Historische Tiefstände
Diese Folgen hat das Donau-Niedrigwasser für die Schifffahrt

21.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:20 Uhr
Johannes Hirschlach
Ein Kreuzfahrtschiff liegt in Regensburg vor Anker. −Foto: Johannes Hirschlach

Den Reedereien fehlt das Wasser: Die niedrigen Pegelstände der Donau bringen Schiffsbetreiber ins Schwitzen. Am Donnerstag erreichten die Werte ein historisches Tief.



Kreuzfahrtschiffe kommen derzeit von Passau nicht mehr nach Regensburg, Frachter müssen lange Zwangsstopps in der Oberpfälzer Domstadt einlegen.

„Es ist aktuell ein immenser Arbeitsaufwand“, sagt Oliver Roth von der Regensburger Frachtreederei Bayerischer Lloyd. „Wir müssen Schiffe zum Teil zu zwei Dritteln ausladen, damit wir weiterfahren können“, erklärt er. Statt einem Tiefgang von 2,50 Metern seien nur noch 1,10 Meter möglich. Entsprechend weniger Güter dürfen aufs Schiff.

Rekord-Tief des Pegels in Pfelling

Der Grund: Die frei fließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen verzeichnet derzeit besonders niedrige Pegel. Am Donnerstag, 21. Juli, lag der Wert der Messstelle Pfelling historisch tief bei 2,23 Metern. Zum Vergleich: Der Durchschnitt beträgt 3,80 Meter.

Für manche bedeutet das das Ende der Reise: Kreuzfahrtschiffe „können schon seit mehreren Tagen diesen Streckenabschnitt nicht mehr befahren“, teil das zustände Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Donau (WSA) mit. Große Passagierschiffe kommen auf der beliebten Route von Passau also derzeit flussaufwärts nicht nach Regensburg durch.

Einer, der noch schnell genug reagiert hat, ist der Reiseveranstalter Phoenix: Die MS Asara war zuletzt flussabwärts auf dem Weg nach Passau, erzählt Produktmanager Nuno Cabrita. Weil niedrige Pegel abzusehen waren, habe das Schiff kurzfristig Straubing als letzten Hafen der Reise angelaufen. „Wir mühen uns, dass kein Schiff steckenbleibt“, sagt Cabrita. So konnte die MS Asara rechtzeitig kehrt machen und wieder flussaufwärts Richtung Regensburg und Frankfurt schippern.

Güterschiffe müssen leichter werden

Mindestens genauso viel Organisationstalent ist im Güterverkehr gefragt: Der Bayerische Lloyd bunkere viele Waren derzeit im Regensburger Hafen, um die voll beladenen Schiffe leerer zu bekommen, sagt Oliver Roth. „Dann muss man schauen, ob man es mit dem Lastwagen weiterkriegt.“ Manche Schiffe müssten tagelang darauf warten, dass Lagerkapazitäten frei werden. Erst dann können die Frachter durch die Problemzone.

Schnelle Besserung erwartet Roth nicht. „Ich sehe das eher pessimistisch“, sagt er. Auch einzelne Regenschauer brächten in der aktuellen Situation kaum Erleichterung.

Schleusen schützen Donaupegel in Regensburg

Unmittelbar um Regensburg ist die Lage derweil noch stabil: Es gebe „keinerlei nennenswerte Beeinträchtigungen durch die Trockenperiode“, heißt es vom WSA. Das liegt an den Schleusen flussauf- und abwärts, mit denen die Wasserhöhe besser reguliert werden kann. Lediglich für größere Sportboote könne es oberhalb der Eisernen Brücke eng werden, teilt die Behörde mit. Bootslenker können den Abschnitt jedoch über die Schleuse für die Großschifffahrt umfahren.