heißt „Alte Liebe“.

Diese Liebe zündete in Regensburg. Mit 50 Jahren zeugte der unkonventionelle Abensberger Brauereibesitzer Leonhard Salleck mit Christine Horsch, der Tochter eines mennonitischen Großbauern-Geschlechts aus Schwandorf, seinen Nachfolger. Heiraten wollten die beiden nicht. Christine Horsch machte ihr Ding in Regensburg: Immobilienverwaltung, Café und Hotel Goldenes Kreuz. Leonhard Salleck machte seines in Abensberg.

Lesen Sie mehr:Leonhard Salleck zieht sich nach 49 Jahren aus dem Geschäft zurück – Sohn Jacob Horsch übernimmt und hat viele Ideen.

„Leonard ohne h und Jacob mit c bitte“, sagt der Bräu bei einem doppelten Espresso im „Lepanto“, das an einen berühmten Sohn aus diesem Haus erinnert: Don Juan d’Austria, der Spross von Barbara Blomberg und Kaiser Karl V.

Das mit dem „ohne h“ muss Jacob Horsch immer wieder betonen. Die Söhne von Christine Horsch leben seit Geburt mit dem kleinen sprachlichen Unterschied. Leonard und Jacob sind in Regensburg aufgewachsen und in die Schule gegangen, aber sind in völlig unterschiedlichen Welten unterwegs. Leonard, 30, promoviert in Venedig. Sein Fach ist Kunstgeschichte. „Leonard spricht fünf Sprachen fließend“, sagt Jacob. Der Bruder bewundert ihn dafür.

„Ich habe weder den Herren der Ringe noch Star Wars gesehen.“Jacob Horsch

Bruder Jacob ist den praktischen Dingen zugeneigt. Mit acht Jahren sortierte er auf dem Brauereihof in Abensberg die Flaschen. Mit elf Jahren fuhr er mit dem Kuchlbauer-Truck Bier aus, als Beifahrer. „Urlaub machten meine Eltern nicht“, sagt Horsch. So machte er Urlaub auf dem Brauereihof. Seit drei Jahren ist er Braumeister und arbeitet Vollzeit in der niederbayerischen Provinz, die jedes Jahr am Gillamoos zum Nabel der Welt wird.

Die Mittelstandsbrauerei der Spargel-Hochburg kannten vor zehn Jahren nur 0,5 Prozent. Nun ist sie in der Bekanntheit nach oben geschnellt. Auf 30 Prozent. Dank des Turms von Friedensreich Hundertwasser. Er hat ihn selbst nicht mehr gesehen. Er starb am Anfang der Planungsphase. Über Salleck hat man wegen des Turmbaus gelacht. Jetzt lacht man nicht mehr. Die Brauerei hat letztes Jahr um sieben Prozent zulegen können, alle Fernsehbiere gehen runter. Regionalität beginnt wieder zu zählen.

Zum Turm ein Erdhügelhaus

Vater baute in die Höhe, der Sohn geht in den Boden. Der 35 Meter hohe Hundertwasser-Turm wird zur 10-Jahres-Feier 2020 ergänzt werden durch ein enormes Erdhügelhaus mit einem begehbaren Dach, das als Biergarten genutzt wird. Jacob Horsch: „Wir machen eine Gewölbe-Gastronomie.“ Das Projekt erinnert zwar viele an die Unterkünfte der Hobbits aus dem „Herren der Ringe“. Jacob Horsch muss lächeln. „Ich habe weder den Herren der Ringe noch Star Wars gesehen.“ Er ist am Nachhaltigkeitsgedanken orientiert. Das Erdhügelhaus soll aus Holz gebaut werden. Mittelfristig will Horsch die 1,6 Millionen Kilowattstunden Strom, die die Brauerei braucht, selbst produzieren und einspeisen.

Überall Baustellen. Je mehr, desto besser. „Dann tut sich was“, sagt Jacob Horsch. Zum 20-jährigen Jubiläum der Schierlinger Pilsbrauerei, die zum Kuchlbauer-Unternehmen gehört, hat Horsch Großes vor. Alle Dächer werden abgerissen und mit Photovoltaik-Anlagen gedeckt. Die Sudhaus-Steuerung wird neu. Es kommen Zip-Tanks. Auch das Schierlinger Bräustüberl wird neu gestaltet. Sein Vater Leonhard Salleck hatte schon die Idee mit einem Napoleonzimmer. Die setzt sein Sohn jetzt um.

Mehr Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier.

Aktuelles aus der Region und der Welt gibt es über WhatsApp direkt auf das Smartphone:www.mittelbayerische.de/whatsapp