Gefahr
Deckenschäden: Kirche bleibt gesperrt

Putz bröckelt in der Dreieinigkeitskirche von der Decke. Für Besucher ist es in dem Regensburger Gotteshaus zu gefährlich.

05.11.2018 | Stand 16.09.2023, 5:54 Uhr
Martina Groh-Schad

Die Dreieinigkeitskirche in der Gesandtenstraße bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Foto: Wiedamann

Die Dreieinigkeitskirche in Regensburg bleibt bis auf weiteres für Besucher gesperrt. Nachdem im September eine ein Quadratmeter große Putzfläche von bis zu drei Zentimetern Dicke im Altarbereich von der Decke fiel, läuft aktuell die Ursachenforschung auf Hochtouren. „Es ist ein großflächiges Problem, das sich durch die ganze Kirche zieht“, sagte der bauleitende Architekt Michael Feil bei einer Pressekonferenz.

An mehreren Stellen an der Kirchendecke seien unter dem Lehm-Kalkputz Hohlräume entdeckt worden. „Für Besucher ist es in der Kirche zu gefährlich“, betonte er. Wie lange die Sperrung andauert, könne aktuell niemand sagen. Erst müssten das Gefahrenpotential und der Umfang der Schäden ermittelt werden. Davon betroffen ist auch die Turmbesteigung, die bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt ist.

Gottesdienste gesichert

Die Gottesdienste für die Gemeinde seien bis Weihnachten gesichert und sollen in der Oswaldkirche durchgeführt werden, sagte der zuständige Gemeindepfarrer Martin Schulte. Wie es danach weitergeht, sei noch unklar. Alternativ werde überlegt, ob die kleine Kapelle im Alumneum zur Verfügung stehe. Alle in den nächsten Monaten geplanten Konzerte und die großen Chorauftritte in dem Gotteshaus müssten in jedem Fall an andere Veranstaltungsorte umziehen. Dies sei organisatorisch nicht immer einfach, weil andernorts der Platz für die große Besucherzahl fehle, die bisher in der Dreieinigkeitskirche untergekommen sei. Für die Kirchengemeinde bedeute die aktuelle Sperrung einen schmerzlichen Verlust auf unabsehbare Zeit.

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Schon von 2009 bis 2013 war die Kirche fast fünf Jahre lang komplett gesperrt. Auch danach seien fast ununterbrochen weitere Baumaßnahmen notwendig gewesen. „Es ist für mich sehr schmerzhaft mitzuerleben, wie eine Gemeinde über Jahre hinweg heimatlos wird“, sagte der Pfarrer. „Ich spüre Zorn, aber auch Resignation bei vielen Mitgliedern der Gemeinde.“

Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss setzte dem ein optimistisches Signal entgegen und betonte, dass er zum aktuellen Zeitpunkt am geplanten Einweihungstermin für die neue Orgel im Juli 2019 festhalten wolle. „Viele Regensburger freuen sich darauf“, sagte er. „Es hat keinen Sinn zu klagen. Wir müssen mit Herzblut an die Sache herangehen.“ Zudem verwies er auf die überregionale Bedeutung der Dreieinigkeitskirche, die der älteste original erhaltene protestantische Kirchenneubau in Süddeutschland und darüber hinaus sei. „Ich hoffe, dass diese Bedeutung verstärkt erkannt wird und sich auch in einer tatkräftigen finanziellen Unterstützung der Sanierungsmaßnahmen niederschlägt“, betonte Weiss. „Eine einzige Kirchengemeinde ist mit solchen Herausforderungen hoffnungslos überfordert.“

Dekan Eckhard Herrmann erinnerte daran, dass auch in der Oswaldkirche und in der Neupfarrkirche umfangreiche Sanierungen und Instandsetzungen geplant oder schon im Gange seien. „Der Verlust der Dreieinigkeitskirche ist für die gesamte Kirche in der Innenstadt eine sehr schwierige Herausforderung“, sagte er. Im Hinblick auf die Gottesdienste und die Veranstaltungen sei Kreativität gefragt. „Wir müssen mit vereinten Kräften provisorische Lösungen entwickeln.“ Er sehe darin auch eine Chance für ein noch größeres Miteinander innerhalb der Kirchengemeinden.

Oberste Priorität habe nun die Suche nach den Ursachen.„Bisher gibt es nur Vermutungen, wie es zu den Schäden kam“,erklärte Architekt Feil. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege seien 60 Prozent der Gewölbeflächen mittels Hubwagen untersucht worden. Dabei sei aufgefallen, dass sich das Problem durch die ganze Kirche zieht. Sicher sei bislang nur, dass sich die Schäden innerhalb kurzer Zeit entwickelt haben. „Es drohen weitere Bereiche abzustürzen“, betonte Feil.

Sperrung alternativlos

Glücklicherweise sei bei dem ersten Vorfall, bei dem der Putz von der Decke kam, niemand verletzt worden. Aufgrund der Höhe und der Größe der Putzstücke, die herunter fielen, wäre dies durchaus möglich gewesen. „Die Sperrung der Kirche ist daher leider unumgänglich“, betonte Feil. Zudem sei man auch sehr froh, dass der Altar nicht beschädigt wurde. „Zumindest ist bisher nichts erkennbar geworden.“

„Die Lehmschicht könnte ausgetrocknet sein und so den Schaden verursacht haben.“Architekt Michael Feil

Denkbar sei, dass der besonders trockene Sommer in diesem Jahr zum Problem geworden ist. „Die Lehmschicht könnte ausgetrocknet sein und so den Schaden verursacht haben“, erklärte Feil. Zudem werde geprüft, ob bei der Bauausführung in den vergangenen Jahren Fehler gemacht wurden. Dies sei jedoch unwahrscheinlich. „Es ist sehr sorgfältig gearbeitet worden“, betonte Gemeindepfarrer Martin Schulte. Bei der Instandsetzung der Decke bis 2013 sei der historische Putzaufbau aus dem 18. Jahrhundert geprüft worden und es seien keine Schäden festgestellt worden. Es wurde lediglich der Farbanstrich in der historischen Vorgehensweise aufgebracht. Eine fehlerhafte Ausführung oder mangelhafte Fachbauleitung könne ausgeschlossen werden.

Es werde zwar so schnell wie möglich gearbeitet, um die Schäden zu beseitigen, aber noch wichtiger sei aufgrund der historischen Bedeutung die Sorgfalt bei allen bautechnischen Maßnahmen, führte Regionalbischof Dr. Weiss aus. „Künftige Probleme müssen vermieden werden“, betonte er. „Wir wollen, dass das Gotteshaus irgendwann wieder allen für alle Veranstaltungen offen steht.“

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