Regensburg
Die Caritas hilft obdachlosen Menschen mit Kälte-Iglous

04.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:06 Uhr

(Vorne l.) Barbora Pokorny, Michael Weißmann, CSU-Stadträtin Dagmar Schmidl, Brigitte Weißmann (hinten l.), Marion Santl und Streetworker Ben Peter machten auf die Kälte-Iglous aufmerksam. F.: Bösl

Bei einer Pressekonferenz, die am Freitag am Neupfarrplatz stattfand, sprachen Vertreter der Caritas über die Hilfsangebote für obdachlose Menschen. Gleichzeitig stellten sie Forderungen an die Politik, um langfristige Perspektiven für Regensburger in Not zu schaffen.



Angesichts der steigenden Energiekosten und der Inflation fragen sich viele Menschen, ob sie den Winter auch gut überstehen werden. „Es gibt in Regensburg eine Gruppe, die sich diese Frage jeden Winter stellt“, sagt Harry Landauer, Sprecher der Caritas. Damit meint er die obdachlosen- und wohnungslosen Regensburger.

In der Domstadt sind circa 100 Menschen obdachlos. „Wie viele wohnungslos sind, kann man schwer sagen − ich schätze 300 bis 500 Menschen“, sagt Ben Peter, der seit 2010 als Streetworker in Regensburg arbeitet. Wohnungslos sei, wer keinen eigenen Mietvertrag hat und zum Beispiel bei Bekannten oder der Familie unterkommt. Mit seinem Rad fährt Peter direkt zu denen, die etwa aufgrund von Suchtkrankheiten oder Schicksalsschlägen ihr Leben hauptsächlich auf der Straße führen. „Das sind Leute, die durchs Raster gefallen sind und an die sonst niemand mehr rankommt“, sagt Harry Landauer.

24 Kälte-Iglous für obdachlose Regensburger

Peter spricht mit ihnen, versorgt sie mit Getränken oder Lebensmitteln, berät sie und hilft bei Behördengängen. Im Winter versucht er, obdachlose Menschen zu motivieren, in eine Unterkunft zu gehen. „Es gibt circa zehn Leute, die weiterhin draußen schlafen wollen“, erklärt der Streetworker. Deswegen wurden im Februar 24 Kälte-Iglous für Regensburg angeschafft. Sie sollen Obdachlose nun vor dem Erfrieren bewahren. Die Tunnelzelte könnten unter anderem beim Noah angefragt werden. „In den Iglous sollte es dann zehn bis 15 Grad wärmer als draußen sein“, erklärt Barbora Pokorny, Leiterin des Noah. In einer Art Flashmob wurden die Zelte den Passanten am Neupfarrplatz präsentiert. Außerdem verteilte das Caritas-Team Kartoffelsuppe an Vorbeigehende, um an die Notwendigkeit einer warmen Mahlzeit zu erinnern.

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Auch CSU-Stadträtin Dagmar Schmidl nahm an der Pressekonferenz teil. Sie erklärte das Obdachlosenkonzept, das der Sozialausschuss im April verabschiedet hatte. Dabei ginge es darum, obdachlose Menschen zukünftig in verschiedenen Stadtteilen und zudem in kleineren Einheiten unterzubringen. „Wir wollen speziell für Frauen und Familien jeweils eigene Unterkünfte schaffen“, sagt die Stadträtin.

Der Direktor der Caritas, Michael Weißmann, appellierte an die Stadt, in einer gemeinsamen Kooperation, weiteren Wohnraum für Obdachlose zu schaffen. „Hier gibt es aber immerhin bereits zwei bis drei Wohnungen – München hat nicht eine einzige“, betont Landauer.