Film Das Schloss als Filmkulisse
Regensburg ist ein beliebter Drehort. Für einen Film über einen Nazi-Kunstraub streiften Soldaten über den Schlosshof.

Regensburg.Wer am vergangenen Wochenende einen Blick in den Innenhof von Schloss Thurn und Taxis in Regensburg hätte werfen können, hätte seinen Augen wohl kaum getraut. Es wurden Bomben verladen – auf große Lkw-Ladeflächen. Die Ausführenden: Soldaten in Wehrmachtsuniform. Echt sollte die Szenerie ausschauen. Der Schlossinnenhof diente immerhin als Kulisse einer deutsch-österreichischen Koproduktion, die sich dem historischen Stoff widmet.
Unter dem Arbeitstitel „Ein Dorf wehrt sich – Das Geheimnis von Altaussee“ wurde in den letzten Wochen das Geschehen um den Kunstraub der Nazis gedreht – zumeist an Originalplätzen, wie dem Altausseer Salzbergwerk. Hier hatten die Nazis ab 1943 bedeutende Kunstgüter – darunter mehr als 5000 Gemälde alter Meister – versteckt, die als Ausstellungswerke für das geplante „Führermuseum“ angedacht waren. Mit dem nahenden Kriegsende sollte der Stollen zerstört werden – samt Raubgut, um den Feinden nichts zu hinterlassen.
Uniformen für 600 Komparsen
Auf Befehl des Oberdonauer Gauleiters August Eigruber wurden zu diesem Zweck mehrere Fliegerbomben in den Stollen gebracht. Auch wenn sonst bei den Dreharbeiten größter Wert auf Originalität gelegt wurde – diese Bomben waren ausnahmsweise Nachbauten. Schloss Thurn und Taxis, das die Kulisse für die Linzer Kaserne und damit den Bombenverladeplatz lieferte, war also zu keiner Zeit tatsächlich in Gefahr.
37 Kleiderstangen waren während der Drehzeit in der Kostümabteilung dicht behängt mit Originaluniformen, Kleidern und Mänteln aus der Zeit der 30er und 40er Jahre letzten Jahrhunderts: Neben den Hauptdarstellern wurden insgesamt 600 Komparsen der Zeit gemäß eingekleidet.
Bekannte Schauspieler sind Teil der Produktion
Die Schauspieler nehmen ihre Rolle als Chance und Herausforderung an. An der Seite von Fritz Karl spielen Brigitte Hobmeier und Harald Windisch. Der Befehlshaber Eigruber wird in der Koproduktion des ZDF, ORF und Arte von Philipp Hochmair gespielt – als skrupelloser Joachim Schnitzler hat er sich in der Kultserie „Vorstadtweiber“ eine ganz eigene Fangemeinde aufgebaut. Francis Fulton-Smith verkörpert Dr. Waldstetter, der die Sprengung des Bergwerks zu verhindern sucht; er ist aus zahlreichen Film- und Serienproduktionen bekannt, wie zum Beispiel „Familie Dr. Kleist“. Fulton-Smith sieht in dieser Verfilmung eine große Chance: „So erfährt die Jugend, warum sie so großartige Kunstwerke im Museum anschauen können.“
„Das ist ja gerade die Aufgabe des Schauspielers, sich in völlig andere Charaktere einzudenken und sie so überzeugend darzustellen, dass sie echt wirken.“
Hochmair, dessen Liebe zur Kunst sich in zahlreichen Bühnenproduktionen zeigt, muss in der Rolle des hysterisch-zerstörungswütigen Gauleiters zu 180 Grad die Fronten wechseln. Dennoch nimmt er diese Herausforderung gern an: „Das ist ja gerade die Aufgabe des Schauspielers, sich in völlig andere Charaktere einzudenken und sie so überzeugend darzustellen, dass sie echt wirken. Eine so komplett andere Seite zu spielen, ist natürlich auch ein Genuss. Ich selbst liebe Kunst und würde nie so etwas zersprengen wollen, aber der Reiz ist das Spiel.“ Geplant ist die Ausstrahlung des Films übrigens für das kommende Jahr.
