Baustelle
Die Katakomben werden zur Partymeile

Besuch auf einer der spannendsten Baustellen in Regensburg: In den Gewölben unterhalb des Peterswegs wollen drei Discos schon bald Eröffnung feiern.

14.08.2014 | Stand 16.09.2023, 7:15 Uhr
Norbert Lösch
War schon der Hauptraum einer Diskothek und soll es auch wieder werden: die „Kapelle“ genannte Säulenhalle, zwei Stockwerke unter dem neuen Parkhaus −Foto: Tino Lex

Die Eingänge zu den drei neuen Diskotheken gibt es schon, die Türsteher fehlen noch. Denn bis die drei neuen Diskotheken im Keller unter dem neuen Parkhaus am Petersweg die ersten Gäste einlassen, werden noch ein paar Monate vergehen. Weil sich die Fertigstellung des Parkhauses ebenso verzögerte wie die Sanierung der Gewölbekeller, brauchen die Betreiber der Szene-Lokale Suite15, Suzie Wong und Karma Lounge noch ein bisschen Geduld. Hatten sie ursprünglich geplant, ihre Diskotheken schon im Frühjahr an neuer Stelle und mit jeweils neuem Namen eröffnen zu können, stand zuletzt vage der Herbst als Termin im Raum. Jetzt hoffen Sascha Al-Mahmoud (Suite15), Franz Eder (Karma Lounge) und Jost Müller (Suzie Wong) darauf, dass die Eröffnungspartys heuer noch steigen. Die MZ traf die künftigen Betreiber und ihre Vermieter auf einer der spannendsten Baustellen in Regensburg.

Spannend schon deshalb, weil es sich nicht um irgendeinen Standort handelt, sondern um wahrlich historisches Gemäuer. Alle drei Diskotheken sind Nachbarn in den uralten Gewölbekellern, die derzeit saniert und für die neue Nutzung vorbereitet werden. Discos, etwa die Tangente, hat es dort unten schon mal gegeben, aber was derzeit entsteht, hat eine ganz andere Dimension. Bis zu 1500 Menschen sollen die Dancefloors künftig bevölkern können, alle drei Clubs haben zusammen eine Nutzfläche von 1500 Quadratmetern.

Bald ist Übergabe an die Mieter

„Eine Verbindung zwischen den Diskotheken wird es nicht geben, aber es gibt gemeinsame Fluchtwege“, sagt Lucian Beggel, Leiter des Gebäude- und Anlagenmanagements der Regensburger Stadtwerke. Die Stadtwerke sind – wie oben im Parkhaus – Hausherr und vermieten die Keller an die Betreiber der Diskotheken. „Mietverträge gibt es schon“, so Beggel. Auch die Stadtwerke haben ein Termin-Ziel: „Wir werden die Räume Ende September komplett an die Mieter übergeben.“

Dann hat der Eigentümer nicht nur die Keller für den Innenausbau saniert, Zugänge, Treppenhäuser und sogar einen Aufzug bauen lassen, sondern auch viel Geld in die Technik investiert. Auf rund eine Million Euro beziffert Beggel die Kosten für die Heizung, für Lüftungs- und Kühlsysteme sowie die Sanitärinstallation. Dazu kommen noch einmal rund 200000 Euro für eine Sprinkleranlage, die ebenso wie die Fluchtwege heutigen Brandschutzauflagen entspricht.

Verschüttete Keller freigelegt

Spannend war aber auch, was im Zuge der Sanierung alles zutage kam. So wurden drei teilweise oder vollständig verschüttete Keller mit den charakteristischen Gewölbebögen wieder freigelegt, Mauerwerk und Böden wurden saniert. Dort soll es später Rückzugsmöglichkeiten für das Partyvolk geben.

Wer derzeit die Räume zwei Stockwerke unter dem neuen Parkhaus betritt, ahnt kaum mehr, wie es dort vor der Sanierung ausgesehen hat. Meterhoch lagen Bauschutt und Müll in den aus historischer Sicht einzigartigen Gewölben, der Putz bröckelte von den feuchten Wänden. Mittlerweile stützen massive Betonsäulen das darüber stehende Parkhaus, der Schutt ist weggeräumt, fehlende Mauer- und Deckenteile wurden ersetzt, neue Zwischenmauern eingezogen, um beispielsweise Toilettenanlagen und Garderoben einbauen zu können. Überall sind bereits die offen verlegten Rohre und Leitungen für Lüftung und Sprinkleranlage zu sehen, eine der wenigen glatten Decken ist mit Wärmeschutzplatten verkleidet. Die Räume nehmen langsam ihre neue Gestalt an.

In den nächsten Monaten haben die Innenarchitekten und die Ausbau-Handwerker das Sagen. Jeder Club-Betreiber hat sein eigenes Konzept, was Inneneinrichtung und den künftigen Betrieb angeht. Alle wollen mit neuem Namen und einigen Überraschungen starten, über die sie noch nicht viel verraten wollen. Der größte der drei Clubs wird mit 600 Quadratmetern der Nachfolger der Suite15 sein, die anderen beiden bringen es auf jeweils 450. Sascha Al-Mahmoud (Suite15) freut sich schon auf die Eröffnung, deren angedachten Zeitpunkt er schon mehrfach verschieben musste. Franz Eder (Karma Lounge) ist guter Dinge, dass die ersten Gäste heuer noch die Stufen in den Untergrund hinuntergehen werden, auch wenn es „noch einige genehmigungstechnische Fragen“ zu klären gelte. Und Jost Müller (Suzie Wong) verrät zumindest, dass es in seinem Club auch eine Bühne geben wird, die Live-Auftritte von Bands ermöglicht. Dann wird er wieder etwas kryptisch: ein junger, bekannter Wirt werde mit ins Boot der Geschäftsführung geholt. „Wir sind ja langsam zu alt für die Disco“, scherzt er und erntet zustimmendes Nicken. Alle drei Betreiber sind übrigens überzeugt davon, dass der neue Standort, die Lage der Diskotheken tief unter der Erde und die neue Zugangssituation entspannend für das Obermünsterquartier wirken werden. Die von der jetzigen Partymeile ausgehenden nächtlichen Ruhestörungen, über die regelmäßig vor allem Anwohner klagen, wird es so nicht mehr geben, hoffen sie. Zwei der drei Eingänge liegen an einer Stichstraße an der Westseite des Parkhauses und werden vom Petersweg aus erschlossen, der dritte befindet sich am Obermünsterplatz, neben dem Eingang zum Parkhaus.

Dass die drei Clubs auch mal gemeinsame Sache machen, etwa bei Motto-Partys, ist nicht angedacht, aber auch nicht völlig ausgeschlossen. Aber selbst in einem solchen Fall bliebe jeder der Clubs für sich allein.

„Gästekapazitäten nicht erhöht“

Der zuständige Mann von den Stadtwerken nimmt Warnungen den Wind aus den Segeln, wonach es in der Obermünsterstraße durch die erneute Ballung künftig mehr nächtliche Discobesucher denn je und damit noch mehr Ruhestörungspotenzial geben wird. „Die Besucherkapazitäten der drei Clubs wurden nicht erhöht, es sind die gleichen wie bisher.“ Zudem könne auch das Parkhaus zur Beruhigung der Lage beitragen. „Viele Besucher gehen nur noch ein paar Schritte zu ihrem Auto und fahren dann weg wie jeder andere Parker auch“, hat er das künftige Szenario vor Augen.

Bei der Vermietung der Räume gehen die Stadtwerke unterschiedliche Wege. Während der größere Teil für den Nachfolger der Suite15 direkt an den Betreiber vermietet wird, tritt bei den anderen beiden Clubs Florian Schürger als Mieter auf. Die Karma Lounge- und die Suzie Wong-Gastronomen sind dann sozusagen Untermieter, wobei Schürger auch Mitbetreiber der Karma Lounge ist. Er ist allerdings noch bei einem weiteren Projekt im Obermünsterviertel mit von der Partie. Schürger ist Bauherr auf dem Grundstück am Obermünsterplatz, auf dem jetzt noch die beiden Clubs Karma Lounge und Suzie Wong beheimatet sind. Der Flachbau soll abgerissen und durch ein mehrstöckiges Wohn- und Geschäftshaus ersetzt werden. Für das Bauprojekt gibt es schon einen Vorbescheid der städtischen Baubehörde.

„Die Szene geht zum Feiern in den Keller“ hatte die MZ schon Anfang des Jahres getitelt. Damals war die Rede davon, dass sich die drei Diskotheken schon im Mai in dem Party-Komplex eingerichtet haben werden. Dass es jetzt mindestens ein halbes Jahr länger dauern wird, hängt nicht nur mit der späteren Fertigstellung des Parkhauses zusammen. Auch die Arbeiten im Keller waren „aufwendiger als ursprünglich geplant“, wie die Szene-Gastronomen schnell erkennen mussten. Jetzt ist ein Ende zumindest abzusehen.

Lesen Sie mehr: Im Oktober 2016 sorgt der Fund mehrerer Skelette vor den Türen der Suzie Wong für Wirbel.