Menschen
Der Chicken King aus Regensburg

In der Schule nannten sie ihn den Bananenkönig. Dann ging er in die Staaten und machte mit Hühnern in Ohio ein Vermögen.

24.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr

Zu Hause fühlt er sich nur in Regensburg: Chicken King Kurt zeigt sich auf dem Dachgarten seines Hauses in der Spiegelgasse 6 mit Gattin Gerti und Tochter Sandra. Foto: Wanner

Ihr Pony ist weg, aber das Lächeln zündet noch. Gerti Heindl war das verkaufsfördernde Gesicht der Stadt. Mitte der 80er verschwand es. Mit Ingeborg Burgau war Gerti Heindl von 1973 bis 1986 die Pionierin des Fremdenverkehrs. Gerti Heindl konnte Englisch. Sie hat Regensburg erstmals auf die ITB nach Berlin gebracht.

Jetzt tauchte sie wieder auf. Auf dem Dach des Hauses Spiegelgasse 6, vor der Silhouette der Domtürme, neben dem Mann, der sie über den Großen Teich entführte: Kurt Lausecker, der Chicken King aus Raymond, Ohio. Und da ist Sandra, ihre viel versprechende Tochter (29), die das Business mit ihrem Bruder Daniel (28) weiterführt. Ihre Firma heißt ONE, für Ohio Natural Eggs. Sandra wurde im Mai gefeiert – als die Speerspitze der ökologischen Farmreform in den USA.

„Dafür sind Freunde da“

Warum sind sie wieder da? Der Eierkönig feiert. Nirgendwo anders will er seinen 70. Geburtstag begehen, als in seiner Heimatstadt. Die zehn bedeutendsten Namen der Hühnerindustrie der USA, die ihr Imperium auf über 320 Millionen „weibliche Angestellte“ bauen, hat er am Dom einquartiert. Allen voran Al Pope aus Atlanta, Georgia, bis 2007 der Präsident von United Egg Producers (UEP), des größten Eier-Verbandes der Welt, der für Milliarden Eier verantwortlich zeichnete. Dass der emeritierte Eier-Papst kommt, darüber freut sich Kurt Lausecker wie ein König. Aber tief drinnen klopft ihm das Herz für seine Regensburger Freunde.

„Nichts ist im Leben wichtiger als Freundschaft.“Kurt Lausecker

Saxofonist Michael Striegl (Musicfactory) wird bei der Feier im Storstadt ein paar Stücke anspielen. „I did it my way“ von Frank Sinatra wird wohl nicht dabei sein. Kurt Lausecker ist eher für „That’s what friends are for“ von Dionne Warwick. „Das ist mein Lied. Nichts ist im Leben wichtiger für mich gewesen als Freundschaft.“ Den Kontakt zuRudi Schels,Wolfgang Zacharias, Peter Harlass-Neuking hat er nicht nur nie abreißen lassen. Er nennt sie „meine besten Freunde“. Deswegen kann er nach 40 Jahren USA sagen: „Ich habe mich nie als Amerikaner gefühlt, sondern nur als Regensburger.“

Dass sie Englisch sprechen kann, hat Kurt und Gerti vor 42 Jahren im „Ringelnatz“ nähergebracht. „Wir hatten gerade eine amerikanische Delegation verabschiedet und wollten danach halt noch was trinken gehen.“ Und da saß Kurt Lausecker mit seinem Freundeskreis aus der inoffiziellen Fußballabteilung des RTK…

Lauseckers Englisch war eher „lousy“, aber Sprache war nicht der Grund für sein US-Engagement: Er ist mit den Zimmerers aus Nittenau verwandt. In der Familie gibt es Großhändler mit Landprodukten und Konservenfabrikanten. Einer dieser Onkel war dabei, in den USA eine Legehennen-Farm aufzubauen. 1978, als Kurt Lausecker mit dem BWL-Studium fertig war, ereilte ihn der Ruf der Verwandtschaft nach Ohio. „Ich sollte Assistent der Geschäftsführung werden. Nach drei Monaten war ich schon Geschäftsführer.“

Jetzt mehr Zeit für Regensburg

Jetzt, da der Hühner-König abgedankt und sein Reich an die Thronfolger abgegeben hat, will er mehr Zeit in seiner Heimatstadt verbringen. „Die Amerikaner fliegen nach Florida, ich fliege lieber nach Regensburg.“ Nach Regensburg, der Stadt seiner Studentenherrlichkeit. Nach der Vorlesung ging es mit den Freunden oft ins Goldene Kreuz. Und wenn Wolfgang Zacharias und Kurt Lausecker wieder einmal glücklich einen Schein erworben hatten, ließen sie den Korken des „Henkel trocken“ so ploppen, dass er die Lüftung im Plafond traf und der Staub herabrieselte. Cafétier Heinz Brandl kam an den Tisch: „Meine Herren, bitteschön, das hamma ned so gern.“

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