Regensburg
Das neue Label Kulturkick verjagt den Winterblues

18.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:54 Uhr
Gruppenbild mit Herr: Annette Ebmeier, Julia Köppel, Anastasia Wolkenstein und Isabelle Lesmeister (von links) stellten am Donnerstag mit Kulturreferent Wolfgang Dersch den Kulturkick vor. −Foto: C.A.N.

Hochkarätige Konzerte und Ausstellungen sollen in den unbelebten Monaten Januar bis März Menschen anziehen: In Regensburg ging das Label Kulturkick an den Start.

„Genesis“ geht gerade viral. Fotos und Videos zur Licht-Klang-Schau im Museum St. Ulrich fluten Instagram und Facebook. „Besucher erzählen von Gänsehaut-Momenten, manche haben Tränen in den Augen“, schildert Galeristin Isabelle Lesmeister, die das Kunstprojekt mit „Kulturoptimistin“ Julia Köppel für Regensburg gekapert hat. „Die Leute sprechen uns auf der Straße an und sagen Danke.“ Keine Woche nach dem Start sind bereits 10 000 Tickets verkauft, und: Da ist noch Musik drin. Die Mundpropaganda beginnt gerade erst zu wirken.

„Genesis“ ist ein Paradebeispiel für Kulturkick Regensburg. Die Kampagne, von Köpfen aus Kultur und Tourismus entwickelt, soll in den Monaten Januar bis März Menschen nach Regensburg holen. Denn die Stadt – sogar für Star-Architekt Norman Foster „eine der schönsten der Welt“ – wird zwar im Sommer von Besuchern überrannt. Aber im Winter, wenn sich der Nebel selten verzieht und der Kalender kaum zugkräftige Events listet, herrscht tote Hose.

Ein neues Jazzfestival

Touristiker sprechen von Saisonglättung, wenn sie versuchen, das Gäste-Aufkommen gleichmäßiger übers Jahr zu verteilen. Bei Kulturkick heißt es nun: „Das Beste am Jahresanfang“. Für das neue Label wurde nun eine Homepage freigeschaltet (kulturkick-regensburg.de), die Lockstoff fürs erste Quartal 2023 liefert. „Regensburg lohnt sich nicht nur im Sommer oder zu den Christkindlmärkten“, betont Annette Ebmeier, Hoteldirektorin im Orphée, die Kulturkick managt.

„Sparks & Visions“ passt perfekt ins Profil. Das internationale Jazz-Festival, das von 27. bis 29. Januar im Theater am Bismarckplatz über die Bühne gehen wird, zieht. Journalisten aus München, Berlin und London haben sich angesagt und Annette Ebmeier betont: „Wir merken das Interesse bereits bei unseren Buchungen.“

Konzertveranstalterin Anastasia Wolkenstein, die Jazz-Größen wie Julia Hülsmann und Nils Wogram vertritt, hat ein Festival arrangiert, das sie mit „kurz, knackig, hochkarätig“ umreißt. Die Kenndaten: neun Konzerte an drei Tagen mit Bands und Interpreten aus zwölf Ländern. Zu erleben ist Musik „in einer Vielfalt, die sich die meisten Menschen bei dem Wort Jazz nicht vorstellen können“, verspricht Wolkenstein. Sie wendet sich gerade nicht an den harten Kern der Jazzfans und will durchaus auch Hörgewohnheiten bedienen.

„Stattfinden ist das neue Ausverkauft“: Annette Ebmeier zitiert den Slogan, um zu illustrieren, wie sehr die Kultur nach Publikum lechzt. Corona hat das Publikumsverhalten nachhaltig verändert, Depression und Inflation bremsen die Nachfrage zusätzlich. „Aber Konzerte müssen gehört, Ausstellungen gesehen werden.“ Auch deshalb brauche es den Kulturkick. Der Winterblues, der sich in der unbelebten Zeit ab Januar einschleicht, zieht die ganze Stadt herunter. „Aber mehr Leerstände“, warnt Ebmeier, „können wir uns nicht leisten.“

„Das ist ein Teufelskreis“, verdeutlicht Wolkenstein. Das Publikum hält sich beim Ticketkauf zurück, weil es spekuliert, die Veranstaltung könnte abgesagt werden. „Die Folge ist: Dann kommt’s tatsächlich zur Absage.“ Leidenschaftlich wirbt die Veranstalterin: „Da muss man gegenhalten und dranbleiben.“

Event mit den Domspatzen

Kulturkick ist keine Eintagsfliege, sondern hat langen Atem, kündigt Kulturreferent Wolfgang Dersch an, als Vorsitzender im Beirat der Regensburg Tourismus GmbH (RTG), der die Kampagne angestoßen hatte. Für „Genesis“ soll’s Folgeprojekte geben, „Sparks & Visions“ ist als dauerhaftes Festival angelegt und für 2025 sind bereits zwei Großprojekte angedacht, „unter anderem mit den Domspatzen“, wie Dersch verrät. Ihm gefällt, wie sich im Kulturkick das Regensburger Potenziel an gut vernetzten Akteurinnen findet. „So kann was Großes entstehen.“