Kirche in Regensburg
Die Osterbotschaft des Regionalbischofs

Klaus Stiegler zieht Parallelen zwischen dem Leiden Christi und dem Krieg in der Ukraine. Doch drei Worte verändern alles.

17.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:55 Uhr
Klaus Stiegler ist Regionalbischof des evangelischen Kirchenkreises Regensburg. −Foto: Photographer: Josef Zink/Photographer: Josef Zink

Wir feiern Ostern. Ostereier kochen, färben und verstecken. Lämmer backen und leckeres Essen. Besuche in der Familie. Osternacht und Osterfrühstück. Für viele Menschen gehört auch der Gang auf den Friedhof zu Ostern. Das Familiengrab neu bepflanzen. Krokusse, Osterglocken und Primeln sollen mit ihren Farben das Grab beleben. Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar in den Bäumen und Büschen mit ihrem Frühlingszwitschern machen den Gang zum Friedhof nicht selten zu einem ganz besonders berührenden Moment. Leben und Tod ganz nah beisammen. Lebende erinnern sich liebevoll an ihre Toten.

An einem Grab beginnt auch das allererste Ostern der Weltgeschichte: „Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging“, so erzählt das Markusevangelium.

Zwei Frauen mit Namen Maria machen sich auf. Früh am Morgen, noch im Dunkeln, vor Sonnenaufgang. Zum Grab Jesu wollen sie. Ein Felsengrab. In Fels geschlagen und mit einem schweren Rollstein verschlossen. Dem so elendig Verstorbenen mit kostbarem Salböl die letzte Ehre erweisen. Zwei Frauen machen sich auf, voller Trauer und schweren Herzens. So nimmt Ostern seinen Lauf. „Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“

Noch sind diese beiden Frauen damit beschäftigt, wie sie mit dem Tod Jesu zurechtkommen können. Bleischwere Herzen. Große Hoffnungen mussten sie begraben. Fragen über Fragen. Siegt am Ende nicht doch immer das Recht des Stärkeren? Triumphiert nicht doch immer die Gewalt? Damit kommen uns die beiden sehr nahe.

Wir feiern Ostern. Und gleichzeitig schauen wir fassungslos, auch voller Angst und Sorge auf den russischen Angriffskrieg gegen die Menschen in der Ukraine. Panzer und Raketen. Nicht weit entfernt von uns. Menschenverachtung, Massengräber und nationaler Wahn. Jetzt, wo auf den fruchtbaren Böden der Ukraine Saatgut für die Versorgung der halben Welt ausgesät werden sollte, wird der ukrainische Erdboden von schwerem militärischen Gerät umgepflügt. Welch ein Irrsinn! Und es bleibt die nagende Frage: Zu welchen Schandtaten ist die kriegslüsterne russische Herrscherclique noch imstande? Diese mächtige Verunsicherung unseres Lebens, weltweit, wirtschaftlich und politisch mischt sich hinein in unsere Osterfreude. „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Wer eröffnet neue Perspektiven für die Zukunft?

Die Bibel erzählt faszinierend, wie es dann – trotz allem – Ostern geworden ist: „Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“

Wo alles hoffnungslos, aus und vorbei schien, da entstehen neues Leben und neue Hoffnung. Der sehr große Stein ist weg. Der Verstorbene ist nicht mehr im Grab. Jesus ist auferstanden. Das allererste Ostern der Geschichte.

Nur drei Worte verändern alles

Wie Jesus auferstanden ist, darüber schweigt die biblische Ostergeschichte. Was genau im Felsengrab in Jerusalem in der Nacht von Samstag auf Sonntag geschehen ist, weiß niemand. Doch es geht ja gerade nicht um anschauliche, naturwissenschaftlich überprüfbare Fragen und Einsichten.

Der Glaube an die Auferstehung hängt zu allererst am Auferstandenen. Um den geht es im Glauben. „Er ist auferstanden!“ Nur drei Worte, aber sie verändern alles. Es sind die unglaublichsten und zugleich die stärksten Worte des christlichen Glaubens. Sie führen von der Verzweiflung zur Hoffnung, von der Resignation zum Aufbruch, vom Tod zum Leben – und nicht zuletzt vom Krieg zum Frieden.

„Friede sei mit euch!“ Mit diesen Worten gibt sich der Auferstandene dann nach Ostern zu erkennen. Als Friedensbote und Friedensbringer. Darum: Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen!