Freizeit
Die Risiken beim Baden in der Donau

Wenn die Sonne scheint, treibt es die Regensburger an, in und auf die Donau – doch der Spaß kommt nicht ohne Gefahren.

14.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:34 Uhr
Gustav Wabra

Vom Grieser Steg springen im Sommer Waghalsige ins Wasser. Experten warnen vor dem gefährlichen Unterfangen. Foto: Wagner

Von der Schillerwiese bis zum Grieser Spitz und zu den Wöhrdinseln reicht das sommerliche Reich der Städter. Mit der Sonne zieht die Leichtigkeit, aber auch der Leichtsinn von Sonnenanbetern und Wasserratten an die Donau. Brückenspringer, Strudeltaucher und wilde Sportbootfahrer sind spektakulär anzusehen, doch die waghalsigen Unterfangen bergen große Risiken.

Es ist Sommer in der Stadt, am 21. Juni ist auch meteorologischer Sommeranfang. Der Donau hat bis jetzt allerdings noch keiner etwas vom warmen Wetter erzählt. Bei einer Wassertemperatur von maximal 17 Grad (12 Grad über Eisschwimmtemperatur) gehen bisher nur Hartgesottene ins Wasser.

Doch bald wird sich auch die Donau aufgewärmt haben. Das lässt zumindest der Wetterbericht vermuten. Jetzt gibt es wieder wochenendliche 30 Grad – dann gehen auch immer mehr Regensburger ins Wasser.

Donau ist wie eine Autobahn

„Die Donau muss man sich wie eine Autobahn vorstellen, da gehen sie auch nicht zu Fuß spazieren“, sagt Hans Kerber vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Regensburg. Was er damit meint ist: Den meisten fehle das Bewusstsein, dass die Donau eine Verkehrsader ist – eigentlich ist das Baden nur in manchen Bereichen erlaubt.

„Die Donau muss man sich wie eine Autobahn vorstellen, da gehen sie auch nicht zu Fuß spazieren.“Hans Kerber, Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Regensburg

Stellt man sich den Fluss wie ein Straßennetz vor, gibt es Spielstraßen (Badestrände) und Autobahnen (Wasserstraße) oder auch 30er-Zonen (Brücken/Altstadt). Doch wie es das Element nun mal vorgibt, vermischt sich oftmals alles für den Badenden.

Das Baden ist in besonders gefährlichen Bereichen der Donau, wie zum Beispiel in der Nähe von Schleusen, Wehren, Brücken, Liegestellen und Häfen, generell verboten. Doch das wird seit jeher besonders von einer Gruppe ignoriert. Seit Jahrzehnten springen junge Menschen von den Brücken in die Donaustrudel. Regensburger Schwimmer wissen, dass vor allem der Grieser Steg und die Steinerne Brücke beliebte Sprungorte sind. Max Naumann, Einsatzleiter bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), kann dabei nur den Kopf schütteln: „Wer von Brücken in die Donau springt, bringt sich in absolute Lebensgefahr“, sagt er.

Die Gründe dafür sind nach Naumanns Worten vielfältig: „Man sieht nicht, was im Wasser treibt. Man weiß nicht, wie tief das Wasser gerade ist. Auch unter Wasser kann sich Treibgut befinden. Die Brückenpfeiler sind begründet und stehen auf betonierten Fundamenten, an denen man sich Verletzungen zuziehen kann. Und nicht zuletzt ist es verboten.“ Eine genaue Anzahl, wie viele Einsätze das DLRG im letzten Sommer wegen Brückenspringer führen musste, kann er nicht nennen. Eine weitere Gefahr bergen die Strudel an der Steinernen Brücke. Diese Wasser-Verwirbelungen bildeten sich aufgrund der Brückenpfeiler.

Die Brückenspringer stellen von ihren Aktionen selbst Videos auf Youtube

Da das Wasser zwischen den Pfeilern sehr schnell hindurchfließe, komme es zu diesen Kehrwassern, die Schwimmern generell gefährlich werden und diese in die Tiefe ziehen könnten.

Eine noch größere Gefahr besteht laut Neumann auch am Grieser Steg. Denn während die Donau an der Steinernen Brücke bis zu fünf Meter tief ist, ist sie in Stadtamhof deutlich flacher. Der Flussgrund ist dort mit spitzen Steinen übersäht. „Hier könnte auch einfach ein Fahrrad liegen, keiner kann das von oben einschätzen“, warnt Naumann. Hier wie dort sind das Springen und auch das Baden generell verboten, da die Donau als Bundeswasserstraße eingestuft ist. Brückenspringen ist übrigens eine Ordnungswidrigkeit. Das Betreten von Bundeswasserstraßen ist laut Gesetz nur im Uferbereich erlaubt.

Für Hans Kerber besteht ein weiteres Risiko beim Springen oder Schwimmen in der Donau durch die Personenschifffahrt und die Sportboote. Die Schiffsführer könnten Personen im Wasser nicht oder erst sehr spät sehen. Vor allem der tote Winkel von langen Binnenschiffen sei sehr groß. „Der Kleine sieht den Großen, doch der Große sieht den Kleinen nicht“, warnt er vor einem Trugschluss. Schwimmer denken, die Schiffsführer könnten sie sehen, doch davon dürfe man nicht ausgehen. Auch Schiffsführer großer Personenschiffe hätten vor allem direkt vor dem Bug nur selten einen guten Blick haben, erklärt Kerber.

Wer an Sommertagen an der Donau spazieren geht, der konnte in den vergangenen Jahren immer wieder schnelle Sportboote und selbstgebaute Flöße sehen.

Illegale Flöße am Lido der Stadt

Vor allem im Bereich der Schillerwiese berichten Badende immer öfter von selbstgebauten Gefährten, die auf der Donau mehr schlecht als recht treiben. Am kleinen Lido im Stadtwesten ist das Baden erlaubt, allerdings sind selbstgebaute Flöße nicht gestattet. Hans Kerber vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Regensburg kann auch hier nur vor Gefahren warnen. Dennoch weiß auch er, dass sich solche meist studentischen Kaperfahrten nur selten verhindern lassen.

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Man dürfe jedoch auch nicht vergessen, dass sich die Strömung in der Donau ganz schnell verändern kann. „Schon nach hundert Metern kann die Fließgeschwindigkeit massiv zunehmen. Das ist von außen nicht einsehbar.“ Gerade deshalb sollte man, egal ob Schwimmer oder Hobby-Bootsmann, immer Respekt und Vorsicht walten lassen.

Falls wirklich etwas passiert, sind sowohl DLRG als auch Wasserwacht schnell vor Ort, versichert Max Naumann. Innerhalb von zehn Minuten sind Helfer beider Organisationen mit ihren Rettungsbooten im Wasser. DLRG und Wasserwacht haben 365 Tage im Jahr schnelle Einsatzgruppen in Bereitschaft. Das zeigte sich auch vor Kurzem: Ein Mädchen fiel in der Nähe der Steinernen Brücke ins Wasser. Schnell konnte es gerettet werden.

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