Jahresrückblick
Donaustrudl-Team und Verkäufer besuchten die Hauptstadt

28.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:19 Uhr
Andreas Will, Vorstand und Verkäufersprecher, Laura Holler, Sozialpädagogin, und der Verkäufer Markus Meißner sind dem Donaustrudl treu. −Foto: Fotos: Bösl

Vor fast einem Jahr trat Markus Meißner vor die Kamera, um zu zeigen, wie der Alltag eines Donaustrudl-Verkäufers ist. Im September fuhr er gemeinsam mit dem Verein und seinen Kollegen nach Berlin. Was hat sich sonst beim Donaustrudl getan?



Meißner, die Sozialpädagogin Laura Holler und Andreas Will, Verkäufersprecher und Vereinsvorstand, blicken auf 2022 zurück. Meißner arbeitet nach wie vor als Zeitungsverkäufer in den Kneipen. Auch wenn er manchmal angefeindet werde, sei er dankbar für seine Arbeit. „Damit kann ich mir ab und zu ein bisschen was leisten“, sagt der 41-Jährige.

Wie lange er noch beim Donaustrudl arbeiten werde, könne er aktuell nicht beantworten. „Seit der Berlin-Reise denke ich manchmal über einen Tapetenwechsel nach“, sagt der gebürtige Sachse. Aktuell arbeiten beim Sozialmagazin neben Meißner rund 60 bis 70 weitere Zeitungsverkäufer. Vor allem in der Winterzeit kämen stets viele neue Verkäufer dazu. Zuletzt musste der Verein sogar einen Aufnahmestopp verhängen. „Wir würden sonst den Überblick verlieren und das Projekt würde darunter leiden“, erklärt Laura Holler.

Verkäufer arbeitet nun auf dem ersten Arbeitsmarkt

Dass sich unsere Gesellschaft wandelt, bestätige auch ein Blick auf die Zeitungsverkäufer. Heute arbeiten beim Donaustrudl Menschen verschiedenster Ethnien – aktuell auch viele Rumänen. „Wir wollen die Leute vom Betteln abbringen“, erklärt Andreas Will. Er halte es für unerlässlich, jeden Menschen, egal welcher Herkunft, zu integrieren, denn „Ausgrenzung wird aus langer Sicht zur Verrohung der Gesellschaft führen.“

Zunehmend gebe es auch Regensburger, die sich mit dem Verkauf der Zeitung etwas zur Grundsicherung dazu verdienen. „Wenn jemand Potenzial für den regulären Arbeitsmarkt mitbringt, dann wirken wir dahingehend auf ihn ein“, sagt Holler. Besonders freue sich der Verein darüber, dass ein Verkäufer 2022 zusätzlich zu seinem Strudl-Job, nun auch eine sozialsicherungspflichtige Anstellung bekommen habe. Die Corona-Zeit sei für die Verkäufer und den Verein sehr schwer gewesen. Da kaum Zeitungen verkauft wurden, musste der Verein die Verkäufer teilweise mit Spenden unterstützen. „Die Verkaufszahlen sind 2022 aber wieder gestiegen“, erzählt Will.

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Im September erlebten viele Verkäufer zum ersten Mal so etwas wie Urlaub. Das Donaustrudl-Team organisierte einen Kurztrip nach Berlin, an dem circa 18 Menschen teilnahmen. Die Reise wurde mithilfe von Spenden finanziert – die Verkäufer zahlten einen Eigenanteil von 20 Euro. „Wir hätten nicht gedacht, dass die Regensburger so viel spenden – ich war begeistert“, sagt Holler. In der Hauptstadt trafen die Teilnehmer Carolin Wagner, die SPD-Bundestagsabgeordnete für Regensburg, und besuchten unter anderem den Bundestag. „Wir wollten den Verkäufern zeigen, wo Politik gemacht wird und vermitteln, dass auch ihre Meinung zählt“, sagt die Sozialpädagogin. Die Fahrt sei auch herausfordernd gewesen, da die Verkäufer Vorurteile innerhalb der Gruppe abbauen mussten. Meißner betont, wie sehr er die Reise genossen habe: „Ich habe mich endlich mal frei gefühlt.“ Der Verein hoffe, dass es 2023 ein ähnliches Angebot geben wird.

Sozialpolitische Themen in neuer Zeitungsrubrik

Im September gründete der Verein einen Verkäuferrat, der aus drei Personen besteht. Meißner ist Teil des Rats. Bei Fragen oder Problemen können sich die Verkäufer nun auch an den Rat wenden, um so Will und Holler zu entlasten.

Seit rund sechs Monaten gibt es bei der Straßenzeitung eine neue Rubrik, die „Neues aus dem Sozialdienst“ lautet. Dort werden sozialpolitische Themen aufgegriffen. Zudem will Holler auch als Sprachrohr für die Belange der Verkäufer auftreten. Im Januar wird eine reine Verkäuferausgabe erscheinen. Nur die Layoutgestaltung wird von der Redaktion übernommen. „In unserem Magazin steckt genau so viel Arbeit, wie in einer professionellen Zeitung“, sagt Will.