Menschen
Der Poet und die Schlossherrin

Gerald Simon ist unsterblich in eine hochgestellte Regensburgerin verliebt. Auf seinen Reisen schreibt er Gedichte für sie.

04.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:50 Uhr
Angelika Lukesch
Gerald Simon ist ein reisender Poet. Er hegt eine unsterbliche Liebe zu einer Regensburger VIP-Dame. Foto: Lukesch −Foto: Angelika Lukesch

Unerfüllte Liebe, wer kennt sie nicht? Wer hat die Stürme der Sehnsucht und die Macht der starken Gefühle noch nicht erlitten? Gerald Simon (63) kann davon ein Lied singen. Er lebt seit Jahrzehnten in einer Welt der immerwährenden Sehnsucht und der Erinnerung an einige glückliche Stunden vor vielen Jahren in Konstanz.

Warum seine Liebesgeschichte unerfüllt blieb? Gerald Simon ist unsterblich verliebt in eine international bekannte Frau, die in Regensburg in einem Schloss lebt. Sie ist seine Märchenprinzessin und dies schon seit mehr als zwanzig Jahren. Ihren Namen möchte er nicht nennen. Diskretion ist Ehrensache.

Aus Liebe wurde er Dichter

Damals, so erzählt er, habe er seine Angebetete in Konstanz kennengelernt, ohne zu wissen, wer sie sei. „Wir haben die Nacht durchgetanzt“, erinnert er sich. Seit diesem magischen Tanz ist Gerald Simon klar, dass seine Märchenprinzessin und er zusammengehören. Allein, die Umstände seien gegen sie. Seitdem kämpft Gerald Simon um seine Angebetete. Der gebürtige Leipziger begann, seine Emotionen in Gedichten für die angebetete Regensburgerin Wort zu verleihen. Die Liebe machte Gerald Simon zu einem Poeten.

Mittlerweile habe er rund 300 Gedichte geschrieben, erzählt Simon. Die meisten schrieb er für seine Angebetete und ließ sie ihr zukommen, sei es per Internet, per Post oder auch einmal im Dezember 2009 bei einer Signierstunde in der Dombuchhandlung (MZ berichtete), an der die besagte Dame teilnahm. Bei dieser Gelegenheit habe er seiner Angebeteten eine Nachricht mittels eines kleinen Geschenkes zukommen lassen. In seinen Gedichten schildert Simon seine Liebe und die Schwierigkeiten, mit der geliebten Dame zusammenkommen zu können, in romantischen Bildern. Seiner Feder entspringen moderne Märchen, wie zum Beispiel in seinem Gedicht „Der Glücksrabe“, das er im Internet seiner Herzensdame widmet. In dem Gedicht malt Simon eine höchst romantische und märchenhaft verfremdete Szenerie. Es geht um einen Raben, der einen goldenen Ring findet und um ein „Madel“, das diesen verloren hatte. „Ach Rabe, aus meines Herzens Schoß fiel mir ein güldner Ring, er war nicht groß. Werd wohl des Ringleins Glück nie wieder sehen“, heißt es hier. Das „Madel“ wird vom Raben getröstet, der ihr den Ring wiedergibt. Dafür nimmt sie ihn mit in „ihr großes Schloss daheim“. Er bleibt bei ihr, „einen goldenen Käfig braucht sie für ihn nicht, er flattert stets um sie und um ihr Angesicht“.

Was in diesem kleinen Gedicht, das er seine Herzensdame widmet, in einer Metapher ausgedrückt wird, ist für Gerald Simon seit jenem betörenden Abend in den Neunzigern, als er seine Traumfrau beim Tanz im Arm halten durfte, Realität. Allein die Konventionen, ist er sich sicher, trennten ihn und seine Angebetete von einem Glück zu zweit. Die immerwährende Sehnsucht bleibt daher Gerald Simons ständiger Begleiter. Der unglücklich Verliebte tröstet sich mit den seltenen Augenblicken, in denen er seine Herzensdame bei öffentlichen Auftritten leibhaftig sehen kann. Das ist auch der Grund, warum Gerald Simon nicht nur ein Poet ist, sondern auch ein Reisender. Ihn hält es nicht an einem Ort! Auf der Suche nach Seelenruhe reist Gerald Simon in seinem roten Citroën von Ort zu Ort. Immer wieder zieht es ihn jedoch nach Regensburg, kann er hier doch dieselbe Luft atmen wie seine Herzensdame und hoffen, dass seine tiefen Gefühle zu ihr vordringen. Schließlich gebe es doch mehr zwischen Himmel und Erde, als man sich vorstellen könne, nicht wahr?

In seinem Leben ist Gerald Simon schon viel herumgekommen. Er wurde noch in der ehemaligen DDR geboren, absolvierte 1,5 Jahre Militärzeit und studierte Regelungstechnik.

Briefe an den Papst

Er arbeitete an einem Lehrstuhl für Physik und nach der Wende im Bereich Messtechnik in Holzkirchen. Seine Reisen führten ihn nach Sri Lanka und auch in die Schweiz. Im Tessin schloss er sich einer Solarbewegung an und lernte nach eigenen Aussagen viele interessante Menschen kennen, Astrologen, Motorspezialisten, Musiker. Im Fürstentum Liechtenstein plauderte er mit Fürst Adam II. und der fürstlichen Familie. Ihnen überreichte er seine Gedichtsammlung „Die Sternenbibel“. An Papst Benedikt XVI. schickte Gerald Simon regelmäßig Oster- und Weihnachtsgrüße und erhielt eine Karte von Seiner Heiligkeit, die persönlich unterzeichnet war. Doch all dies bedeutet dem reisenden Poeten nichts im Vergleich zu der „unsterblichen Liebe“, die er für seine Märchenprinzessin hält. „Ich reise durch die Gegend, um das Glück zu finden“, sagt Simon. Dieses „Glück“ ist bescheiden bemessen: „Ich möchte mit dieser Frau ein persönliches Gespräch führen.“ Seit zwanzig Jahren umwirbt Gerald Simon seine Angebetete nun schon. Er ist ein moderner Minnesänger und seiner „Dame“ treu. Seine Liebe ist unzerstörbar.

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