Fronleichnam in Regensburg
Den Glauben auf die Straßen bringen

17.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:45 Uhr
Die Fronleichnamsprozession zog durch die Regensburger Altstadt. −Foto: Wessel

„Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu“, sangen die Menschen der langen Schlange, die sich am Donnerstag durch die Straßen Regensburgs zog. An jeder Station kniete Bischof Rudolf Voderholzer bei dem Altar, der vor der Kirche aufgebaut war, kurz zum Gebet nieder, bevor er sich der Menge zuwandte, die gespannt seinen Worten lauschte. Die Regensburger feierten das Hochfest Fronleichnam mit einer Heiligen Messe im Dom St. Peter und einer Prozession durch die Altstadt Regensburgs.

Fronleichnam feiert die Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu Christi und dessen heilbringende Anwesenheit unter den Gestalten von Brot und Wein. Passend zu Fronleichnam wurde in der Heiligen Messe aus dem ersten Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth über die Abendmahlstradition gelesen. Zudem wurde das Evangelium nach Lukas über die wundersame Brotvermehrung gelesen, als dank Jesu fünf Brote und zwei Fische für 5000 Menschen ausreichten.

Die Prozession transportierte auch „das Allerheiligste“: die Monstranz, ein wertvolles, goldenes liturgisches Schaugefäß, welches eine konsekrierte Hostie zur Verehrung bei Prozessionen zeigt. Die vier Prozessionsstationen lagen in den vier Himmelsrichtungen. An jeder Station wurde aus einem anderen Evangelium gelesen. Die geschmückten Außenaltäre befanden sich vor der Klosterkirche St. Josef in der Nähe des Doms, der St. Kassianskirche am Neupfarrplatz und der Basilika St. Emmeram. Die Prozession endete am vierten Altar am Südportal des Doms: „Die Fronleichnamsprozession ist eine Demonstration für das Leben, eine Demo für Jesus Christus“, so Bischof Rudolf.

Es war eine bunt gemischte Menge, die an der Prozession teilnahm: An der Spitze führte Bischof Rudolf mit kirchlichen Gemeinschaften und Mitarbeitern die Prozessionsordnung an. Es folgten Schwesterngemeinschaften, Erstkommunionkinder in weißen Kutten, Firmkinder und Priester. Der Domchor sorgte für den musikalischen Rahmen. Die Ordensritter marschierten mit Uniform und Degen. Es folgten päpstliche Ordensträger, Vertreter des öffentlichen Lebens und kirchliche Verbände, darunter Malteser, BDKJ, KDFB und Kolpingsfamilie. Den Schluss bildeten Kirchgänger.

Die erste Prozessionsstation stand im Zeichen der Kirche und allen, die an Christus glauben. Christus sei der Ursprung der Welt, heißt es im Evangelium nach Johannes (Joh 1,1-14). Die zweite Station richtete sich an Menschen in verschiedenen Lebenssituationen. In der Eucharistie werde alles, was Jesus für die Menschen getan habe, lebendig. Die höchsten Gebote seien, Gott und seinen Nächsten zu lieben.

Die dritte Station war für Schöpfung, Gesellschaft und Staat. Die Menschen würden nach Glück streben, hätten aber auch eine besondere Verantwortung gegenüber der Schöpfung Gottes. An der vierten Station richtete sich der Bischof dann an die Stadtbewohner: In der heutigen Zeit sei es schwer, den Glauben zu bewahren. Mit der Prozession bringe man den Glauben auf die Straße.