Schifffahrt
Die Hitze trocknet die Donau aus

Der Schiffverkehr kommt wegen niedriger Pegelstände zum Erliegen. Nicht mehr nur Frachtschiffe müssen in den Häfen bleiben.

10.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:02 Uhr
Die Donau hat in Regensburg nur noch einen Pegel von 1,94 Metern. −Foto: Stefan Gruber

Wegen extrem niedriger Wasserstände kommt die Binnenschifffahrt auf der Donau zum Erliegen. Der Fachbereichsleiter des Schifffahrtsamts Regensburg, Jürgen Schillinger, bestätigte am Montag auf MZ-Nachfrage, dass vor allem der 69 Kilometer lange Streckenabschnitt der frei fließenden Donau zwischen Straubing und Vilshofen betroffen ist und ein geregelter Schifffahrtsverkehr deshalb schon seit längerem problematisch sei. „Und jetzt sind mittlerweile nicht mehr nur Frachtschiffe betroffen, auch viele Fahrgastschiffe der Kreuzfahrtrouten können nicht mehr fahren.“, erklärt Schillinger. Sogar leere Schiffe hätten mittlerweile Schwierigkeiten bei diesem niedrigen Wasserstand. Allerdings wies etwa das Passauer Kreuzfahrtunternehmen Wurm + Köck darauf hin, dass sämtliche Fahrten an seinen Standorten in Regensburg, Passau und Linz zum derzeitigen Zeitpunkt stattfinden.

In Kelheim wurde am Montagmorgen ein Donaupegel von 1,55 Metern gemessen, an der Eisernen Brücke in Regensburg von 1,94 Metern und in Straubing nur noch 1,09 Meter.

Bereits am Sonntag wurden die Ausflugsschifffahrten von Kelheim nach Weltenburg wegen des niedrigen Wasserstands der Fahrrinne bis auf Weiteres eingestellt.

Nach wochenlanger Trockenheit ziehen die Behörden nun auch beim Wassertransfer von Süd- nach Nordbayern die Notbremse. Seit vergangenem Wochenende werde kein Tropfen Donauwasser mehr in den Rothsee bei Hilpoltstein (Landkreis Roth) gepumpt, teilte das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg am Montag mit. Das Amt reagiere damit auf das extreme Niedrigwasser in der Donau. Dort war am Freitag die Abflussmenge auf 140 Kubikmeter pro Sekunde gesunken. Von dieser Schwelle an wird die Wasserüberleitung über den Main-Donau-Kanal in den Rothsee gestoppt. Die Flüsse Rednitz, Regnitz und Main würden vorübergehend mit Wasser aus dem Rothsee und dem Brombachsee gespeist. Zuletzt hatte die Behörde im Jahrhundertsommer 2003 zu dieser Maßnahme greifen müssen.

In Teilen von Nordbayern, Sachsen bis ins südliche Brandenburg ist der Boden so trocken wie seit 50 Jahren nicht“, twitterte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montag. Völlig ausgetrocknet seien die obersten 30 bis 60 Zentimeter in den betroffenen Regionen, sagte Udo Busch, Leiter der DWD-Agrarmeteorologie, der Deutschen Presse-Agentur. Dies schade allen Pflanzen, die kürzere Wurzeln haben. Um das Niederschlagsdefizit der vergangenen Monate auszugleichen, müsste es nach den Worten von Busch etliche Tage fünf bis zehn Liter pro Quadratmeter regnen. Gewittergüsse, bei denen oft in ganz kurzer Zeit mehr als zehn Liter Regen pro Quadratmeter fallen, seien nicht langfristig hilfreich. Dieses Wasser sei nach drei bis vier Tagen verdunstet.

Die Wasserknappheit führt inzwischen auch zu rigorosen Maßnahmen. Ein Wasserversorger im Raum Forchheim hat seinen Nutzern verboten, mit Trinkwasser das Auto zu waschen und den Rasen zu bewässern. „Alles Überflüssige sollte weggelassen werden“, sagte ein Sprecher des Zweckverbandes Leithenberg-Gruppe am Montag. Der Verband versorgt mehr als 2500 Haushalte im Landkreis Forchheim mit Trinkwasser, das aus Tiefbrunnen gewonnen wird. Eine akute Knappheit drohe nicht, sagte der Sprecher. Man wolle aber frühzeitig handeln. Das Verbot ist nach Angaben des Zweckverbandes eine Anordnung: Wer sich nicht daran halte, müsse mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. (ig/dpa)