Infektion
Die Lunge im Visier der Ärzte

Radiologe Dr. Ulrich Neumaier kann eine durch Corona-Virus verursachte Entzündung erkennen – am Röntgenbild oder per CT.

16.04.2020 | Stand 16.09.2023, 4:54 Uhr
Angelika Lukesch

Mit der Computertomographie kann eine durch COVID-19 verursachte Lungenentzündung diagnostiziert werden. Foto: Dr. Simon Neumaier

Dr. Ulrich Neumaier ist Radiologe. Er beschäftigt 250 Mitarbeiter an zehn Praxisstandorten und versorgt mit seinen Diensten auch mehrere Krankenhäuser. Dr. Neumaier ist in der Coronakrise sehr eng in die COVID-19-Diagnostik eingebunden. Bildgebende Verfahren wie Computertomografie und Röntgenuntersuchung der Lunge spielen hier eine große Rolle.

„Zwar ersetzt die bildgebende Diagnostik den Abstrich-Test nicht. Die Pneumonie (Lungenentzündung) ist aber die meist entscheidende Komplikation der COVID-19-Infektion, die dann oft auch eine künstliche Beatmung erforderlich macht. Deshalb sind Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren eminent wichtig“, sagt Dr. Neumaier.

Frühzeitige Diagnose möglich

Die im Zusammenhang mit einer Coronainfektion auftretende Lungenentzündung sollte so früh wie möglich diagnostiziert werden, um einen hohen Behandlungserfolg zu erzielen, sagt der Radiologe: „Also sofort beim Auftreten von Atemproblemen.“

Am Computertomogramm, das das Bild einer Pneumonie zeigt, kann Dr. Neumaier einiges erkennen: „Das Verteilungsmuster einer durch COVID-19 entstandenen Lungenentzündung ist recht typisch, kann aber den COVID-19-Test nicht ersetzen. Wir können im CT jedoch sehr gut erkennen, wie schwer die Lunge betroffen ist.“

In den Praxen des Radiologen werden aber auch weitere Risikogruppen betreut. „Es kommen viele Tumorpatienten zur Nachsorge zu uns, aber auch zum Beispiel zur Verlaufskontrolle bei Chemotherapie, und auch viele ältere Patienten oder Patienten mit anderen Vorerkrankungen. Es ist uns extrem wichtig, alle Patienten zu schützen. Dies gilt natürlich auch für unsere Mitarbeiter, für die ich mich auch persönlich verantwortlich fühle.“ Das bedeutet für den Arzt, Masken zu horrenden Preisen zu kaufen, wenn überhaupt möglich. Der Nachschub stelle eine tägliche Herausforderung dar.

Röntgen:Computertomographie:
Beim Röntgen wird der Körper mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Da die Dichte im Gewebe unterschiedlich ist, kann man so eine Abbildung des Inneren des Körpers erzielen. Eine Diagnose wird dadurch unterstützt.Hier wird ein Computer benutzt, der aus den Absorptionswerten von durch den Körper tretenden Röntgensignalen errechnete Schnittbilder erzeugt. Eine überlagerungsfreie Darstellung der Körperstrukturen ist so möglich.

Dr. Neumaier ist es auch wichtig, auf die Situation der ambulant behandelnden Ärzte (Hausärzte) hinzuweisen. „Viele Patienten machen eine Infektion ohne Symptome durch und werden also nicht erfasst. Von den nachweisbar Infizierten bleibt der weit überwiegende Prozentsatz in hausärztlicher Betreuung“, erklärt Dr. Neumaier. In den Äußerungen der Politiker werde jedoch fast ausschließlich die Arbeit der Krankenhausärzte und Pflege erwähnt. „Das Gros der Patienten bleibt aber ambulant und wird hier von den Praxen betreut. So wird eine Prämie für Pflegekräfte gefordert, von unseren Arzthelferinnen, Röntgen- und Laborassistentinnen spricht niemand.“

Kostenexplosion für Betriebe

Der Radiologe ist ständig damit beschäftigt, für die Schutzausrüstung seiner Mitarbeiter respektive die Masken für die Patienten zu sorgen. „Mittelfristig beschäftigt uns aber auch die finanzielle Belastung sehr. Wir kaufen alles, was wir an Schutzausrüstung erhalten können ohne Rücksicht auf astronomische Preise. Als Arbeitgeber von 250 Mitarbeitern frage ich mich aber auch: Wer soll das alles bezahlen? Die Patientenzahlen gehen nicht nur in der Radiologie zurück, bei gleichzeitiger Kostenexplosion.“

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