Projekt
Die Römer-Galeere zieht es zur Naab

Das römische Patrouillenboot liegt jetzt wieder bei Mariaort. Rund 45 000 Menschen haben darauf schon Geschichte erlebt.

01.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:05 Uhr
Ein schwerer Autokran war notwendig, um das römische Patrouillenboot in die Naab bei Mariaort zu hieven. −Foto: Fotos: Kreissl

Die Regina ist wieder da. Die römische Kriegsgaleere vom Typ Navis Lusoria kehrte gestern an ihren Liegeplatz neben der Fußgängerbrücke bei Mariaort zurück – allerdings nicht ganz historisch korrekt. Denn heutzutage übernimmt es ein Autokran, das knapp sieben Tonnen schwere Schiff ins Wasser zu heben. Bis in den Oktober hinein wird es jetzt von hier wieder zu zahlreichen Patrouillenfahrten die Naab hinauf aufbrechen. Seit ihrem Stapellauf im Jahr 2004 haben rund 45 000 Menschen an Bord der Regina Geschichte hautnah erlebt.

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Zum mittlerweile elften Mal macht der originalgetreue Nachbau des römischen Patrouillenbootes im Frühjahr bei Mariaort fest. „Eine bessere Ecke dafür hätten wir nicht finden können“, sagt Dr. Heinrich Konen. Denn hier ist die Fließgeschwindigkeit der Naab sehr gering, so dass das Boot einigermaßen leicht zu bewegen und manövrieren ist. Und die Landschaft an der Naab findet Konen sehr ursprünglich und malerisch. „Eine Fahrt mit der Galeere kann da zu einem magischen Moment werden“, erzählt der Akademische Oberrat am Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Universität Regensburg.

Magische Momente mag es hier zwar auch vor rund 1600 Jahren gegeben haben. Auf jeden Fall war es aber in dieser Gegend weitaus gefährlicher als heute. Denn damals trieben hier immer wieder mehr oder weniger große Gruppen von Barbaren ihr Unwesen. Um solche Unruhestifter frühzeitig zu entdecken und natürlich auch um sie zu bekämpfen, patrouillierten römische Galeeren wie die Regina auf den Flüssen rund um Regensburg.

Das ist natürlich in Büchern jederzeit nachzulesen. Doch Dr. Heinrich Konen wollte diese Flussfahrten hautnah erfahrbar machen und initiierte deshalb vor mehr als zehn Jahren den außerschulischen Lernort „Navis Lusoria“. Ein Jahr lang bauten rund 30 Studenten an dem römischen Kriegsschiff, das in Mariaort vor Anker ging.

Gedacht war die Galeere vor allem, um Schulklassen Geschichte unmittelbar zu vermitteln. Denn unter den Studenten, die die Fahrt begleiten, befindet sich stets auch ein römischer Legionär in Rüstung. Dazu gibt es viele Informationen zum Alltag auf den Patrouillenbooten. Und nicht zuletzt müssen die Besucher selbst an die Riemen, um mit dem Boot die Naab zu erkunden.

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Doch der Ausflug in die Römerzeit kommt nicht nur bei Schülern sehr gut an. Bis zu 5000 freiwillige Ruderer melden sich im Jahr beim Lehrstuhl für Alte Geschichte, um in die Rolle eines römischen Flusssoldaten zu schlüpfen. „Für heuer haben sich schon 70 Gruppen angemeldet“, erzählt Konen, der davon ausgeht, dass die Regina mindestens 130 Mal auslaufen wird.

Damit dass jetzt wieder problemlos möglich ist, waren die Studenten am Lehrstuhl für Alte Geschichte zuletzt fünf Wochen lang fleißig. In seinem Trockendock in einer Halle der ehemaligen Leopold-Kaserne in Regensburg waren die Studenten bei einer Projektübung vor allem damit beschäftigt, das Boot wieder abzudichten und anfallende Reparaturarbeiten zu erledigen.

Auch an die Öffentlichkeitsarbeit wurde dabei gedacht. Denn es soll doch tatsächlich noch Wanderer oder Radler geben, die nicht wissen, was das für ein blau-rotes Gebilde am Naabufer ist. Unter der Leitung von Konstantin Maier entstanden deshalb drei Informationstafeln, die jetzt am Liegeplatz der Galeere aufgestellt wurden. Finanziert hat die Tafeln der Landkreis, aufgestellt wurden sie vom Bauhof der Gemeinde Pettendorf. Deshalb waren auch Landrätin Tanja Schweiger und Bürgermeister Eduard Obermeier nach Mariaort gekommen.