Wiedereröffnung
Die Bürger haben ihren Villapark wieder

Nun ist der Park wieder so, wie er vor 159 Jahren war. Festgäste schwitzten bei langen Reden, Bürger räkelten sich im Gras.

12.06.2015 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
Heinz Klein
Den Park lustvoll erleben und sich selbst dort wiederfinden, empfahlen die Festredner. Eine Parkbesucherin setzte das sofort in die Praxis um. −Foto: Fotos: Klein

Nach fast drei Jahren sind die umfassenden Restaurierungsarbeiten in dem herrlichen Park zwischen Donau und Ostengasse endlich abgeschlossen. Vor dem Portal der Königlichen Villa wurde die Wiedereröffnung am Freitagmittag mit einem kleinen Festakt begangen. Was die Redner vor schwitzenden Festgästen in ihren Ansprachen den Bürgern mit wunderbaren Worten nahelegten, nämlich den Park lustvoll zu erleben und dort zu sich selbst zu finden, das praktizierten zwei Regensburgerinnen bereits, indem sie sich im Burggraben auf ausgebreiteten Decken hingebungsvoll in der Sonne räkelten.

Zwei Schulschwänzer gestehen

In der Tat, der Villapark ist ein ganz besonderer Ort, ein traumhafter Ort, an dem sich die herrliche Architektur der Königlichen Villa in ein wahres Gartendenkmal fügt und beides zu einem Gesamtkunstwerk macht, sagte Mathias Pfeil, als Generalkonservator des Landesamts für Denkmalpflege sozusagen der Hausherr der Königlichen Villa, in der die Regensburger Dependance des Landesamts residieren darf. OB Joachim Wolbergs freute sich über die Widerstandsfähigkeit des Parks, der trotz Kriegen, wechselnden Besitzern und wechselnden Weltanschauungen so geblieben ist, wie ihn der Königliche Oberhofgärtner Carl Effner 1856 erschaffen hat. Der kleine Park lag den Regensburgern schon immer besonders am Herzen, wusste der OB. Viele Geschichten hat der Park in 159 Jahren erlebt. Eine handelte vor Jahrzehnten von den beiden Pennäler Joachim Wolbergs und Jürgen Mistol aus dem benachbarten AAG, die beim Unterrichtschwänzen gerne die Abgeschiedenheit des Villaparks aufsuchten und dort in schützendem Buschwerk womöglich auch noch Tabakrauch aufsteigen ließen, wie beide, der OB und der Landtagsabgeordnete gestanden. Sogar Villapark-Open-Air-Festivals, die der Woche-Redakteur Günter Schießl einst organisierte, durfte der ehrwürdige Park erleben. Vielleicht könnte es so etwas ja einmal wieder geben, lugte Joachim Wolbergs ums Eck der Gegenwart in die nahe Zukunft. Doch Franz Rieger beobachtete diesbezüglich eindeutig abwehrende Handbewegungen der Denkmalschützer. „Da ist höchstens ein Philharmoniekonzert drin“, vermutete der Landtagsabgeordnete.

Auch Landschaftsarchitekt Jochen Martz, der den Villapark über alle Vorarbeiten und drei Restaurierungsstufen hin acht Jahre begleitete, freute sich, den Park nach seiner Wiederherstellung nun so zurückgeben zu können, wie ihn Carl Effner vor 159 Jahren einst geplant und realisiert hat. Der Villapark war ein Werk, das dem Königlichen Oberhofgärtner vollkommen gelungen ist, wie namhafte Zeitzeugen schon damals bestätigten.

Bevor die Festgäste schließlich durch Carl Effners Kunstwerk lustwandeln konnten, durften sie im Foyer der Königlichen Villa eine Ausstellung besichtigen, „Effnerschnittchen“ naschen und sich am so selten gereichten städtischen Salutaris-Wein laben.

Die Restaurierung und Wiederherstellung des Villaparks war im November 2012 in einem ersten Bauabschnitt mit der Sanierung des sogenannten Waisenhausgartens im östlichen Teil der Anlage begonnen worden. Im Juli 2013 folgte dann der Stadtgraben und die umfangreiche Sanierung des Mauerwerks. Mit der Restaurierung des Vorgartens der Königlichen Villa, die 2014 begonnen wurde, sind die Arbeiten nun vorerst abgeschlossen. Als Bauabschnitte 4 und 5 könnte die Restaurierung der Terrassengärten und des Donaugartens folgen, wenn die Sanierungsarbeiten an den Brüstungen und Mauern abgeschlossen sind.

Wenig Bankerl, viele Amerikaner

Nicht nur die Regensburger schätzen und lieben ihren Villapark, auch die Passagiere der nebenan am Donauufer liegenden Kreuzfahrtschiffe entdecken diesen idyllischen Ort schnell und frequentieren ihn auch gerne. Alles sei wunderbar schön hier, nur Bankerl zum Rasten und Verweilen gebe es kaum und viel zu wenig, merkte eine Regensburger Seniorin abseits des Festgeschehens gleich mal an. Und wenn man schon mal ein Bankerl finde, dann sitzen da schon die Amerikaner aus den Kreuzfahrtschiffen drauf, klagte die Villaparkfreundin.