Kunst
Der goldene Waller schlägt Wogen

Die Regensburger Bürgermeisterin und die Künstler haben die Skulptur eingeweiht. Im Netz kochen kontroverse Meinungen hoch.

19.10.2019 | Stand 16.09.2023, 5:20 Uhr

Kontrast zur strengen Museumsarchitektur: Der goldene Waller wurde am Freitag vorgestellt. Sein Sockel wird noch mit Naturstein verkleidet. Foto: Lex

Der goldene Waller am Donaumarkt sieht aus, als ob er vom Fluss aufs Land gesprungen wäre. Seine fließende Form spiegelt die Wellenbewegung des Wassers wider. Die mehr als acht Meter lange Skulptur vor dem Haus der Bayerischen Geschichte am Donaumarkt zieht die Augen auf sich. Sie bildet einen spannenden Kontrast zum strengen Museumsbau.

Zur Einweihung am Freitagnachmittag fanden sich viele Regensburger ein, die das neue Wahrzeichen der Stadt sehen wollten – und mit Applaus begrüßten. Bei einem Festakt mit Blasmusik blickte Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer auf die Geschichte des Donaumarkts zurück.

Schon mit Kratzern beschädigt

Seit Mittwoch ist die Skulptur zu sehen. In dieser kurzen Zeit hat sie auf der Facebookseite der Mittelbayerischen hohe Wellen geschlagen. Die Meinungen gehen weit auseinander. Die einen schimpfen das Kunstwerk einen teuren Unsinn. Sie kritisieren, die 180 000 Euro hätten besser für Arme, Seniorenheime, Kitas oder den Tierschutz ausgegeben werden sollen. „Das ist kein Waller, das ist ne Spermie“, verunglimpft ein Unbekannter das Werk.

Befürworter halten dagegen

Viele Befürworter im Netz halten aber dagegen. „Das Charakteristische gut eingefangen. Reduziert und dennoch klar. Gute Arbeit“, heißt es etwa. Ein weiterer Verteidiger des Wallers argumentiert: „Kunst ist es nur, wenn ich auf dem Bild einen röhrenden Hirsch deutlich erkenne. (Ironie Ende). Ich find’s gut und mir gefällt‘s.“

Leider hat ein Vandale das Wort „Sperm“ (Sperma) in die Goldhülle gekratzt.Das bemerkten Besucher des Festakts.

Die Stadt feierte am Freitag nicht nur die Skulptur, sondern auch die Umgestaltung des Donaumarkts. Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer erinnerte, dass dort jahrzehntelang eine Lücke im Stadtbild klaffte. Als Regensburg den Zuschlag für das Haus der Bayerischen Geschichte bekam, begann die bisher größte archäologische Stadtkerngrabung.

Maltz-Schwarzfischer erwähnte die spektakulären Funde: die Reste eines Holzhauses von 985 und eine verkohlte Breze aus dem 18. Jahrhundert – laut Denkmalpflegern die älteste, die jemals gefunden wurde. Die Ausgrabungen gaben Spuren bis in die spätrömische Zeit frei. Der Österreicher Stadel wurde saniert und in ein Depot für das Historische Museum umgebaut.

Sind die letzten Baucontainer erst einmal verschwunden, werden insgesamt 28 Bäume und zahlreiche Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen. Maltz-Schwarzfischer erinnerte an den Wettbewerb „Kunst am Donaumarkt“, an dem sich 75 Künstler beteiligten. „Der goldene Waller ist ein würdiger Schmuck für den Donaumarkt, der zur Bekanntheit des Museums beitragen wird“, schloss sie.

Entscheidung:Künstlerpaar:Form:Kosten:
Die Jury mit dem Regensburger Künstler Ludwig Bäuml an der Spitze empfahl 2014 die Arbeit „Waller (Silurus Glanis) – Ein goldener Waller für Regensburg“ zur Ausführung. Das Gremium würdigte besonders den Bezug der Fisch-Skulptur zur Donau. Der Waller schaffe eine Landmarke.STOEBO, das sind der Berliner Bildhauer Oliver Störmer und seine Ehefrau, die Malerin Cisca Bogman, die seit Jahren „Kunst im öffentlichen Raum“ gestalten.Der Waller wird in einer poetischen, freien und fließenden Form dargestellt. Die Plastik ist 8,60 Meter lang, mehr als zwei Meter hoch und wiegt 870 Kilo. Ihre Oberfläche ist mit Blattgold überzogen. Künstler Oliver Störmer hat 8000 Goldblättchen verarbeitet.Die Skulptur kostet 180 000 Euro und wird von der Stadt Regensburg finanziert. Für ein großes Metallwerk liegt der Preis an der Untergrenze, weil das Material, hier Aluminium, kostspielig ist.

Eine markante Landmarke

Für den Platz und das Umfeld sind hohe Mittel aus der Städtebauförderung geflossen. Regensburg profitiere seit den 70er Jahren von dem Fördertopf, sagte Regierungspräsident Axel Bartelt. 100 Millionen Euro hat die Domstadt bekommen, auch für die Sanierung des Salzstadels, der Steinernen Brücke und des Hauses der Musik. „Sie brauchen Vergleiche mit anderen Donaustädten wie Wien und Budapest nicht zu scheuen.“ Bartelt lobte den goldenen Waller als „markante, deutlich sichtbare Landmarke“.

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Das Künstler-Duo STOEBO, Bildhauer Oliver Störmer und seine Ehefrau, die Malerin Cisca Bogman, sprachen abwechselnd. Sie betonten den Dreiklang von Stadtsilhouette, Haus der Bayerischen Geschichte und Waller. „Wir setzen dem Haus mit dramatischer Kante den beschwingten Fisch gegenüber.“ Das eigentliche Thema des goldenen Wallers sei das Fließen. „Wir haben den Fisch auf die Bewegung reduziert. Er steht für Wandel und Anpassung, für die geistige und kulturelle Offenheit einer Stadt, die furchtlos der Zukunft entgegensieht.“ Mit diesem hoffnungsvollen Schlusswort und Musik wurden die Gäste entlassen.

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