Hilferuf
Die Tafel hat keine Lebensmittel mehr

Regensburger Tafel-Chefin ist verzweifelt: Weil Corona-Hamsterkäufe die Supermärkte geleert haben, kommt keine Ware mehr an.

17.03.2020 | Stand 16.09.2023, 5:12 Uhr

Gerhard Fischer, 2. Vorsitzender der Regensburger Tafel e.V., nahm die Spende der Stadt entgegen. Foto: Peter Ferstl

Es ist ein dramatischerHilferuf in der Coronakrisevon der Vorsitzenden der Regensburger Tafel: „Wir haben keine Lebensmittel mehr“, sagte Christine Gansbühler am Telefon unter Tränen. Schuld daran sei, dass bei den Lebensmittelgeschäften die Regale durch Hamsterkäufe so leer gekauft waren, dass nur Lebensmittel mit Mindesthaltbarkeitsdatum bis weit in den Sommer hinein ankommen würden. „Normalerweise bekommen wir drei Paletten geliefert, diesmal war es nicht einmal eine“, sagte Gansbühler.

Nunmehr in der zweiten Woche hat die Tafel auf Notbetrieb umgestellt. Die Kunden bekommen die Lebensmittel nun in einer Box ausgehändigt. Für Senioren, die das Haus nicht mehr verlassen wollen angesichts der Krise, hat man einen Fahrdienst eingerichtet. „Ich habe mit dem Fahrer gesprochen, der hatte heute noch genau zwei Gurken für 16 Menschen!“

„Hamsterkäufe schuld am Engpass“

Schuld seien laut Gansbühler Hamsterkäufe. „Ich habe eine Frau gesehen, die hat zehn Packungen Käse in ihren Einkaufswagen gelegt. Die kann sie doch gar nicht essen, schmeißt am Ende nur Käse weg.“ Die Frau habe sie angesprochen und ihr gesagt, „dass sie das gerade den Ärmsten der Armen wegnimmt“. Sie habe aber nur Unverständnis geerntet.

Tatsächlich sind viele Supermärkte im Regensburger Stadtgebiet im Moment relativ leer gekauft, wobei an allen Stellen stets versichert wird, dass die Ware bereits auf den Weg sei. Versorgungsengpässe für die Bevölkerung sind also ohnehin nicht zu erwarten. Aber die Tafeln dürfen keine Lebensmittel zukaufen. „Wir sind darauf angewiesen, dass die abgelaufenen Lebensmittel zu uns kommen. Aber so, wie es im Moment aussieht, werden wir erst wieder im Juni mit Lieferungen rechnen können.“

Erneut Bitte an Stadt und Bevölkerung

Schon einmal ist die Stadt Regensburg eingesprungen und hat fünf Paletten gespendet, vorwiegend sogenannte Trockenprodukte. „Die sind aufgebraucht“, sagt Gansbühler. Man benötige dringend Öl, Zucker, Mehl, aber auch Reis, Gries, Dosensuppen und -Gemüse sowie Dosenobst. „Wir bekommen nichts frisches mehr, also müssen wir auf diese Produkte setzen“, sagte Gansbühler.

Mit Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer sei sie schon in Kontakt, hat um eine erneute Spende gebeten. Aber auch die Bevölkerung könne helfen. „Wer etwas von seinen Einkäufen abgeben will, kann zu unseren Öffnungszeiten am Montag, Mittwoch oder Freitag zwischen 10 und 15 Uhr kommen und Lebensmittel vorbeibringen.“

Bereits kürzlich hat Gansbühler einen Hilferuf abgesetzt, weil die meisten Helfer in der Einrichtung zur Risikogruppe der über 60-Jährigen gehören. „Wir haben eine unglaubliche Solidarität von Studenten erfahren, die uns jetzt helfen“, ist ihre Hoffnung. Denn auch diesmal setzt Gansbühler auf die Solidarität der Regensburger, in dieser großen Not zusammenzustehen.

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