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Der Alltag eines Donaustrudlverkäufers

Kälte, Beleidigungen und Trinkgeld: Markus Meißner verkauft das Regensburger Sozialmagazin und hat schon einiges erlebt.

02.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:19 Uhr
Markus Meißner und Sophia Bösl beim Donaustrudl. −Foto: Matthias Beck

Vor neun Jahren ging Markus zum ersten Mal auf die Straße, um den Donaustrudl zu verkaufen. „Der erste Winter war das Schlimmste was es gibt auf der Welt“, sagt er über diese Zeit. Mit dem Verkauf der Straßenzeitung verdient er sich etwas zur Grundsicherung dazu.

Für Markus ist der Job als Donaustrudlverkäufer längst Routine geworden. Der Verkäufer erinnert sich noch immer an seine eiskalten Finger, mit denen er anfangs täglich zu kämpfen hatte. „Ich hatte richtige Eispfoten“, erzählt er. Bevor er anfing das Sozialmagazin zu verkaufen, habe er 13 Jahre lang in der Wäscherei der Lebenshilfe in Gebelkofen gearbeitet. „Ich bin dann krank geworden, wurde operiert und habe gekündigt.“ Er sei froh über diesen Schritt, denn mittlerweile sei der Donaustrudl wie eine kleine Familie für ihn. Sogar seinen besten Freund habe er dort kennengelernt.

Verkäufer werden angefeindet

Sein damaliger Betreuer von der Lebenshilfe habe ihn auf die Idee gebracht, als Donaustrudlverkäufer zu arbeiten. In den ersten sieben Jahren verkaufte er das Magazin zunächst nur auf der Straße – seit etwa zwei Jahren ist er Kneipenverkäufer. Viele Regensburger würden sich freuen, wenn er ihnen den Donaustrudl anbiete und ihm oft sogar Trinkgeld schenken.

Doch manchmal würden ihm die Leute auch mit Aggressivität oder Verachtung begegnen. „Auch in den Kneipen wurde ich schon gefragt, warum ich mir nicht einen anderen Job suchen kann – die Leute empfinden oft richtigen Hass.“ Meist erkläre er den Menschen dann, wie er zu seinem Job als Donaustrudlverkäufer kam. „Ich erzähle ihnen meine Lebensgeschichte und dann sagen sie nichts mehr.“

Der Verein Donaustrudl versucht Menschen, die auf der Straße leben, die ein geringes Einkommen haben oder in einer andere Notlage sind, zu helfen. Ziel des Donaustrudls ist es, die Verkäufer wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. „Bisher war das tatsächlich oft schwierig, weil viele nicht mehr für den ersten Arbeitsmarkt geeignet sind und Grundsicherung beziehen“, erklärt Laura Holler. Sie arbeitet als Sozialpädagogin beim Donaustrudl und begleitet ihre Klienten unter anderem bei Behördengängen.

Zweite Staffel Überpfalz

Markus ist Protagonist der zweiten Folge der neuen Staffel von Überpfalz – dem Reportageformat der Mittelbayerischen auf Youtube. MZ-Reporterin Sophia Bösl macht in dieser Folge den Selbstversuch und verkauft den Donaustrudl am Neupfarrplatz. In der zweiten Staffel treffen Leon Willner und Sophia Bösl Menschen aus der Region, die vielfältig begabt sind, einen ungewöhnlichen Job haben oder die nicht hineinpassen in unser oft stereotypes Bild von Bayern.Abonnieren Sie hier den Kanal, um keine Folge zu verpassen.

Weitere „Überpfälzer“ in Staffel 2 sind Auto-Tunerin „Racing Lynn“ aus Cham – ihr Herz schlägt für schnelle Schlitten, Florian Gröninger, ein Tausendsassa in Lederhose aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach und Marie Gmeiner, eine 16-jährige Auszubildende, die Bestatterin in Regensburg werden möchte.

Hier gibt es den Trailer zur neuen Überpfalz-Staffel.