Hochmair hat am berühmten Max-Reinhardt-Seminar in Wien studiert; sein Lehrer war Klaus-Maria Brandauer. Diejenigen, die dem strengen Meister standgehalten haben, haben es geschafft und sind die Karriereleiter nach oben geklettert. Einer davon ist Hochmair – ein eigenwilliger und eindringlicher Charakter, der etwas zu sagen und als Schauspieler sehr viel zu geben hat. Er stürzt sich in das Spiel mit überzeugender Leidenschaft. Vom klassischen Theater hat er sich derzeit verabschiedet und tritt dafür in etlichen Filmproduktionen in Erscheinung. Hier kann er, wie er sagt, mehr Freiheiten ausleben.
Die Stadt Regensburg wurde im Dezember 2017 um „Drehort des Jahres“ gekürt.
Beliebter Drehort
Regensburg wird gern von Filmschaffenden als Drehort gewählt. Nicht nur wegen der Altstadt, die sich mit ihren verwinkelten Gassen, mittelalterlichen Bauten und dem besonderen Flair als Filmkulisse anbietet und viele Locations offeriert. Auch die zügige Organisation in Zusammenarbeit mit der Stadt wissen die Produktionsfirmen zu schätzen. Seit rund 15 Jahren dient die Hauptstadt der Oberpfalz schon als Heimat von „Kommissarin Lucas“ – regelmäßig werden für die ZDF-Serie hier jährlich zwei Folgen gedreht, die im darauffolgenden Jahr ausgestrahlt werden.
Sogar Pete Doherty war schon in der Domstadt zu Gast und drehte mit Charlotte Gainsbourg für die Literaturverfilmung „Confessions of a Child“. Das Fürstliche Schloss bot dafür abermals einen der Drehorte.
Lesen Sie hier noch ein Interview mit dem Schauspieler Philipp Hochmair:
Gerade noch Gauleiter fürs Kino, dann blinder Kommissar fürs Fernsehen: Wie schaffen
Sie den Rollenwechsel, wie erarbeiten Sie die Charaktere?
Es ist ja die Aufgabe eines Schauspielers die Rollen zu wechseln – und das genieße ich sehr. Wie ich den Charakter erarbeite? Ich suche nach diesem einen Satz, der für mich der Schlüssel zu dieser Person ist. In der Rolle als Gauleiter Eigruber war das der Satz „Die Kunstwerke interessieren mich nicht. Die Bomben werden gezündet!“ Das war der Türöffner für mich – hier habe ich verstanden, wie ein Mensch ticken muss, der so etwas Irrsinniges von sich gibt und Tausende von hochwertigen Kunstschätzen in die Luft sprengen will.
Sie sagen, dass für Sie Texte wie Musik klingen. Was hören Sie in der Rolle des blinden
ARD-Ermittlers Haller, was bei Eigruber, dem Gauleiter?
Bei dem einen Avantgarde Jazz. Bei dem anderen eher Marschmusik.
Sie kommen von der Bühne und sind mehr und mehr im Filmgeschäft präsent. Was liegt
Ihnen mehr?
Klar ist die Bühne mein Zuhause. Aber über den Film erreiche ich viel mehr Menschen. Und: Film ist international! Bühnentechnisch mache ich derzeit lieber meine eigenen Produktionen und versuche, damit in die Welt zu gehen. Die Enge eines Engagements ist zur Zeit schwer vorstellbar für mich.
Wie haben Sie sich auf die Rolle des Haller vorbereitet, der seine Frau und sein Augenlicht
verliert und nahezu zerbricht?
Ich war unter anderem im „Dialog im Dunkeln“ – das ist in Hamburg ein interaktives Museum von Blinden für Sehende; eine großartige Einrichtung. Ich bin mit Blinden mitgelaufen, alles Mögliche hab ich gemacht. Und Verluste, die hab ich – wie jeder andere – auch schon gehabt. In diese Erinnerungen geh ich bei den Dreharbeiten rein.
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